24.07.2014 11:08 Uhr

Top oder Flop: Đuričićs letzte Chance?

In Serbien ausgebildet, in Griechenland und England gescheitert, in den Niederlanden den Durchbruch geschafft, in Portugal degradiert: Mainz' Neuzugang Filip Đuričić ist zwar erst 22 Jahre alt, hat in seine Karriere aber schon einiges erlebt. Ein Portrait.

Er war einer der Wunschspieler von Trainer Kaspar Hjulmand, galt bereits im Teenager-Alter als das größte Talent Serbiens und soll in der kommenden Bundesligasaison für die kreativen Momente in der Mainzer Zentrale sorgen: Mit der Verpflichtung von Filip Đuričić könnte den 05ern ein echter Coup gelungen sein.

Der junge Mittelfeldspieler, aufgrund seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit einem der Superstars der 60er und 70er Jahre früh mit dem Spitznamen „Cruyff des Balkan“ ausgestattet, ist technisch versiert, beidfüßig, extrem laufstark und torgefährlich. Dass er sich bei Benfica Lissabon nicht auf Anhieb durchsetzen konnte, passt ins Bild seiner bisherigen Karriere.

Von Belgrad über Piräus bis nach Manchester

Im Alter von sieben Jahren kickte der kleine Filip in einer Fußballschule in seiner Heimatstadt Obrenovac erstmals gegen den Ball. Über den ortsansässige FK Radnički und die Nachwuchsabteilung von Roter Stern Belgrad führte ihn sein Weg acht Jahre später in die Fußball-Akademie von Olympiakos Piräus.

Durchsetzen konnte sich der Teenager in Griechenland allerdings nicht. Nach nur zwölf Monaten kehrte Đuričić zum FK Radnički zurück. Auch Anfang 2009, als ihn Manchester United für einige Wochen zum Probetraining einlud, musste der begabte Techniker wenig später enttäuscht die Heimreise antreten.

Zu verspielt, zu ballverliebt, körperlich zu schwach

Erst im Winter 2010 traf Đuričić auf Rat seines guten Freundes Miralem Sulejmani eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte. Er wechselte zum niederländischen Erstligisten nach Heerenveen, wo seine Karriere nach einigen Anlaufschwierigkeiten richtig ins Rollen kam.

Die ersten eineinhalb Jahre in der Eredivisie verliefen äußerst schleppend. Körperlich war der junge Mittelfeldspieler den Anforderungen noch nicht gewachsen. Auf dem Feld agierte er zu verspielt, zu ballverliebt, einfach nicht effektiv genug. Obwohl viele in Đuričić einen der technisch besten Spieler der Liga sahen, wollte ihm der Durchbruch zunächst nicht gelingen.

"Versuch einfach nur, das Tor zu treffen"

Vor der Saison 2011/12 nahm ihn sich Trainer Ron Jans schließlich zur Brust und erklärte seinem Spielmacher in einem Vier-Augen-Gespräch. „Du bist kein Picasso, du musst nicht alles wie ein Künstler machen. Versuch einfach nur, das Tor zu treffen.“ Ein simpler Ratschlag, den Đuričić beherzigte.

Zusammen mit dem jetzigen Wolfsburger Bas Dost und Liverpools Oussama Assaidi mischte der Serbe fortan die Liga auf. Der sc Heerenveen lieferte seinen Fans Woche für Woche ein Spektakel und verpasste die Champions-League-Qualifikation nur knapp. Dost wurde mit 32 Treffern Torschützenkönig, Đuričić steuerte zwölf Vorlagen und zehn Treffer bei.

Von der Eredivisie in die Königsklasse

Nach diesen überzeugenden Leistungen rückte er endgültig ins Visier der großen Vereine. Obwohl Đuričić stets betonte, sein Ziel sei es, irgendwann in Spanien zu spielen („Der Fußball dort passt am besten zu meinem Stil“), unterschrieb er im Februar 2013 einen Vertrag bei Benfica Lissabon. Der portugiesische Rekordmeister überwies sechs Millionen Euro Ablöse und ließ eine Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro in den Kontrakt einbauen.

Die ersten Wochen in Lissabon begannen verheißungsvoll. Der Serbe stand zu Saisonbeginn oft in der Startelf und traf im ersten Champions-League-Spiel seiner Karriere zum wichtigen 1:0 gegen den RSC Anderlecht. In der Folge fand Trainer Jorge Jesus in seinem System aber keinen Platz mehr für Đuričić. Er degradierte den mittlerweile zum Nationalspieler gewordenen Regisseur zum Bankdrücker.

Erst Stammspieler, dann Bankdrücker

Mit seiner neuen Rolle war der Spielmacher sichtlich unzufrieden. Nach seinem Treffer im Ligapokal gegen den Zweitligisten Leixões verzichtete Đuričić demonstrativ auf einen Torjubel und brachte so seinen Unmut zum Ausdruck. Trotz der angespannten Stimmung und eines heißen Flirts mit Celtic Glasgow erklärte Jesus den Serben jedoch für unverkäuflich.

„Filip ist ein Spieler von Benfica und will es auch bleiben. Er ist ein Kämpfer und wird seinen Platz in der Mannschaft früher oder später finden“, versuchte Đuričićs Agent, die Wogen zu glätten.  Ohne Erfolg. Sein Schützling kam bis zum Saisonende nicht über die Rolle des Reservisten hinaus.

Jetzt heuert der Serbe für mindestens eine Saison in Mainz an. Mit dem Ziel, sich endlich in einer der großen Ligen Europas durchzusetzen. Nach vielen Vorschusslorbeeren und zahlreichen Rückschlägen will Filip Đuričić bei den 05ern beweisen, dass er seinen Spitznamen „Cruyff des Balkan“ und den Ruf, das größte Talent des serbischen Fußballs zu sein, zu Recht trägt.

Christian Schenzel

Mehr dazu:
>> zum Steckbrief von Filip Đuričić
>> Mainz leiht Đuričić aus

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