16.09.2014 11:47 Uhr

AS Monaco: Untergang mit Ansage

Der junge Belgier Yannick Ferreira-Carrasco ist Teil des neuen Projekts
Der junge Belgier Yannick Ferreira-Carrasco ist Teil des neuen Projekts

Mit einem radikalen Kurswechsel hat der AS Monaco im Sommer für Verwirrung gesorgt. Mittlerweile gilt das ehrgeizige Projekt längst als gescheitert. Grund ist mal wieder das Geld.

Mit Investitionen in Höhe von rund 170 Millionen Euro katapultierte sich der AS Monaco dank Präsident Dmitri Rybolowlew in den letzten drei Jahren vom letzten Tabellenplatz der Ligue 2 bis in die Champions League. Der Milliardär kaufte sich 2011 in den Klub ein, lockte reihenweise Superstars in das Fürstentum und machte das Team binnen kürzester Zeit zu einem Titelanwärter.

Heute, nach drei Spielzeiten zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlichem Wahnsinn steht das Projekt vor dem Aus. Die Stars wurden verkauft, Rybolowlew ist von der Bildfläche verschwunden und sportlich rangiert der Vize-Meister nach fünf Spieltagen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Ein Untergang mit Ansage.

Die teuerste Scheidung aller Zeiten

Schon als sich der russische Oligarch 2011 in den Klub einkaufte, waren seine Motive mehr als zweifelhaft. Sein größtes Anliegen war nicht etwa, den Verein wieder in die Beletage zu führen. Vielmehr hoffte er auf die monegassische Staatsbürgerschaft, um kostspieligen Klagen und Verfahren in seiner Heimat erfolgreich zu entgehen. Der Plan scheiterte.

Weder bekam er die laut "France Football" von Fürst Albert als Gegenleistung für die Rettung des AS Monaco zugesicherte Staatsbürgerschaft, noch konnte er sich der Klage seiner Ex-Frau Elena entziehen. Im März 2014 verdonnerte ein Genfer Gericht Rybolowlew nach einem sechsjährigen Rosenkrieg zu einer Zahlung von rund drei Milliarden Euro. Die teuerste Scheidung aller Zeiten kostete ihn die Hälfte seines Vermögens.

Seitdem ist der medienscheue "Düngerkönig" untergetaucht. Weitere Strafverfahren wegen diverser Vergehen drohen ihm in den kommenden Monaten. Angeblich ist er sogar ins Visier des Kreml geraten. Sein Ausstieg aus dem "Projekt ASM" scheint beschlossen.

"Hatten mit mehr Umsatz gerechnet"

Neben den privaten Problemen Rybolowlews spielt das Financial Fair Play eine zentrale Rolle im ungewollten Kurswechsel des Vize-Meisters. Als mahnendes Beispiel dienten die drastischen Sanktionen gegen Manchester City und Paris Saint-Germain. Viele Millionen in neue Spieler investieren, nur um dann noch mehr Geld für die Zahlung der fälligen Strafen aufzubringen, macht schließlich wenig Sinn.

Mit rund 10.000 Zuschauern im Schnitt und TV-Einnahmen von nur 29,5 Millionen wäre es jedoch schlicht und ergreifend unmöglich gewesen, die horrenden Ausgaben für das Personal auch nur annähernd zu decken und so die Auflagen der FIFA zu erfüllen.

"Wir glaubten, dass die Einnahmen schneller steigen würden und die Champions League mehr Sponsoren anlockt", gab Vize-Präsident Wasiljew im Interview mit "Canal+" kleinlaut zu. "Nach der Ankunft von Falcao gab es einen großen Hype und wir hatten mit mehr Umsatz gerechnet, doch er kam nicht. Wir haben gemerkt, dass es mehr Zeit in Anspruch nimmt. Das Projekt", so versichert Wasiljew, "ist aber nicht gestorben. Es ist jetzt ein anderes."

Andere Mannschaft, andere Ziele

Wie "anders" das neue Projekt ist, wird mit dem Blick auf die Transferaktivitäten in diesem Sommer deutlich. Die drei besten Torschützen der Vorsaison, der Kapitän und der beste Abwehrspieler sind gegangen. Die Einnahmen wurden nur zu einem geringen Teil in den Kader reinvestiert. Stattdessen soll die Modernisierung des Ausbildungszentrums weiter voran getrieben werden.

Geblieben ist eine Mannschaft, die mit dem Team aus dem Vorjahr nur wenig gemein hat, dennoch Erfolge feiern soll. Eine Mammutaufgabe für den neuen Trainer Leonardo Jardim. "Das Projekt ist ein anderes, das Team ist ein anderes. Wir können es nicht mehr mit der letzten Saison vergleichen. Unser Ziel muss es sein, konzentriert zu arbeiten und die bestmöglichen Ergebnisse zu holen."

Großangriff auf Eis gelegt

Ein Untergang wie ihn der russische Klub Anzhi Makhachkala vor wenigen Jahren erlebte, ist für den AS Monaco zwar nicht zu befürchten. Die ambitionierten Ziele und der Großangriff auf den Liga-Krösus aus Paris sind dagegen endgültig auf Eis gelegt. In der Champions League sieht man sich selbst als klaren Außenseiter, in der Ligue 1 ist nach aktuellem Stand maximal Mittelmaß angesagt.

Die eigene Anhängerschaft sieht die aktuelle Entwicklung kritisch und fürchtet die sportliche Bedeutungslosigkeit. Der Großteil der Fußball-Fans in Europa darf sich hingegen freuen, dass der Wahnsinn endlich ein Ende hat.

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Christian Schenzel

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