22.04.2014 14:25 Uhr

Atlético vs. Chelsea: Busparker unter sich

Bereit für den Sprung ins Finale: Madrids Mittelfeldspieler Koke (l.) und Stürmer David Villa
Bereit für den Sprung ins Finale: Madrids Mittelfeldspieler Koke (l.) und Stürmer David Villa

Im Schatten von Bayern und Real kämpfen Atlético Madrid und Chelsea am Dienstagabend im Halbfinal-Hinspiel der Champions League im Estadio Vicente Calderón um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel. Qualitäten für einen Finaleinzug bringen beide Teams mit. Was spricht für die Blues, was für die Rojiblancos?

Fünf Gründe, warum Atlético ins Champions-League-Finale einzieht:

1. Das Selbstbewusstsein
Seit dem ersten Spieltag schweben die Rojiblancos auf Wolke sieben. Nach dem rekordverdächtigen Saisonstart in der Primera División (acht Spiele, acht Siege) spielte sich das Team auch international in einen Rausch. Atlético blieb als einziger Teilnehmer in sämtlichen Spielen der Champions League ungeschlagen. Die aktuelle Verfassung der Rot-Weißen: atemberaubend. 24 Punkte aus den letzten acht Ligaspielen bei einem Torverhältnis von 13:1 lassen die Fans von der ersten Meisterschaft seit 18 Jahren und dem Titelgewinn in der Königsklasse träumen.

2. Die Effizienz
Nur selten entfachen die Madrilenen über 90 Minuten ein Chancen-Feuerwerk. Meist reichen ihnen wenige gute Szenen und eine handvoll Möglichkeiten, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Eine Qualität, die jedes Team gerne hätte. Vor allem auswärts ist diese sensationelle Effizienz immer wieder der Schlüssel. In La Liga hat die Mannschaft im fremden Stadion in 16 Spielen lediglich 26 Treffer erzielt, trotz dieser mageren Ausbeute aber unglaubliche 37 Zähler geholt.

3. Die Schlüsselspieler
Mit Keeper Thibaut Courtois (21) und Mittelfeldass Koke (22) stehen zwei von Europas Top-Talenten im Kader. Courtois spielt eine nahezu fehlerfreie Saison. In 49 Pflichtspielen musste der Belgier nur 33 Mal hinter sich greifen. Ein beeindruckender Wert. Rund um die Mittellinie schwingt Spanies U-21-Europameister Koke den Taktstock. Seine hervorragende Spielübersicht und hohe Passsicherheit brachten ihm den Spitznamen "der neue Xavi" ein. Last but not least steht mit Diego Costa (46 Pflichtspiele, 35 Tore) ein Stürmer zu Verfügung, der sich in diesem Jahr das Prädikat weltklasse mehr als verdient hat.

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4. Die Abwehr
Die Viererkette Juanfran-Miranda-Godin-Luis ist im Schnitt knapp 29 Jahre alt und bildet einen eingespielten Block, der perfekt funktioniert und kaum Großchancen zulässt. Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Hulk, Jackson Martinez und viele weitere Top-Stürmer können ein Liedchen davon singen. Die Gegner der Madrilenen werden meist dazu gezwungen, per Einzelaktion oder aus der Distanz zum Erfolg zu kommen. Da wundert es nicht, dass die "Matrazenmacher" die mit Abstand beste Defensive in der Primera División stellen.

5. Der Trainer
Der 44-jährige Diego Simeone war schon zu seiner aktiven Zeit gefürchtet. Giftig in den Zweikämpfen, technisch stark und von einem unbändigen Siegeswillen angetrieben. Genau diese Tugenden hat der Argentinier seiner Mannschaft eingeimpft. In der Coaching Zone wird aus ihm schnell der 12. Feldspieler. Er hat ein ausgezeichnetes Gespür dafür, wenn es bei seiner Elf nicht läuft und sie Unterstützung braucht. Das Team hat seine Vorstellung vom 4-4-2 verinnerlicht, spielt häufig mit viel Ballbesitz und glaubt bis zum Schlusspfiff an seine Chance.

Fünf Gründe, warum Chelsea ins Champions-League-Finale einzieht:

1. Die Erfahrung
Lampard, Terry, Čech, Ivanovic, Eto'o – die Arrivierten des Chelsea FC haben in ihrer Karriere schon so ziemlich alles erlebt und sind immer noch für eine Sternstunde gut. Wenn es wirklich darauf ankommt, ist auf die Routiniers Verlass. Obwohl Lampard seinen Stammplatz im Mittelfeld an die jungen Wilden abtreten musste und Eto'o mit Ba und Torres zwei Konkurrenten fürchten muss, gilt: Wenn sie gebraucht werden, sind die Oldies da. Zumindest auf den Kameruner können die Blues jedoch nicht bauen, Eto'o fällt aufgrund von Knieproblemen aus.

>> Chelsea ohne Eto'o nach Madrid

2. Das Talent
Vom Potenzial zählt das offensive Mittelfeld der Londoner zum Besten, was Europa zu bieten hat. Eden Hazard steht schon mit seinen 23 Jahren auf einer Stufe mit den absoluten Weltstars. Der Brasilianer Willian findet sich Monat für Monat besser im System Mourinho zurecht und Landsmann Oscar hat seine Formschwäche ad acta gelegt. Dann gibt es noch André Schürrle, der durch seinen Tordrang immer wieder ein belebendes Element im Spiel der Blues darstellt. Sie alle aus dem Spiel zu nehmen, wird auch einer defensivstarken Mannschaft wie Atlético schwer fallen.

3. Die Abwehr
Über viele Jahre haben sich die Blues einen Ruf als destruktive Mannschaft erarbeitet. Nicht ganz zu Unrecht, allerdings haben sie spätestens in diesem Jahr eine glänzende Mischung aus Offensive und Defensive gefunden. Mit nur 26 Gegentoren stellt Chelsea die beste Abwehr der Premier League, mit 67 geschossenen Toren immerhin die drittbeste Offensive. Herzstück bleibt aber die Abwehr um das Quartett Ivanovic-Cahill-Terry-Azpilicueta. In der Luft quasi unbezwingbar, auf den Außenverteidigerpositionen mit großem Drang nach vorne. Ein flexibles Bollwerk, das in dieser Spielzeit in 26 von 51 Pflichtspielen ohne Gegentor blieb.

4. Die Unberechenbarkeit
Sollte Chelsea die Meisterschaft in diesem Jahr verpassen, werden am Ende die Niederlagen gegen Stoke, Aston Villa, Sunderland und Crystal Palace als Hauptgrund aufgeführt werden. In den Spitzenspielen gegen die Top Fünf der Liga hat die Elf aus London dagegen fast ausnahmslos gut ausgesehen. Zwei Siege gegen ManCity, vier Punkte gegen Arsenal und Tottenham, drei Zähler gegen Liverpool und Everton – und das nicht etwa durch öden Defensiv-Fußball. Der CFC kann sein Spiel quasi auf Knopfdruck ändern und vom "Busparken" auf "Überholspur" umschalten.

5. Der Trainer
Manche lieben ihn, die meisten hassen ihn – dazwischen gibt es eigentlich nichts: José Mourinho polarisiert wie kein anderer Trainer. Dabei versteht es der Portugiese perfekt, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. Geht ein Spiel verloren, ist entweder der Schiedsrichter, der eng gestrickte Spielplan oder sonstwas schuld, nicht aber seine Angestellten. Sein Team sei noch in der Aufbauphase und eher mit einem kleinen Pferd im Rennen der Großen zu vergleichen. Das kauft ihm zwar niemand ab, verfehlt die Wirkung aber nicht. In Mous Schatten konnte sich das Team in diesem Jahr stetig weiterentwickeln und könnte gegen Atlético den ganz großen Coup schaffen.

Christian Schenzel

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