29.01.2015 18:00 Uhr

Cup of Nations - Cup of Curio

Die 30. Auflage des Afrika Cups geht am Wochenende in ihre heiße Phase. Wie immer ist die kontinentale Meisterschaft in Afrika, immerhin eines der größten Sportereignisse der Welt, nicht nur für den sportlichen Wettstreit bekannt. Immer wieder offenbart sie Kuriositäten und Bizarres auch abseits des grünen Rasens - in positiver wie negativer Hinsicht. weltfussball hat sich des ganz speziellen Flairs beim diesjährigen Afrika Cup angenommen.  

Am Anfang leer, am Ende voller als erlaubt

Der interessierte Afrika-Cup-Beobachter wundert sich beim Blick auf die Zuschauertribünen. In Afrika ist es durchaus üblich, dass das Publikum erst während der laufenden Partie seine Plätze einnimmt. Aufgrund von verstärkten Einlass- und Gesundheitskontrollen zieht sich dieses Prozedere in diesem Jahr noch länger hin. Der Gastgeber verteilt vor dem Hintergrund der Ebolaprophylaxe im Eingangsbereich der Stadien Handdesinfektionsmittel und nimmt stichprobenartig Fiebermessungen vor. So erzielte am ersten Vorrundenspieltag der Gruppe B der Spieler Given Singuluma ein Tor für Sambia gegen die DR Kongo, das fast keiner mitbekam. Der Stürmer traf nämlich bereits in der zweiten Spielminute, als die Ränge im Estadio de Ebebiyín noch so gut wie unbesetzt waren.

Mit den Zuschauerzahlen ist es ohnehin so eine Sache. Sind die Tribünen in der Anfangsviertelstunde noch weitestgehend leer, so ist es hinterher umso voller – und zwar voller als eigentlich erlaubt. Bei vielen Spielen, allen voran bei denen des Gastgebers im Estadio de Bata, zählt der Veranstalter mehr Menschen auf den Rängen, als das Stadion offiziell fast. Für 35.000 Zuschauer ist das Stadion in Bata ausgelegt, in den Vorrundenspielen waren in der zweiten Hälfte jeweils rund 40.000 Fans gezählt worden.

Erst im Krankenzimmer, dann der Matchwinner

Asamoah Gyan ist einer der prominentesten Spieler der ghanaischen Mannschaft. Entsprechend geschockt waren sein Coach Avram Grant und seine Teamkollegen, als Gyan sich mit einem Anflug von Malaria krank abmeldete und schon vor der Abreise stand. Eine Nacht im Krankenhaus und drei Regenerationstage später war der Kapitän der Black Stars aber wieder obenauf, die Behandlungen schlugen wunderbar an. Nochmal zwei Tage später erzielte er im Favoritenduell gegen Algerien in der 90. Minute das entscheidende 1:0 und ebnete seinen Kollegen den Einzug ins Viertelfinale – stark zurückgekämpft!

Vom Ausgeschlossenen zum Geheimfavoriten

Äquatorialguinea ist in diesem Jahr zum zweiten Mal Ausrichter des Turniers (nach 2012 gemeinsam mit Gabun). Und dass, obwohl das Team nach dem irregulären Einsatz des Spielers Thierry Fidieu Tazemeta in der Qualifikation im Sommer 2014 eigentlich längst disqualifiziert worden war. Damit steht ein Team in der Runde der letzten acht, das bis vor knapp drei Wochen noch nicht mal einen Trainer hatte. Andoni Goikoetxea wurde nach zwei Testspielniederlagen kurzerhand gefeuert und von Landsmann Esteban Becker ersetzt.

Die Spielberechtigung wurde auch der Auswahl Ruandas zum Verhängnis. Schon in der Qualifikationsrunde setzte dessen Nationalmannschaft einen Spieler ein, der unter zwei verschiedenen Identitäten registriert war. Herr Agiti Tady beziehungsweise Herr Daddy Birori kostete Ruanda eine mögliche Endrundenteilnahme.

"Nzalang Nacional" setzt auf die Spanische Schule

Weniger als ein Drittel der gastgebenden Nationalmannschaft aus Äquatorialguinea ist auch tatsächlich in dem kleinen westafrikanischen Land geboren. Der Großteil des Kaders, nämlich 15 Spieler, sind spanischstämmig und auf der iberischen Halbinsel geboren. Die doppelte Staatsbürgerschaft macht in der Regel die Spielberechtigung möglich. Ähnlich sieht das auch beim Team aus Kongo aus: Hier ist fast die Hälfte der Mannschaft in Frankreich geboren.  

Spontane Reisen nach Regengüssen

Die 24 Vorrundenbegegnungen wurden auf vier Städte verteilt ausgetragen. Die Rasenflächen sind im Vorfeld der Spiele extra aus Europa eingeflogen worden. Doch auch das beste Grün kann den großen Wassermassen in den Städten Ebebiyín und Mongomo nicht standhalten. Der Rasen ist die letzten Tage aufgrund von Unwettern so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass alle Spiele vorerst nur noch in Bata und Malabo stattfinden werden.  Besonders für die Teams, die jetzt spontan in die Hauptstadt nach Malabo reisen müssen, bedeutet das zusätzliche Strapazen; denn die 160.000-Einwohner-Stadt befindet sich auf einer Insel gute 300 Kilometer vom Festland entfernt.

Beschwerliche Anreisen

Die meisten Spiele finden in Bata statt, hier steht die größte Fußballarena im Land. Rund um das Stadion kam es bei mehreren Spielen zu Problemen bei der Anreise. Einige Teams mussten über eine Stunde im Stadtverkehr ausharren und trafen erst verspätet im Stadion ein. Besonders Claude Le Roy, Coach des Kongo beklagte sich über diese Umstände, seine Mannschaft hatte nicht mal eine Klimaanlage im Bus.

Hotellotterie auch für die Mannschaften

Wo die einzelnen Teams genau untergebracht wurden, war bis kurz vor Turnierbeginn sogar den Mannschaften selber nicht bekannt. In einem Fernsehgespräch bestätigte Volker Finke, dass auch seine Kameruner lange Zeit gar nicht wussten, wo sie ihr Quartier aufschlagen würden. Mittlerweile ist’s egal, Kamerun ist nach mageren zwei Punkten in der Vorrunde bereits draußen.

Torflauten und Remisfreunde

Der Afrika Cup 2015 wird nicht als Offensivfestival in Erinnerung bleiben. Gegenwärtig fallen im Schnitt so wenig Tore wie bei fast keinem Endrundenurnier zuvor. Weniger als zweimal klingelt es im Durchschnitt pro Partie. Mit Algerien hat es überhaupt erst eine Mannschaft geschafft, in einer Begegnung mehr als zwei Tore zu schießen (beim 3:1 gegen Südafrika).

Besonders kurios sind die Resultate in der Vorrundengruppe D. Fünf der sechs Spiele endeten 1:1. In der Folge musste zwischen Guinea und Mali um das Weiterkommen gelost werden. Guinea hatte mehr Glück mit den Loskugeln und zieht somit in die nächste Runde ein, ohne bisher ein Spiel gewonnen zu haben.

Samstag geht’s dann endlich weiter mit Fußball in Äquatorialguinea. Das Viertelfinale beginnt um 17 Uhr mit dem Spiel der Nachbarstaaten Kongo-Brazzaville gegen DR Kongo.

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Mats-Yannick Roth

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