30.01.2015 10:00 Uhr

Rückrunden-Check: Reise nach Europa

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf alle Klubs. Teil 3: Plätze 1 bis 6.

 

Bayern München

Gewinner der Vorbereitung:
Dante. Der Brasilianer will es noch einmal wissen und in der Rückrunde den Stammplatz angreifen. Entsprechend motiviert war er auch im Trainingslager und bei den Testspielen. Zumindest am Anfang dürfte er neben Jerome Boateng im Aufgebot stehen, Benatia und Badstuber haben noch Rückstand.

Verlierer der Vorbereitung:
Die Boulevardpresse. Es klingt platt, aber einen richtigen Verlierer gab es in der Bayern-Vorbereitung nicht. Alles lief zu harmonisch, es gab kaum Reibung. Fast langweilig. Vor allem für den Boulevard, der wenig zu schreiben hat.

Jugendspieler im Fokus:
Mitchell Weiser. Viele hatten ihn schon abgeschrieben, jetzt hat es laut Matthias Sammer "Klick" gemacht. In der Vorbereitung absolvierte er die Trainingseinheiten und Testspiele hochkonzentriert und machte mit einem Doppelpack gegen die Qatar Stars auf sich aufmerksam. Vor allem als Alternative rechts in der Viererkette könnte Weiser zu einigen Einsätzen kommen, der richtige Durchbruch wird ihm jedoch nicht gelingen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die zwischenzeitlich lange Liste der verletzten Spieler beim designierten Meister wird kürzer. David Alaba und Holger Badstuber haben bereits Testspieleinsätze hinter sich. Javi Martinez und Philipp Lahm haben mit dem Aufbautraining begonnen und könnten Mitte der Rückrunde wieder spielfit sein. Auch Thiago will in dieser Saison noch eingreifen, eine genaue Prognose ist bei ihm aber noch nicht möglich.

Prognose:
Man muss kein Prophet sein, um den Titel der Münchner vorherzusagen. Selbst wenn es eine Dürrephase geben sollte, reicht der üppige Vorsprung locker. Diese wird aber aufgrund des breit besetzten Kaders nicht kommen. Auch der Fehler der letzten Saison, die Liga zu früh abzuhaken, wird nicht wiederholt. Dennoch: Ohne Niederlage gehen die Bayern auch dieses Mal nicht durch die Rückrunde.

 

VfL Wolfsburg

Gewinner der Vorbereitung:
Bas Dost. Der schon oft in seiner Zeit beim VfL als Streichkandidat gehandelte Bas Dost hat sich in der Vorbereitung einsatzfreudig und treffsicher präsentiert und scheint im Duell mit Bendtner erstmal die Nase vorn zu haben. Er wird wohl zum Rückrundenauftakt gegen Bayern stürmen.

Verlierer der Vorbereitung:
Die Psyche des Teams. Der Tod des jungen Mitspielers Junior Malanda dürfte auch zum Rückrundenstart noch in den Köpfen der Spieler präsent sein und vielleicht einen Knacks im Selbstbewusstsein der Wölfe hinterlassen haben. Der Verlust des Belgiers fiel zudem genau in die heiße Vorbereitungszeit des VfL. Statt Training standen erstmal viele Einzelgespräche und mentale Betreuung im Vordergrund. Zudem reiste die gesamte Mannschaft nach Brüssel zu Malandas Beerdigung.

Jugendspieler im Fokus:
Kein großes Talent in Sicht. Wie auch schon im heimischen Trainingsbetrieb durften die Nachwuchsspieler Paul Seguin, Moritz Sprenger und Sebastian Stolze den VfL mit ins Trainingslager nach Südafrika begleiten. Große Chancen, sich ins aktuelle Aufgebot gespielt zu haben, werden aber keinem der drei Jungprofis eingeräumt.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die Wölfe haben aktuell nur einen akuten Verletzungsausfall zu beklagen. Joshua Guilavogui musste sich Mitte Januar einer Leisten-OP unterziehen und wird den Wolfsburgern damit zum Rückrundenstart fehlen. Nach dem Tod von Junior Malanda droht dem VfL damit eine Lücke im defensiven Mittelfeld. Maximilian Arnold gilt aktuell als aussichtsreicher Kandidat, diesen Ausfall zu kompensieren.

Prognose:
Es wird schwierig, Platz zwei zu halten. Zentral ist die Frage, wie die Spieler den Tod ihres Mitspielers Malanda verdaut haben, im Vordergrund. Viel Zeit bleibt den Wölfen allerdings nicht zum Trauern, wenn man Platz zwei weiter verteidigen möchten. Sollte Wolfsburg die ersten Rückrundenspiele erfolgreich angehen, ist ihnen auch zuzutrauen, die zweite Kraft zu bleiben. Zumindest die Qualifikation zur Königsklasse wird das Hecking-Team aber auf jeden Fall packen.

 

Bayer Leverkusen

Gewinner der Vorbereitung:
Julian Brandt. Der Shootingstar der vergangenen Saison kam in der Hinrunde im starken Mittelfeld der Leverkusener kaum zum Zug. In der Vorbereitung durfte er Heung-Min Son, der mit Südkorea im Finale des Asian Cups steht, vertreten. Zumindest in den ersten beiden Rückrundenspielen dürfte Brandt gesetzt sein.

Verlierer der Vorbereitung:
Dumm gelaufen ist es für Tin Jedvaj, der sich in der ersten Einheit im Trainingslager einen Muskelfaserriss zugezogen hat und aus dem sonnigen Florida direkt zurückgeschickt wurde. Damit konnte der Verteidiger nicht nur die Vorbereitung abschreiben, sondern muss auch in der englischen Woche zum Rückrundenauftakt passen.

Jugendspieler im Fokus:
Mit Lukas Boeder, Marlon Frey, Benjamin Henrichs und Marc Brasnic durften vier A-Junioren mit ins Trainingslager. Die besten Chancen auf den Durchbruch bei den Profis hat Mittelfeldspieler Henrichs: Der Juniorennationalspieler darf bis auf weiteres immerhin mit der ersten Mannschaft trainieren.

Verletzte und Sorgenkinder:
Das Problem der Leverkusener bleibt die Viererkette - und das wird durch den Ausfall von Tin Jedvaj nicht gerade kleiner. Vor allem auf den Außenbahnen gibt es keine passablen Alternativen. Außerdem fehlen vorerst die Asian-Cup-Finalisten Heung-Min Son und Robbie Kruse.

Prognose:
Nach einer guten Vorbereitung mit erfolgreichen Testspielen und wenigen Verletzten geht Bayer gestärkt in die Rückrunde - und das ist angesichts des laufintensiven und aggressiven Spiels unter Trainer Roger Schmidt auch bitter nötig. Probleme wird der Werkself mit ihrem relativ dünn besetzten Kader allerdings weiterhin die schwache Defensive bereiten. Nichtsdestotrotz ist und bleibt der Champions-League-Platz realistisch.

 

Borussia Mönchengladbach

Gewinner der Vorbereitung:
Lucien Favre. Der Schweizer hatte mit Ausnahme von Ibrahima Traoré (Afrika-Cup) den gesamten Kader zur Verfügung und konnte in den Testspielen munter rotieren. Mit Raffael meldete sich zudem eine wichtige Stütze pünktlich zur Vorbereitung zurück. Taktikfuchs Favre hat vor dem Rückrundenstart höchstens ein Luxusproblem.

Verlierer der Vorbereitung:
Es ist schwer, einen ganz großen Verlierer bei der Borussia auszumachen. Zwei mögliche Kandidaten sind Fabian Johnson und Branimir Hrgota. Beide hegen große Ambitionen, kamen in der Hinrunde aber nicht über die Reservistenrolle hinaus. Auch für die Rückrunde zeichnete sich in der Vorbereitung keine Besserung ab.

Jugendspieler im Fokus:
Noch wartet der 18-jährige Mahmoud Dahoud auf seinen ersten Bundesligaeinsatz. Nach überzeugenden Kurzauftritten in den Testspielen könnte es in der Rückrunde so weit sein. Sollte der gebürtige Syrier im System Favre Fuß fassen, ist er in Zukunft eine weitere Alternative auf der Außenbahn und im defensiven Mittelfeld.

Verletzte und Sorgenkinder:
Neben den noch beim Afrika Cup weilenden Traoré gibt es mit André Hahn zum Rückrundenstart nur einen Verletzten im Kader. Der 24-Jährige fällt mit einer Achillessehnenentzündung mindestens bis zum 21. Spieltag aus.

Prognose:
Das kleine Zwischentief gegen Ende der Hinrunde (nur zwei Siege in den letzten sieben Spielen) brachte die Fohlen um ihre hevorragende Ausgangslage im Kampf um Platz vier. Zum Rückrundenauftakt warten Stuttgart, Freiburg, Schalke, Köln, Hamburg, Paderborn und Mainz – Gegner, die man durchaus bezwingen kann. Sollte das breit aufgestellte Team die Dreifachbelastung aus Pokal, Europa League und Liga gut verkraften, ist die Borussia ein echter Kandidat auf einen Platz unter den ersten Vier.

 

FC Schalke 04

Gewinner der Vorbereitung:
Max Meyer. Das Schalker Talent hatte einen schweren Start unter Di Matteo, musste mehrfach mit dem Platz auf der Bank vorliebnehmen. In der Vorbereitung fand der 19-Jährige zu alter Spielfreude zurück und dürfte zum Rückrundenstart gesetzt sein.

Verlierer der Vorbereitung:
Sidney Sam. Nach der katastrophalen Hinrunde hofft der Nationalspieler, in der zweiten Saisonhälfte durchzustarten. Doch in den Vorbereitungsspielen war vom Außenstürmer so gut wie nichts zu sehen. Trotz der dünnen Schalker Personaldecke droht Sam wieder nur ein Platz auf der Bank.

Jugendspieler im Fokus:
Die Verletztenmisere könnte die Chance für Leroy Sané sein. Der Sohn vom ehemaligen Bundesligaprofi Souleyman Sané könnte die Position von Choupo-Moting einnehmen, solange dieser beim Afrika-Cup weilt. Lob vom Manager gab es auch für Marcel Sobottka, der im Lauf der Rückrunde auf seine ersten Bundesligaminuten hoffen darf.

Verletzte und Sorgenkinder:
Davon gibt es beim FC Schalke wieder einmal mehr als genug. Mit Draxler, Goretzka, Farfan, Kolasinac und Obasi fehlten von vorneherein fünf Profis, im Trainingslager verletzten sich mit Fährmann und Aogo zwei weitere und fallen für den Start gegen Hannover aus. Choupo-Moting spielte zudem mit Kamerun beim Afrika-Cup und hat viele Einsatzminuten in den Beinen. Uchida und Matip konnten erst spät in die Vorbereitung einsteigen, ihr Fitnesszustand ist deshalb fraglich.

Prognose:
Drei Testspiele, null Siege und nach wie vor jede Menge Verletzte: Die Vorbereitung auf die Rückrunde lief alles andere als optimal für Schalke. Die individuelle Klasse im Kader und die Erfahrung aus den vergangenen Jahren sollte dennoch ausreichen, am Ende der Saison Platz drei oder vier zu belegen – und damit mindestens die Champions-League-Qualifikation zu erreichen.

 

FC Augsburg

Gewinner der Vorbereitung:
Alexander Esswein. Nur dreimal stand Esswein in der Hinrunde in der Startelf. Das könnte sich jetzt ändern. Der Außenstürmer durfte in allen drei Vorbereitungsspielen von Beginn an ran – ein Zeichen für eine gestiegene Wertschätzung durch den Trainer.

Verlierer der Vorbereitung:
Tim Matavz. Der Augsburger Rekordtransfer konnte in der Hinrunde noch nicht alles halten, was sich die Verantwortlichen von ihm versprochen hatten. Neben dem letzten Drittel der Vorrunde verpasste der Stürmer nun auch wegen einer Sprunggelenksverletzung die Vorbereitung. Erst in der zweiten Februarhälfte ist mit einem Comeback des Slowenen zu rechnen.

Jugendspieler im Fokus:
Trainer Markus Weinzierl ist nicht dafür bekannt, allzu sehr auf die Jugend zu setzen. Die Augsburger Erfolgself gehört zum ältesten, was die Bundesliga zu bieten hat. Mit Pierre-Emile Højbjerg haben sich die Augsburger leihweise ein großes Talent gesichert, das in der Rückrunde sicherlich das eine oder andere mal in der Startelf auftauchen wird.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die Vorbereitung der Augsburger verlief weitgehend störungsfrei. So ist die größte personelle Baustelle eine vorübergehende: Mit Abdul Rahman Baba, der mit Ghana beim Afrika-Cup spielt, fehlt dem FCA einer der besten Außenverteidiger der Liga in den ersten Spielen der Rückrunde. Marwin Hitz und Tim Matavz konnten ihre Verletzungen nicht bis zur Auftaktpartie gegen Hoffenheim auskurieren.

Prognose:
Der FC Augsburg zeigte sich in der Hinrunde als effizientes Kollektiv. Auch in der Rückrunde dürfte das Team von Markus Weinzierl schwer zu schlagen sein. Mit dem ersten Gegner Hoffenheim lauert allerdings ein hochkarätiger Konkurrent um die Europacup-Plätze direkt hinter den Schwaben. Am Ende reicht es aber knapp, um im nächsten Jahr international zu spielen.

 

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wfb

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