25.11.2014 15:33 Uhr

Österreich arbeitet an seiner Fußballzukunft

Begeisterung beim Nationalteam, aber trister Alltag in der Liga
Begeisterung beim Nationalteam, aber trister Alltag in der Liga

Der ÖFB präsentierte am Dienstag in Wien stolz seine Jahresbilanz 2014 mit den Erfolgen des Nationalteams und der Nachwuchs-Mannschaften. Die Tabellenführung in der EM-Qualifikation und die bevorstehende U20-WM im kommenden Jahr in Neuseeland sind höchst erfreulich, doch im Hintergrund arbeitet Österreich mit dem Projekt 2020 bereits an seiner Fußballzukunft.

Denn der Blick in den Liga-Alltag zwischen Neusiedler- und Bodensee schockt derzeit die Verantwortlichen. Aber wie soll die fußballerische Landkarte Österreichs im Jahr 2020 aussehen? Dürfen Vereine wie der SV Grödig mit offiziell 2.500 Zuschauern auf einem Dorfplatz bei einem Heimspiel gegen Rapid dann noch im Oberhaus eine Rolle spielen? Gehören Klubs wie Admira Wacker und der SC Wiener Neustadt, die beim Durchschnittsbesuch ebenfalls unter der Wahrnehmungsgrenze liegen, dann noch zu den Top Ten?
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Können Manager wie Christian Haas dann auch noch stolz erzählen, dass Vereine mit einer echten Fanunterstützung wie Austria Salzburg bei ihnen nicht willkommen sind? Kann die Krise der Wiener Aushängeschilder Rapid und Austria noch schlimmer werden? Wer erweckt den SK Sturm Graz aus dem Dornröschenschlaf? Wie tief kann der schlafende Riese Wacker Innsbruck noch fallen? Fragen, die Fußball-Österreich mehr beschäftigen sollten, als es aktuell der Fall ist.

Thema Professionalisierung der österreichischen Bundesliga

Das "Thema Professionalisierung der Österreichischen Fußball-Bundesliga" wurde bereits im Dezember des Vorjahres behandelt. Damals kam der Bundesliga-Aufsichtsrat in einer zweitägigen Klausur, nach der Neubestellung zusammen. Als eines der Ergebnisse wurde folgender Punkt niedergeschrieben: "Das Projekt Fußball 2020 wird sowohl Bundesliga-intern als auch mit dem Österreichischen Fußball-Bund in gemeinsamen Arbeitsgruppen weiter forciert."

Ex-Liga-Vorstand Georg Pangl hatte sein offensiver verbaler Selbstfindungstrip ("Die Klubs können sich nicht immer hinter der Liga verstecken") zuvor einen Jobwechsel beschert. "Wir arbeiten zur Zeit am Projekt 2020 mit der Firma IMP", hatte der Burgenländer u.a. verpflichtende Rasenheizungen für die Liga angekündigt. Wenig später waren die Infrastruktur-Probleme in Österreich nicht mehr seine Baustelle und Pangl wurde als neuer Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Profi-Ligen (EPFL) präsentiert.

Wenn der Vorstand mit dem Präsi...

Fahnenflucht aus dem Land der fußballerischen Kleingeister: Verständlich, aber würdelos beim Abgang und hinterfragenswert. Das Verhältnis des Vorstands zum Bundesliga-Präsidenten wurde medial jedoch kaum thematisiert. "Ein Inschinör hat's schwör!", für Ing. Hans Rinner fast schon das Motto seiner Tätigkeit als Bundesliga-Präsident.

"Die Marke Bundesliga stärken, im UEFA-Ranking besser werden und die Zufriedenheit der Klubs sicherstellen" - waren die Ziele am Beginn seiner Ära. Der aktuelle status quo: Eine Bundesliga mit großen Zuschauerproblemen, ein Meister im Namen der Dose der beständig an der Qualifikations zur Champions League scheitert und andere Europacup-Teilnehmer als Belustigung für Gegner aus Großmächten wie Finnland oder der Republik Moldau.

Windtner: "Müssen Attraktivität der Liga erhöhen"

Selbst ÖFB-Chef Leo Windtner ist der aktuelle Zustand ein Dorn im Auge. Trotz aller Erfolge des Publikumsmagneten Nationalmannschaft schmerzt Woche für Woche der Blick in den Alltag der Bundesliga-Stadien. Auf Nachfrage von weltfussball redete Windtner nicht lange um den heißen Brei herum: "Es gibt eine Problematik, dass die besten Spieler sehr früh die Liga verlassen. Dazu muss man die Attraktivität der Liga erhöhen. Es ist Aufgabe der Bundesliga und da muss mehr kommen!"

"Dem ÖFB bleiben die Entwicklungen ja nicht vorenthalten. Wenn ein Torjäger wie René Gartler in die zweite deutsche Liga zu Sandhausen wechselt, dann ist es doch symptomatisch", so der ÖFB-Boss. Mit Terrence Boyd, Christopher Trimmel, Robert Žulj, Lukas Hinterseer, Stefan Hierländer, Michael Liendl, Georg Teigl und Christian Gartner gibt es noch weitere Namen, welche das österreichische Oberhaus gegen die zweite deutsche Liga eintauschten. Sicher nicht zum finanziellen Nachteil.

Eine Entwicklung, die alle Alarmglocken schrillen lassen sollte. "Das macht eigentlich mehr als nur nachdenklich", meinte Windtner. "Wie kann man dem entgegenwirken? Mit einer Ligenreform? Ich finde beim Reform-Eifer sollten wir einmal Pause machen", lautete der Seitenhieb an alle zuletzt wieder häufiger werdenden Stimmen, die einmal mehr u.a. am Unterbau in der Ersten Liga gerüttelt hatten.

"Abgang von Top-Talenten okay, aber wenn selbst solide Spieler beim ersten Angebot ins Ausland wechseln, dann sollte man diese Entwicklung nicht einfach so hinnehmen. Da ist die Liga gefordert und natürlich auch die Vereine", lautete die Forderung von Windtner.

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ct

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