Manchester United sehnt sich nach einer Rückkehr des verlorenen Sohnes Cristiano Ronaldo. Im kommenden Sommer wirkt ein Wechsel unwahrscheinlich. Aufgehoben oder doch nur aufgeschoben?

"Komm nach Hause Ronaldo - United schwankt!" Mit einer ungewöhnlichen Aktion wollten die Fans der Red Devils am Wochenende einmal mehr kundtun, wie sehr sie sich nach einer Heimkehr des portugiesischen Superstars sehnen: Während der Partie zwischen Villarreal CF und Real Madrid flog plötzlich ein Flugzeug mit einem Spruchbanner über dem Madrigal. Dort wurde Ronaldo unmissverständlich dazu aufgefordert, ins Old Trafford zurückzukehren. Als Retter. Als Messias. Als Heilsbringer für den seit vergangener Saison bedenklich schwankenden Traditionsklub.

Eine von vielen Aktionen, die der Fan-Twitter-Account "United Reel" initiierte. "Wir werden nicht aufhören, bis wir Ronaldo nach Hause geholt haben", sagte Fanklub-Gründer Oli Grandidge den "Manchester Evening News".

Dass der amtierende Weltfußballer sich einzig von dieser zugegebenermaßen kreativen Aktion dazu überzeugen lassen wird, wieder auf die Insel zu wechseln, darf stark bezweifelt werden. Und doch wird sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn wie kaum ein zweiter im kaltherzigen Fußballgeschäft will Ronaldo von den Fans verehrt und geliebt werden - und das wird er bei United.

"Ich liebe Manchester United"

Von 2003 bis 2009 schnürte CR7 die Kickschuhe für die Red Devils. Die Erfolge dieser Zeit können sich sehen lassen: ein Champions-League-Titel, vier Meisterschaften, ein FA-Cup-Sieg, zwei League-Cup-Erfolge. Grund genug für die Fans, sich die goldenen Zeiten mit dem Portugiesen zurück zu wünschen.

Und dann waren da auch noch die Aussagen von September: "Ich liebe Manchester United. Jeder weiß das und ich sage es immer wieder. Eines Tages würde ich gerne ins Old Trafford zurückkehren", sagte Ronaldo zur "Daily Mail". Es passte ins Bild: In eben jenen ersten Septembertagen hatte der Superstar die Vereinsführung der Königlichen nach den Abgängen von Ángel di María (Manchester United) und Xabi Alonso (Bayern München) öffentlich scharf kritisiert.

Dies befeuerte natürlich Gerüchte, wonach die Rückkehr nur noch eine Frage der Zeit - oder eben der entsprechenden Ablösesumme - sei. Auch Uniteds Teammanager Louis van Gaal äußerte sich öffentlich demonstrativ zuversichtlich, dass er Ronaldo zurückholen könne. Und dass der Niederländer nicht vor allzu hohen Ablösesummen zurückschreckt, ist mittlerweile wirklich jedem bekannt. Und da der Portugiese 2009 für 94 Millionen Euro zu Real wechselte, dürfte auch eine Rückkehr kein Schnäppchen sein.

Erfolge für Real - Bestmarken wackeln

All die gegenseitigen Liebesbekundungen zwischen Cristiano und United sind allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf einem anderen Blatt stehen die Erfolge von Real Madrid und Ronaldos unfassbare Leistungen für die Königlichen. Fast im Alleingang erfüllte der Portugiese dem Klub den Traum von La Decima. In der vergangenen Champions-League-Saison erzielte Ronaldo 17 Tore - neuer Rekord!

Auch seine Quote in La Liga ist unfassbar: In 170 Spielen erzielte CR7 188 Treffer für Real. Für Ronaldo ist es ein Ansporn, als bester Spieler in die Vereinsgeschichte einzugehen. Mit 25 Dreierpacks fehlt ihm noch einer, um in dieser Statistik mit Alfredo Di Stéfano gleichzuziehen. Auch in der Gesamtzahl seiner Tore ist er nicht mehr weit von Raúl (228) und Di Stéfano (216) entfernt.

Kann der Portugiese in ähnlicher Frequenz weiterknipsen, werden die Bestmarken in der kommenden Saison 2015/2016 wohl fallen. Ein guter Zeitpunkt für ein neues, abschließendes Kapitel in seiner Karriere?

Rückkehr in zwei Jahren?

Für den spanischen Fußballexperten Guillem Balague wäre eine Rückkehr durchaus denkbar, doch auch er glaubt, dass die Fans von United sich noch in Geduld üben müssen: "Es ist sicher, dass die Fans von United weiterhin alles tun werden, bis er letztlich zurückkommt. Und ich bin sicher: Er wird zurückkommen, allerdings nicht so schnell, wie sich die Leute wünschen. Sie träumen vom kommenden Winter. Das wird nicht passieren. Im Sommer? Ich glaube, auch das ist unwahrscheinlich. Real Madrid hat kein Interesse daran, Cristiano im Sommer 2015 abzugeben, dafür ist er noch zu wichtig", sagte er gegenüber "Sky Sports".

Das Zeitfenster nach der kommenden Spielzeit hält er jedoch nicht für ausgeschlossen: "Aber in zwei Jahren würde ich sagen: Ja, da klappt es! Dann ist Cristiano 31 und Real wird sagen: OK, wenn wir mit ihm jetzt noch gutes Geld machen können, brillant! Er hat viel für uns getan, aber wir müssen uns weiterentwickeln."

Glaubt man diesen Einschätzungen, müssen sich "United Reel" und alle Fans der Red Devils noch gedulden. Aber aufgeschoben ist ja nicht immer aufgehoben...

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Jochen Rabe