25.08.2014 13:12 Uhr

Wettskandal-Prozess: Zeugen am Wort

Dominique Taboga stand wieder im Mittelpunkt
Dominique Taboga stand wieder im Mittelpunkt

Am Tag neun beim Prozess rund um den Wettskandal am Montag in Graz ist als erster Zeuge ein Mitarbeiter eines englischen Unternehmens für Sportwetten-Beobachtung befragt worden. Der Experte beschrieb, wie Analyse-Ergebnisse auf Manipulationen hinwiesen: "Bestimmte Personen wussten offenbar, wie das Spiel ausgehen wird. Alle Analysen deuteten darauf hin, dass jemand Vorwissen hatte."

Zwei Teams - Kapfenberg und Grödig - seien 2012 und 2013 in Österreich aufgefallen. Das erste Spiel, bei dem das automatische Alarmsystem anschlug, sei am 17. März 2012 die Partie Kapfenberg gegen Salzburg gewesen. "Was war da auffällig?", wollte Richterin Elisabeth Juschitz wissen. "Die erste Halbzeit war normal. Aber ab der Spielpause beobachteten wir ein verdächtiges Wettverhalten. Kapfenberg sollte verlieren. Es gab aber keine wesentlichen Auswechslungen und auch keine anderen Geschehnisse in der ersten Halbzeit, die einen derartigen Wetteinsatz auf eine Niederlage rechtfertigen würden."

Zwar konnte das Analyse-Unternehmen nicht sehen, wie hoch die Wetten genau waren, aber es erkannte, dass bei diesem Spiel hoch und bevorzugt im südostasiatischen Raum gesetzt wurde. Das könne über Vermittler vor Ort, die wiederum Wetten an leitende Vermittler und übergeordnete Vermittler weitergeben, passieren, führte der Zeuge aus. Ein ähnliches Muster habe das Unternehmen auch beim Spiel Innsbruck gegen Kapfenberg am 31. März 2012 festgestellt: "Wir kamen zu dem Schluss, dass einige Spieler von Kapfenberg wohl den Abstieg schon hingenommen hatten und aus Niederlagen noch einen Gewinn ziehen wollten."

Vor der Befragung des Zeugen aus England wurde noch ein Video vor Gericht abgespielt. Es wurde am 31. Oktober 2013 von einem der Angeklagten, einem 33-jährigen Tschetschenen, aufgenommen. Darauf zu sehen ist Dominique Taboga, wie er sagt: "Ich heiße Dominique Taboga und schulde dir 50.500 Euro." Weiters sagt der Ex-Bundesliga-Spieler: "Weil ich kein Elfmeter-Foul verursacht habe." Der Tschetschene beteuerte, dass er das Video nicht für eine geplante Veröffentlichung gemacht habe. "Und warum hat Taboga dann nicht schon vor dem Video, sondern erst danach Schulden zurückgezahlt?", fragte Juschitz. "Ich weiß es nicht," antwortete der Beschuldigte.

Droh-SMS an Taboga

Der 33-Jährige gestand, viele SMS an Taboga geschickt zu haben, mit vielen schlimmen, aber auch guten Inhalten. Müsste er für jeden Buchstaben zahlen, müsste er wohl eine Million zahlen. Er habe Taboga jedenfalls nicht schlagen wollen, und er habe auch nicht gedroht, das Video zu veröffentlichen: "Er hat mir ja leidgetan, ich war in der gleichen Situation, hatte Druck und Schulden."

Die Richterin las jedoch eine SMS vor, die der Tschetschene Taboga geschickt hatte: "Wenn du mich morgen verarscht, wird es dir alles kosten, was du liebst." Oder auch: "Das wird das Ende für dich und deine scheiß Karriere." Und: "Ich klopfe deine Haustür ein." "Ich weiß nicht einmal, wo er wohnt. Ich stand selbst massiv unter Druck und wollte nur, dass er zahlt", beteuerte der Tschetschene.

Vernehmung eines Beschuldigten

Am Nachmittag hat Richterin Elisabeth Juschitz erstmals den 51-jährigen Albaner ausführlich befragt, der von den anderen Beschuldigten - vor allem dem ehemaligen Spieler L. - belastet wird. Er bekannte sich teilweise schuldig und gestand die Beteiligung an manchen Spiel-Manipulationen. Mit Nötigung oder Erpressung habe er nichts zu tun.

Der Beschuldigte bestritt die Beteiligung an den Manipulationen von drei Spielen in den Jahren 2004 und 2005. Damals will er die anderen Angeklagten noch gar nicht gekannt haben. Sanel Kuljic habe er 2008 kennengelernt, über ihn dann den 32-jährigen L. im Jahr 2009. Mit ihm habe er sich öfter getroffen, um ein Geschäft zu vereinbaren. Er habe drei Reisebusse und Spielautomaten in Österreich kaufen wollen, 180.000 Euro hatte er zur Verfügung. Diese will er mit seinen Unternehmungen in Albanien erwirtschaftet haben.

Aus dem Geschäft sei aber nichts geworden, dafür soll ihm L. Spielmanipulationen vorgeschlagen haben. "Er kam dann öfter zu mir nach Tirana und wollte mein Vertrauen gewinnen", sagte der 51-Jährige. Einmal habe der 32-Jährige auch eine Liste mit Spielen mitgebracht, die manipuliert werden könnten. Davor sei er "ganz normal an Fußball interessiert" gewesen - "wie jeder Mann". Mittlerweile könne er aber keine Minute mehr sehen und habe eine regelrechte "Allergie".

Die Idee von L. sei gewesen, dass insgesamt 300.000 Euro nötig wären: Etwa die Hälfte sollte bei einem Wettanbieter auf einem Account angelegt werden, der Rest sollte für die Bestechung von Spielern verwendet werden. Der Albaner gestand, dass er sich bemühte, neben seinen 180.000 Euro noch weitere 120.000 Euro aufzutreiben. L. habe ihn dann auch empfohlen nach Klagenfurt zu ziehen, da er dort alle Kontakte habe. Das erste Spiel, bei dem er an einer Manipulation beteiligt war, sei die Partie Salzburg gegen Kapfenberg am 16. Oktober 2010 gewesen.

L. dagegen belastete den Albaner, bereits beim Spiel zwischen Kapfenberg und Rapid am 31. Oktober 2008 seine Finger im Spiel gehabt zu haben. "Das stimmt nicht", beteuerte der 51-Jährige. L. blieb aber bei seiner Aussage. Der Albaner mutmaßte im Zusammenhang mit anderen Spielen, dass die Fußballer einfach nur das Geld kassierten, ohne dass manipuliert wurde. Er wisse nicht, ob Taboga oder L. dafür verantwortlich sei. Sie hätten sich offenbar einfach darauf verlassen, dass das vereinbarte Ergebnis von selbst eintreffe.

Der Prozess wird am Dienstag bereits um 8.30 Uhr mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt. Geladen sind rund 30 - zum Teil ehemalige - Spieler von Mattersburg.

Mehr dazu:
>> Wettskandal: Kuljic' Begleiter im Verhör 

apa

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