23.07.2014 08:29 Uhr

ÖFB-Nachwuchs bei den Besten der Welt

So sehen Sieger aus: Das ÖFB-Team jubelt im Regen von Budapest
So sehen Sieger aus: Das ÖFB-Team jubelt im Regen von Budapest

"Wir fahren zur WM", hallte es durch den Kabinengang. Österreichs U19-Nationalteam feierte am Dienstagabend bei der EM in Ungarn vorzeitig den Einzug ins Halbfinale und fixierte dazu auch die Teilnahme an der U20-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Neuseeland. Nach einem 3:1-Auftaktsieg gegen Gastgeber Ungarn machte ein klarer 3:0-Erfolg gegen Israel in Budapest den Triumph der ÖFB-Talente perfekt.

Auch strömender Regen im Szusza Ferenc-Stadion, schwierige Platzverhältnisse und die triste Kulisse von nur 456 Zuschauern auf den Rängen konnten den rot-weiß-roten Nachwuchs nicht stoppen. weltfussball hörte sich bei der Suche nach dem Erfolgsrezept vor Ort bei Funktionären, dem Trainerteam, Spielern und Fans um. Stolz und Begeisterung blieben dabei nachhaltig in Erinnerung.

Als "nicht typisch österreichisch" beschrieb es ÖFB-Präsident Leo Windtner, der es sich nicht nehmen ließ diese Mannschaft live zu sehen. Der Oberösterreicher sah den tollen Auftritt als "Bestätigung für den eingeschlagenen Weg". Die großen Bemühungen im Nachwuchsbereich beginnen sich für den Österreichischen Fußball-Bund in der Tat immer mehr bezahlt zu machen.

"Man kann dieser Mannschaft und dem Teamchef nur gratulieren. So geordnet und strukturiert muss man erst einmal auftreten. Zwei Siege mit 3:1 und 3:0 bei der Endrunde der besten achten Mannschaften Europas sind höchst erfreulich", so der Verbandsboss.

Erfolgscoach Andreas Heraf findet zu seiner Mitte

Erfolgscoach Andreas Heraf wartete geduldig bis auch er vor die Journalisten trat. In seinen Augen leuchtete noch immer das Feuer der Begeisterung. Er hatte es zuvor auf seine Elf übertragen und samt einem Matchplan mit dessen perfekter Umsetzung für den Halbfinal-Einzug und das WM-Ticket gesorgt.

"Ich habe meinen Burschen immer gesagt: Es gibt viele Mannschaften, die von der Qualität her besser sind als wir. Manche sind schneller und manche größer. Wir werden sie nicht niederrennen oder niederspielen können. Aber wir können jedem Gegner lästig sein! Damit können wir unsere Kontrahenten zur Verzweiflung bringen", gab Heraf gegenüber weltfussball Einblicke in seine Überlegungen.

In seiner aktiven Zeit als Spieler war er mit Rapid 1996 bis ins Europacup-Finale gestümt und stand bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich im Aufgebot von Teamchef Herbert Prohaska (blieb dann jedoch ohne Einsatz). Danach versuchte er sich als als Co-Trainer beim 1. FC Saarbrücken sowie als Chefbetreuer im Rapid-Nachwuchs, bei Austria Lustenau, Schwanenstadt, Pasching und Parndorf, doch erst beim ÖFB fand Heraf zu seiner Mitte.

Der mittlerweile 46-Jährige wirkt als Persönlichkeit, Mensch und Betreuer gereift. Ohne jedoch dabei seine Begeisterung für den Fußball verloren zu haben. Sein Assistent Roman Stary beschreibt ihn so: "Manchmal denke ich mir, das gibt es nicht: Jetzt trichtert er der Mannschaft schon wieder unser System ein. Aber genau deshalb wissen die Jungs was sie auf dem Platz zu tun haben und wir werden nun dafür belohnt."

Lovric, Grillitsch, Bytyqi: Bitte so weitermachen!  

Sie werden auch belohnt für eine ideale Mischung aus Talent und dem Ehrgeiz weiter an sich zu arbeiten. Wer Abwehrboss und Kapitän Francesco Lovric, Supertechniker Sinan Bytyqi sowie Offensiv-Drehscheibe Florian Grillitsch sah, der kennt nun den Grund dafür, warum sie der VfB Stuttgart, Manchester City oder Werder Bremen holte.

England-Legionär Bytyqi visiert auch bei seinem Klub den nächsten Schritt an: "Ich verdanke Patrick Vieira sehr viel, er kümmert sich bei Manchester City extrem um mich. Er wird mich in den nächsten sechs Monaten pushen und dann schauen wir, ob ich mich bei den Profis beweisen kann." Auch Deutschland-Export Grillitsch wirkte ruhig und gefasst: "Sebastian Prödl hat mir in Bremen sehr geholfen, zu Zlatko Junuzović hatte ich wegen seiner Verletzung leider nicht so viel Kontakt. Beim Training mit der ersten Mannschaft kann ich noch viel lernen".

Sie traten in der Gesprächsrunde so abgeklärt auf wie am Spielfeld. Überlegten ihre Antworten, keine naiven Wortsalven. Man musste sie wie die gesamte Mannschaft ins Herz schließen. Im Sinne des österreichischen Fußballs ist es wohl dennoch besser sie am Boden zu halten. Deshalb kein überschwängliches Lob, sondern nur die Bitte: Weiter täglich hart schuften, dann wird auch das A-Team einmal viel Freude an diesen Talenten haben.

Die nächste Chance bei der U19-EM gibt es bereits am Freitag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Portugal, wenn es um den Gruppensieg geht. Noch wichtiger ist dann aber das EM-Semifinale am Montag. Bei den Besten der Welt im kommenden Jahr in Neuseeland ist Österreich schon. In Europa im schlechtesten Fall Dritter. Man kann stolz auf diese Mannschaft sein.   

Mehr dazu:
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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Budapest

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