24.04.2014 12:04 Uhr

EL: Jungbrunnen für alte Damen

Wollen auch gegen Benfica jubeln: Carlos Tévez (l.) und Paul Pogba
Wollen auch gegen Benfica jubeln: Carlos Tévez (l.) und Paul Pogba

Im Halbfinale der Europa League kämpfen klangvolle Namen aus Europas Fußballadel um den Einzug ins Finale. Juventus ist nur noch einen Schritt vom "finale in casa" entfernt. Doch nun wartet Benfica – ein Team, das auf dem Weg ist, alte Rechnungen zu begleichen

Vor knapp zwei Jahren elektrisierte das "Finale Dahoam" viele Fans in Deutschland. Der FC Bayern hatte erfolgreich jede noch so hohe Hürde genommen, um das lang ersehnte Champions-League-Finale in der heimischen Allianz-Arena zu erreichen. Im Frühjahr 2014 steht Juventus in der Europa League vor der Verwirklichung eines ähnlichen Traumes – das "finale in casa" wartet.

Wie schon in den Vorjahren spaziert Juve erneut durch die Serie A und hat beste Chancen auf den Gewinn des dritten "Scudetto" in Folge. Nur das eher unrühmliche Abschneiden in der Champions League trübt die Saisonbilanz im Norden Italiens. Auf der großen Bühne wirkte die "Alte Dame" tatsächlich ein wenig in die Jahre gekommen und scheiterte in der Gruppenphase an Real Madrid und Galatasaray. Als Trostpflaster blieb nur die ungeliebte Europa League, deren Finale in Turin ausgetragen wird.

Pure Dominanz im neuen Jahr

Der stolze italienische Rekordmeister, in seinem Selbstverständnis nach wie vor ein potentieller Gewinner der Königsklasse, fand sich zunächst eher unwillig mit dem kleineren europäischen Wettbewerb ab. Mit jedem Schritt Richtung Heimfinale wuchs zuletzt aber die Euphorie, die Aussicht eines Triumphes im eigenen Hause wirkte wie ein Jungbrunnen: National wie international eilte das Team von Antonio Conte von Sieg zu Sieg.

Die Mischung aus Routiniers wie Mittelfeld-Ass Andrea Pirlo und Top-Talenten wie Paul Pogba harmoniert nahezu perfekt. Hinzu kommt die traditionell bombensichere Defensive: Giorgio Chiellini und Co. hielten in der Hälfte aller bisher absolvierten 48 Pflichtspiele den Laden dicht. In der Europa League ließ Juve gerade einmal zwei Gegentore zu. Kurz vor dem großen Ziel wartet nun allerdings eine denkbar schwere Aufgabe.

Mit Euphorie gegen die Geister der Vergangenheit

Der Respekt der Bianconeri vor Benfica ist riesengroß. Portugals frischgebackener Meister befindet sich in Topform, hat in dieser Spielzeit die Dauerrivalen FC Porto und Sporting deutlich abgehängt und ist durch die erste Meisterschaft seit vier Jahren zusätzlich euphorisiert.

Auch die Adler träumten vor Saisonbeginn von einem Finale daheim, im Estádio da Luz wird das Champions-League-Finale stattfinden. Doch aus der Königsklasse schied Benfica mit zehn Punkten aus sechs Partien denkbar knapp aus. Was dem Klub allerdings die Möglichkeit eröffnet, wie in der vergangenen Saison das Endspiel der Europa League zu erreichen.

Damals verlor man äußerst unglücklich durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen Chelsea - den Verein also, der dem FC Bayern im Jahr zuvor die vielleicht schlimmste Niederlage der Klubgeschichte beigebracht hatte. Wenige Tage vorher hatte Benfica die Meisterschaft verspielt, kurz danach wurde auch das Pokalfinale verloren. Das Team von Jorge Jesus hat das tragische Ende der vergangenen Saison jedoch nicht verdrängt. Im Gegenteil: Es gibt ihm den Extrakick Motivation. Die Adler sind bereits Meister, stehen zudem im Pokalfinale und im Halbfinale des Ligapokals. Parallelen zum Triple-Gewinn des FC Bayern nach dem niederschmetternden "Finale dahoam" sind durchaus erkennbar.

Im eigenen Stadion eine Macht

Zuhause sind die Portugiesen in dieser Saison eine Macht, blieben wettbewerbsübergreifend ungeschlagen und entschieden 21 von 25 Spielen für sich. Das Team präsentiert sich trotz eines bunt gemischten Kaders mit Spielern aus neun Nationen ausgesprochen homogen.

Wie Juventus beherrscht auch Benfica die Kunst des Verteidigens, die Defensive um den erfahrenen Kapitän Luisão ließ im laufenden Wettbewerb lediglich drei Gegentreffer zu. Wie Juventus braucht auch Benfica nicht allzu viele Chancen für ein Tor. Wie Antonio Conte verfügt auch Jorge Jesus über eine hervorragende Mischung aus älteren Spielern, die dem Team Stabilität verleihen, und jungen, hungrigen Akteuren.

>> Benfica - Juventus ab 21:05 Uhr im Liveticker

Sevilla vs. Valencia - ein Duell im Zeichen des Umbruchs

Im zweiten Halbfinale treffen mit dem FC Sevilla und Valencia CF zwei Teams im personellen Umbruch aufeinander – ein Duell, das Hochspannung und Dramatik verspricht. Beide Vereine zahlen momentan für die Sünden der Vergangenheit, die finanzielle Lage machte den Verlust zahlreicher Leistungsträger unumgänglich.

Während sich Sevilla, angetrieben von Offensiv-Neuzugängen wie Carlos Bacca, Kevin Gameiro und dem Ex-Bremer Marko Marin, in der Primera Division mittlerweile wieder auf Europa-Kurs befindet, sind die Leistungsschwankungen in Valencia enorm. In der Liga dümpelt die Mannschaft von Juan Pizzi im Niemandsland der Tabelle herum. Rund um das altehrwürdige Estadio de Mestalla herrscht permanent Unruhe. Der vor der Pleite stehende Traditionsverein steht zum Verkauf. Niemand weiß, wie es Zukunft weitergeht.

Emotional aufgeladener Weg ins Halbfinale

Trotz aller Widrigkeiten gelang im Viertelfinale der Europa League aber eine kleine Sensation: Nach einer 0:3-Hinspielklatsche beim FC Basel folgte eine magische Nacht im Mestalla. Nach 120 furiosen Minuten hatte Valencia einen 5:0-Kantersieg herausgeschossen und doch noch das nicht mehr für möglich gehaltene Weiterkommen geschafft.

Im Halbfinale trifft man nun auf Ex-Coach Unai Emery, der nach fünf erfolgreichen Jahren in Valencia jetzt in Sevilla die Kommandos gibt. Seine Mannschaft gilt nicht nur aufgrund der besseren Platzierung in der Liga als Favorit. Nach einem hochemotionalen Achtelfinal-Stadtduell gegen Real Betis schaltete der FC Sevilla zuletzt den stärker eingeschätzten FC Porto aus und spielte sich dadurch in die Rolle eines heißen Titelanwärters.

Ob Juventus, Benfica, Sevilla oder Valencia – vier große Namen des europäischen Fußballs streiten sich um zwei Tickets für das Finale. Seid live dabei und verfolgt die Partien im Ticker auf weltfussball.de!

>> Sevilla - Valencia ab 21:05 Uhr im Liveticker

Heiko Lütkehus

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