29.01.2015 08:00 Uhr

Stadien: Rinner nimmt Klubs in die Pflicht

Liga-Präsident Hans Rinner fordert von den Klubs mehr Investitionen in die Infrastruktur (Credit: Sport Business Österreich)
Liga-Präsident Hans Rinner fordert von den Klubs mehr Investitionen in die Infrastruktur (Credit: Sport Business Österreich)

Die überalterte Infrastruktur und schwache Zuschauerzahlen bleiben die Hauptprobleme der österreichischen Bundesliga. Nach den Verschärfungen der Bestimmungen im Sommer will die Liga weiter nachlegen. Beim 6. Fußball Forum sprach Liga-Präsident Hans Rinner Klartext: "Wir müssen ganz schnell sein, wir haben viel aufzuholen."

Gedanken- und Ideenaustausch, das sind die Hauptanliegen des Fußball Forums. In den Räumlichkeiten der Generali-Arena wurde diese Veranstaltung zum bereits sechsten Mal ausgetragen. Bundesliga-Boss Hans Rinner nützte die Podiumsdiskussion mit Austria-Vorstand Markus Kraetschmer und dem designierten Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek, um Klartext bei der Stadionmisere zu sprechen: "Wir müssen ganz schnell sein, wir haben viel aufzuholen."

Rinner bemühte den Vergleich mit der Situation in Deutschland und Italien in den 1990ern. Bundesliga und Serie A lagen gleichauf bei den Zuschauerzahlen, sportlich hatte die Serie A die Nase vorne, wie Rinner ausführte. "Doch ab 1990 (Anm.: Weltmeisterschaft in Italien) wurde nichts mehr investiert." Die Zuschauerzahlen sanken in Italien um ein Drittel, während in Deutschland diese dank der zur Weltmeisterschaft 2006 errichteten Stadien in die Höhe schossen.

Kardinalfehler bei der Euro 2008

Aber halt, hatte nicht auch Österreich mit der Euro 2008 nicht ein Fußball-Großereignis? "Wir haben es bei der Europameisterschaft 2008 versäumt Infrastruktur zu errichten", sprach Rinner den Kardinalfehler an. Auch weil Graz und Linz, immerhin nach der Bundeshauptstadt Wien die größten Städte Österreichs, als Austragungsorte außen vor blieben. In beiden Städten wäre man mittlerweile über eine moderne Arena froh. Glorreiche Champions-League-Tage wie unter Ivica Osim sind dank den hochgeschraubten Ansprüchen der UEFA in der UPC-Arena nicht mehr möglich.

Ausdrücklich Lob verteilte Rinner aber an die Wiener Austria. Mit Hilfe der öffentlichen Hand investierten der Gastgeber rund 28 Millionen in den letzten Jahren in Infrastruktur wie neue Osttribüne und Akademie. "Eine Erkenntnis aus der Champions League war, wir müssen weiterbauen", sah Kraetschmer aber weiterhin Handlungsbedarf. "Das neue Stadion ist das Herzstück für die Zukunft des Vereins", pflichtete Rapids Peschek seinem violetten Gegenüber bei.

Zeit tickt für das Happel-Stadion

Die Zeit tickt auch für Österreichs Stadion-Aushängeschild, emotionales und historisches Zentrum im österreichischen Fußball – das Ernst-Happel-Stadion. "Das Happel ist in vier bis fünf Jahren nicht mehr tauglich", warnte Rinner. Er stößt damit ins selbe Horn wie ÖFB-Boss Leo Windtner, der sich im Sommer gegenüber weltfussball zur Infrastruktur-Problematik äußerte: "Wenn man sieht, was im Bezug auf neue Stadien rund um Österreich passiert, dann erkennt man unsere Defizite", sagte Windtner. "2008 hatten wir die Europameisterschaft bei uns und dennoch schaffen wir es schon jetzt nicht mehr ein einziges Stadion für die EM-Bewerbung 2020 zu haben."
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Rinner wollte jedoch am Podium nicht nur Schwarzmalen, sondern strich auch erste Fortschritte heraus: "Wir haben mit der Rasenheizung begonnen“, sagte Rinner. Die Liga richtete dazu einen Infrastrukturtopf ein, aus dem die Klubs zweckgebundene Förderungen für eine Rasenheizung anfordern konnten. "Wir müssen die Klubs animieren mehr zu tun", sagte der Liga-Boss. So muss ab 2016 jeder Bundesligist eine Rasenheizung vorweisen, oder aber von März bis November in einem Ausweichstadion spielen. Selbes gilt für Aufsteiger, ein Fall Grödig sollte damit der Vergangenheit angehören.

In einer weiteren Expertenrunde am Nachmittag ließ Noch-Rapid-Geschäftsführer Werner Kuhn mit heftiger Kritik an seine sportlichen Mitbewerber aufhorchen. "Es kann nicht sein, dass Vereine ihre Hausaufgaben nicht machen", ärgerte sich Kuhn. "Angefangen vom Backoffice oder Gelder für die Rasenheizung, die dort nicht ankommen." Welche(n) Klub(s) Kuhn damit meinte, blieb offen.

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Clemens Schotola

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