23.11.2014 10:00 Uhr

Inter: Derby als Wendepunkt?

Mauro Icardi will mit Inter wieder nach oben
Mauro Icardi will mit Inter wieder nach oben

Am Sonntag empfängt der AC Milan Inter zum Lokalduell. Für die Nerazurri steht das Derby della Madonnina unter ganz besonderen Vorzeichen: Die Schwarz-Blauen hinken ihren eigenen Ansprüchen weit hinterher, befinden sich nur auf Rang neun und haben jüngst mit Roberto Mancini einen neuen Trainer verpflichtet.

Der 49-Jährige will schon bald die Wende schaffen und sagte bei seiner Vorstellung: "Es sieht so aus, als hätte das Team Qualität." Mancini ist bei Inter kein Unbekannter. Im Gegenteil: Er saß bereits zwischen 2004 und 2008 auf der Trainerbank des Klubs und führte die Mannschaft seinerzeit zu drei Meistertiteln. Von ähnlichen Erfolgen ist der Traditionsverein derzeit allerdings so weit entfernt wie Mailand von Madrid.

Konstanz: Für Inter ein Fremdwort

Um den Niedergang des einstigen Serienmeisters zu verstehen, muss man einige Jahre zurückblicken. Nachdem Inter 2010 den Scudetto, den italienischen Pokal und die Champions League gewonnen hatte, verließ Erfolgscoach José Mourinho den Verein und wechselte zu Real Madrid. Es folgten wilde Jahre auf dem Mailänder Trainerkarussell, in denen fünf Übungsleiter binnen kürzester Zeit verschlissen wurden. Konstanz sieht anders aus.

Doch nicht nur an der Taktiktafel, auch auf dem grünen Rasen setzte eine hohe personelle Fluktuation ein. So verließen nach und nach Leistungsträger wie Samuel Eto'o, Wesley Sneijder, Maicon, Lúcio oder Diego Milito den Verein und konnten nur selten adäquat ersetzt werden.

Von der UEFA droht Ungemach

2011 gewann Inter den italienischen Pokal und feierte den bis dato letzten nennenswerten Titelgewinn. Mit dem ausbleibenden sportlichen Erfolg verringerten sich in den letzten Jahren die Einnahmen an den Stadionkassen enorm: Besuchten in der Saison 2010/2011 im Schnitt noch knapp 60.000 Fans die Heimspiele der Nerazurri, liegt der Zuschauerschnitt aktuell nur noch bei gut der Hälfte. Zudem verpasste Inter am Ende der Saison 2012/2013 zum ersten Mal seit 14 Jahren das internationale Geschäft. Dadurch versiegte eine weitere wichtige Geldquelle. Infolgedessen rutschten die Schwarz-Blauen immer tiefer in die Roten Zahlen.

Mittlerweile hat der Klub einen riesigen Schuldenberg angehäuft und alleine im letzten Geschäftsjahr einen Rekordverlust in Höhe von 103 Millionen Euro verzeichnet. Dies ist der UEFA nicht entgangen: Den Nerazurri droht eine Strafe wegen des Verstoßes gegen das Financial Fair Play. Um einer solchen zu entgehen, will Inters Präsident Erick Thohir den Klub konsolidieren und wieder auf gesunde finanzielle Füße stellen. Der indonesische Geschäftsmann pumpt dabei jedoch nicht blind Geld aus seinem Privatvermögen in den Verein – anders als einige Investoren anderer europäischer Topklubs. Er verfolgt vielmehr einen langfristigen Plan.

Mäzen mit Konzept

Thohir will neue Märkte erschließen und hat dabei vor allem den asiatischen Raum im Visier. Zudem verzichtet er auf die Verpflichtung teurer Stars und setzt stattdessen auf hoffnungsvolle Talente. Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den beiden jungen Offensivspielern Mauro Icardi und Mateo Kovačić zu. Deren langfristige Bindung an Inter "hat derzeit höchste Priorität", so der Mäzen. Um sie herum soll sukzessive eine neue Mannschaft aufgebaut werden.

Die sportliche Verantwortung dafür trägt nun Roberto Mancini. "Ich bin mir sicher, dass seine Erfahrung und sein Erfolgshunger das Team auf eine neue Ebene heben werden", zeigt sich Thohir naturgemäß zuversichtlich. Der Trainerwechsel soll nach Möglichkeit bereits im Derby am Sonntagabend (20:45 Uhr, live bei weltfussball) erste Früchte tragen. Das Kräftemessen mit Milan wird erste Hinweise darauf liefern, inwieweit der Inter-Kader tatsächlich über die von Mancini festgestellte Qualität verfügt.

Thomas Eßer

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