20.11.2014 19:53 Uhr

2014/2015 bringt Rapid ein Loch im Börserl

Werner Kuhn und Michael Krammer müssen mit einem Minus rechnen
Werner Kuhn und Michael Krammer müssen mit einem Minus rechnen

Wenn in Lifestyle-Magazinen die Top-10 der aufregendsten Berufe gekürt werden, dann finden sich Bilanzbuchhalter selten darin wieder. Wenn aber Rapid einen Geschäftsbericht veröffentlicht, dann erfreuen sich Vertreter dieser Zunft in ihrem Freundeskreis größter Beliebtheit. Sofern dieser grün-weiß gefärbt ist. "Erklär mir da einmal schnell was, du kennst dich da bestimmt aus...", bekommen sie von Bekannten zu hören und schon wird ihnen die Gewinn- und Verlustrechnung der Exil-Hütteldorfer unter die Nase gehalten. Tatsächlich ist der 74 Seiten starke Bericht kein Mickey-Maus-Heft, sondern eben ein komplexes Wirtschaftsdokument.

180.000 Euro Gewinn aus der Saison 2013/2014, das steht da schwarz auf weiß im frei herunterladbaren PDF. Klingt für den geneigten Rapid-Anhänger schön. Der Verein listet drei Haupt-Geschäftsfelder auf: nationaler Wettbewerb, internationaler Wettbewerb, Transfergeschäft.

Um die Ergebnisse aus diesen Teilbereichen jetzt stark vereinfacht zu beschreiben: die Bundesliga lief wirtschaftlich katastrophal (-5,6 Millionen Euro). Mit dem Europacup (+2,8 Millionen Euro) und am Transfermarkt (+2,9 Millionen Euro) machte man Kohle.

Was passiert also in einer Saison, in der man es nicht in den internationalen Bewerb schafft und die Spielerverkäufe ausbleiben? Richtig, es gibt ein fettes Minus. So wird es im Geschäftsbericht 2014/2015 in genau einem Jahr stehen. Und diese Prognose ist nicht einmal sonderlich gewagt.

Dass Rapid in der Qualifikation für die Europa League gescheitert ist, ist ein Fakt. Die Einnahmen daraus fallen also weg. Dass der derzeitige Kader weniger reif und verkaufbar als der vergangene ist, ist kein Geheimnis. Guido Burgstaller, Marcel Sabitzer und Terrence Boyd machten keinen großen Hehl aus ihren Abwanderungsgedanken. Außerdem erforderten es ihre vertraglichen Situationen, dass man sich von ihnen trennte – um zumindest noch ein bisschen Geld für sich zu sehen. Es handelte sich zudem immerhin um drei Nationalspieler, die am Markt prinzipiell begehrter sind.

Kainz und Berić werden erst im nächsten Jahr schlagend

Außer dem Kronjuwel Louis Schaub wird im kommenden Sommer keinem Spieler ein richtig lukrativen Abgang zugetraut. Die Transferbilanz 14/15 werden zusätzlich auch noch die Zukäufe von Florian Kainz und Robert Berić drücken, die beide nach dem 30. Juni, getätigt wurden und somit ins nächste Geschäftsjahr fallen.

Das mehr oder weniger bedeutungslose Ergebnis aus dem Europacup und das derzeit negative Transferbild werden das erschlagende Bundesliga-Minus nicht retten können.

"Umsatzrückgang in fast allen Geschäftsbereichen"

Warum ist also der Verlust aus dem nationalen Bewerb so hoch? Trotz des Wegfalls von Besserverdienern wie Markus Katzer, Markus Heikkinen ist der "Personalaufwand Sport" um 900.000 Euro höher als ein Jahr zuvor. "Die Steigerung hat folgende Ursachen: Die Beurlaubung des Trainerteams (Peter Schöttel und Dritan Baholli, Anm.) und die Kosten für die vorzeitige Vertragsauflösung sowie die höhere Anzahl an Punkten und die damit verbundenen Prämienzahlungen", lautet die Erklärung. Das erklärt also die höheren Ausgaben, die aber in der aktuellen Saison wohl geringer sein werden.

Die Erlöse sind 2013/14 um 1,8 Millionen im Vergleich zum Jahr davor geschrumpft. Begründung: "Umsatzrückgang in fast allen Geschäftsbereichen." Heißt genau: Sponsoring (-300.000 Euro), Ticketverkäufe (-550.000 Euro), Merchandising (-150.000 Euro), VIP-Hospitality (-70.000 Euro) und sonstige Erlöse (-900.000 Euro) gingen zurück. Nur die Rechteverwertung, sprich TV-Vertrag, ging in die Höhe (+250.000 Euro). Bei den sonstigen Erlösen war 12/13 eine einmalige Investitionskostenrückerstattung enthalten, das erklärt den Absturz in diesem Posten. Höhere Ausgaben und geringere Einnahmen ergeben ein um 2,9 Millionen Euro schlechteres Ergebnis in der Bundesliga als noch 2012/13.

Auffallend ist auch, dass Rapid Transferaufwendungen von 2,25 Millionen Euro anführt. Das verwundert vor allem deswegen, weil Zoran Barisic und Helmut Schulte vor bald eineinhalb Jahren erklärten, dass kein Geld für Neuanschaffungen da sei. In die Periode fielen schließlich die Ablösesummen für Thanos Petsos, Stefan Schwab und Srđan Grahovac. Allesamt keine Millionen-Transfers. Des Rätsels Lösung sind die Transferbeteiligungen, die Rapid an Dritte bei Verkäufen zu leisten hatte. Allen voran natürlich Marcel Sabitzer, bei dem die Spielervermittlungsagentur Stars and Friends einen Großteil einstrich.

Übersiedlung geht auch ins Geld

Als weiterer Kostenfaktor kommt nun die Übersiedlung ins Ernst Happel Stadion dazu. Ein Schnitt von 20.000 Besuchern wurde angepeilt, 17.605 sind es bislang. Trotz des neu verhandeltem Mietvertrags mit der Stadt Wien wird der Ertrag hier wohl geringer ausfallen, als noch im Hanappi-Stadion.

Aller Voraussicht nach wird also das negative Eigenkapital von derzeit 1.282.785 Euro auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag anschwellen. In der Ära Edlinger budgetierte man riskant, das bekommt Rapid jetzt zu spüren. "Mittelfristig ist es bekanntlich unser Ziel, auch ohne die internationalen Einnahmen und einem Transferüberschuss zumindest ausgeglichen zu bilanzieren. Diese Umstellung kann allerdings nicht innerhalb einer Saison gelingen, doch wir sind überzeugt, dass wir auch in diesem Zusammenhang auf dem richtigen Weg sind", meinte Präsident Michael Krammer. Eine zweite Saison ohne Europacup kann sich Rapid nicht leisten. Schließlich muss man ja auch ein Stadion finanzieren.

Mehr dazu:
>> Rapid 2013/2014 mit knappem Gewinn

js

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