Im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde beim FK Qarabağ hat sich Österreichs Meister RB Salzburg bei der geplanten Attacke auf die Champions League am Mittwochabend mit einer 1:2-Niederlage bis auf die Knochen blamiert. Im Rückspiel am 6. August (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) brauchen die Salzburger nun vor eigenem Publikum unbedingt einen Sieg, sonst ist der Traum von der Millionenliga beendet.

Der Meister Aserbaidschans ging im mit 31.000 Zuschauern ausverkauften Tofig Bakhramov-Stadion von Baku bereits in der zweiten Minute durch den Brasilianer Danilo Dias in Führung. Danach flogen Salzburg-Verteidiger Christian Schwegler wegen einer überzogenen Rote Karte (34.) und Qarabağ-Kapitän Admir Teli mit Gelb-Rot (42.) vom Platz.

Im Finish gelang Salzburg durch Torjäger Jonatan Soriano zunächst in der 77. Minute der Ausgleich, aber mit Reynaldo sorgte ein weiterer Brasilianer in Diensten der Hausherren in der 86. Minute noch für den 2:1-Sieg von Qarabağ. Der Siegestorschütze sah jedoch kurz danach ebenfalls Rot (88.) und ist damit in einer Woche gesperrt. Kein Nachteil, denn Reynaldo war der beste Mann auf dem Platz.

Fehlstart beim geplanten Sturm auf die Königsklasse

Die Salzburger legten bei ihrem siebenten Anlauf auf die Gruppenphase der Königsklasse gleich bei der ersten von zwei Hürden einen kapitalen Fehlstart hin. Die Partie war gerade einmal angepfiffen, da landete der Ball nach etwas mehr als einer Minute schon im Tor. Nach einer Flanke von Leroy George verlor Andre Ramalho im Zentrum das Kopfballduell, danach haute Christian Schwegler über den Ball und Danilo Dias schoss am langen Eck souverän ein.

Sadio Mané verpasste quasi im Gegenzug nur knapp eine Flanke (3.) und bei einem Soriano-Freistoß (9.) fehlte nicht viel. Sonst war von den in der österreichischen Bundesliga so überlegenen "Bullen" aber vorerst wenig zu sehen. Der Meister aus Aserbaidschan stand hinten ziemlich sicher, präsentierte sich aber auch sehr schnell im Konter und technisch stark.

Vor allem die beiden Brasilianer Danilo Dias und Reynaldo stellten die Salzburg-Abwehr vor große Probleme. Schwegler konnte sich gegen Reynaldo nur mit einem Foul helfen und sah zur Überraschung vom ukrainischen Schiedsrichter Sergey Boyko die Rote Karte. Martin Hinteregger war hinter dem Schweizer postiert, er hätte also mit Gelb davonkommen müssen.

Ausschluss reiht sich an Ausschluss

Mit dem verhängten Freistoß von Chumbinho (36.) hatte Salzburg-Keeper Péter Gulácsi große Mühe. Salzburg-Coach Adolf Hütter reagierte mit der Einwechslung von Peter Ankersen für Naby Keita, der bei seinem Startelf-Debüt kämpferisch engagiert war, sich aber sonst nicht in Szene setzen konnte.

Für die ohne den gesperrten Alan angetreten Salzburger sah es zu dem Zeitpunkt schlecht aus, doch die Aserbaidschaner schwächten sich kurze Zeit später selbst. Admir Teli, der albanische Abwehrchef von Qarabağ, sah innerhalb weniger Minuten zweimal Gelb, die zweite Karte kassierte er wegen eines unnötigen Handspiels im Bereich der Mittellinie (42.). So kamen die Gäste noch vor der Pause zu einer großen Ausgleichschance, Keeper Ibrahim Šehić rettete aber mit einer Fußabwehr bei einem Schuss von Kevin Kampl (44.).

Salzburg erwacht nach der Pause

Nach der Pause schienen die Salzburger den Ernst der Lage erkannt zu haben, sie kamen wie verwandelt aus der Kabine und ließen dem Gegner kaum Luft zum Atmen. Šehić konnte sich bei Abschlüssen von Kampl (47.), Soriano (47.) und Mané (53.) auszeichnen, zudem gingen Heber von Andreas Ulmer (48.) und Soriano (50.) an die Latte.

Nach einer kurzen Chancenpause ging es in dieser Tonart weiter. Der Qarabağ-Torhüter hielt aber auch einen Schuss von Mané (68.) und einen Freistoß von Soriano (76.). Das erlösende Auswärtstor fiel aber doch noch: Nach Mané-Flanke nahm sich Soriano den Ball herunter und schloss nach schöner Drehung ins lange Eck ab (77.).

Die Bemühungen den Sieg noch zu erzielen, schlugen fehl und aus dem Nichts kassierten die Gäste noch das bittere 1:2. Nach einem Ballverlust von Mané zog Reynaldo in einem Konter an Gulácsi vorbei und schoss ein, der Salzburger Goalie und Ramalho konnten nicht mehr retten (87.).

Damit änderte sich die Ausgangslage der Hütter-Truppe, welche die ersten drei Saisonpartien mit einem Torverhältnis von 21:2 gewonnen hatte, schon entscheidend. Statt einem 0:0 muss nun nächste Woche zumindest ein 1:0-Sieg her, um das Playoff der Champions League zu erreichen.

Salzburg-Coach: "Ergebnis mit dem wir ganz gut leben können"

Salzburg-Coach Adi Hütter meinte in einer ersten Reaktion nach der Partie: "Wir haben etwas nervös begonnen und in der ersten Hälfte das Spiel von Qarabağ zu wenig angenommen. Qarabağ hat gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft sind. In der zweiten Hälfte waren wir die klar bessere Mannschaft und haben verdient den Ausgleich gemacht. Es ist ein Ergebnis mit dem wir ganz gut leben können. Die Rote Karte von Schwegler war eher fraglich, aber auch die von Reynaldo. Seine Sperre könnte im Rückspiel ein möglicher Vorteil für uns sein."

Salzburg-Mittelfeldspieler Kevin Kampl kommentierte die Niederlage so: "Das Spiel ist anders gelaufen, als wir es uns vorgenommen hatten. Wir haben ein sehr frühes Gegentor kassiert und den Faden verloren. Mitte der ersten Hälfte sind wir besser reingekommen, aber es war nicht genug. In der zweiten Hälfte hatten wir etliche Chancen, haben aber die Tore nicht gemacht und durch eine Unachtsamkeit ein dummes Gegentor gekriegt. Es gibt Gott sei Dank noch ein Rückspiel, wir werden nächste Woche alles daran setzen, diese Mannschaft zu besiegen."

Qarabağ-Trainer Gurban Gurbanov freute sich über den Sieg, denn "Salzburg ist ein sehr starker Gegner, wie man in der zweiten Hälfte gesehen hat. Wir waren zu Beginn der zweiten Hälfte sehr nervös, aber wir haben diese Phase überstanden. Siege über solche Teams geben den Spielern Selbstvertrauen."

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apa/red