01.02.2015 10:11 Uhr

Rapid: Peschek will Taten sprechen lassen

Peschek will Rapid nach vorne bringen
Peschek will Rapid nach vorne bringen

Auf Christoph Peschek wartet in den kommenden Monaten einiges an Arbeit. Der 31-jährige Wiener soll als neuer Rapid-Geschäftsführer den Rekordmeister wirtschaftlich auf Vordermann bringen und damit die Basis für sportliche Erfolge schaffen. Unmittelbar vor seinem offiziellen Amtsantritt am Montag sprach der Wiener über seine Ziele in Hütteldorf.

Welche Vorhaben werden Sie in Ihrem neuen Job zuerst in Angriff nehmen?

Peschek: "Ich arbeite schon seit Jänner nahezu täglich daran, verschiedene Projekte zu initiieren und zu begleiten, zum Beispiel unseren Business-Club oder unsere TV-Sendung. Wir schauen uns ganz gezielt Wachstumsgebiete an, bei denen wir von Anfang an den Fuß in der Tür haben wollen - etwa in Schulen, bei Fußball-Vereinen, in Wirtshäusern oder bei der Entstehung und Begleitung von Fan-Clubs. Es warten einige spannende Herausforderungen, die aber für mich nicht neu sind, weil ich ja schon ein Jahr als Rapid-Vizepräsident intensiv auch im operativen Geschäft tätig war. Ich gehe die Aufgaben mit großer Zuversicht und viel Energie an."

Mit der Erfahrung von über einem Jahr als Rapid-Vize - wo orten Sie beim Verein den dringendsten Veränderungsbedarf?

Peschek: "Rapid ist insgesamt ein erfolgreicher und großartiger Verein. Wir machen sehr vieles sehr gut, trotzdem gibt es Bereiche, in denen wir noch besser werden können. Deshalb definiere ich konkret drei Ziele: Wir werden eine Wachstumsstrategie verfolgen bei Fans, Sympathisanten, Abonnenten, Mitgliedern und letztlich beim Budget, um die wirtschaftliche Grundlage für Erfolge zu schaffen. Außerdem wollen wir Rapid noch beliebter und sympathischer machen und Initiativen starten, um hier zusätzliche Mehreinnahmen zu erreichen. Das dritte Thema ist die Infrastruktur, auch abseits des neuen Stadions, vom Trainingszentrum und Schul-Kooperationen bis zur Infrastruktur nach innen."

Wie werden Sie Ihre Rolle anlegen - eher als Moderator zwischen den verschiedenen Abteilungen oder auch aktiv zum Beispiel in sportlichen Belangen?

Peschek: "Mit der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft werde ich als Geschäftsführer Wirtschaft und Andreas Müller als Geschäftsführer Sport fungieren. Müller ist ein international anerkannter Experte und sehr kompetent, daher wird er für den sportlichen Bereich primär der Ansprechpartner und Verantwortliche sein. Im wirtschaftlichen Bereich bin ich sehr stolz darauf, ein Team voller Experten zu haben, die in ihren Fachbereichen tolle Arbeit leisten. Ich werde mich sehr darum bemühen, dass wir viel koordinieren und nach strukturierten Plänen abarbeiten, um die Potenziale, die Rapid hat, voll abrufen zu können."

Rapid ist der Verein mit den meisten Fans in Österreich, verfügt aber nur über das drittgrößte Budget hinter Salzburg und Austria. Wie kann man diesen Rückstand aufholen?

Peschek: "Wir wollen unseren Business-Club ausweiten, bestehende Sponsoren weiter top betreuen, Verträge verlängern und zusätzliche Sponsoren gewinnen. Rapid ist so eine großartige Marke, dass es uns gelingen wird, neue Partner zu finden. Außerdem wollen wir die ohnehin schon starken Umsätze im Merchandising noch ein Stück anheben. Wir wollen von Anfang an in Wachstumsgebieten wie zum Beispiel Aspern drin sein. Und in Wien gibt es jährlich 12,5 Millionen Übernachtungen, da könnten wir bei Touristen durch Stadion-Führungen, Besuche im Rapid-Museum und auch Match-Besuche Mehreinnahmen generieren. Vereinsfarben, Klubname und Wappen bleiben auf jeden Fall unberührt."

Rapid spielte 2012/13 in der Europa-League-Gruppenphase, die Austria war im Europacup nicht vertreten und hatte in dieser Saison laut den Zahlen des Kreditschutzverbandes trotzdem höhere Umsätze und Gewinne als Rapid. Wie sehr schmerzen diese Zahlen?

Peschek: "Wir sind gefordert, unsere eigenen Hausaufgaben zu machen. Rapid wird niemals einen Verein kopieren, wir haben unsere eigene Identität. Wenn wir unsere Projekte weiterhin mit voller Kraft, Tatendrang und Zuversicht angehen, bin ich optimistisch, dass unser Budget wächst und wir in den Sport investieren können. Denn unser Ziel ist es, international zu spielen und Titel zu holen. Die Vision, bis 2019 in die Top 50 der europäischen Clubrangliste zu kommen, treibt uns an."

Ist das Erreichen der Top 50 Europas überhaupt realistisch?

Peschek: "Es ist bekannt, dass man mit dem Rapid-Geist viel erreichen kann. Ziele sind auch Ansporn und Motivation, darauf hinzuarbeiten."

Rapid benötigte in den vergangenen Jahren immer Europacup- und Transfer-Einnahmen, um nicht ins Minus zu rutschen. Wann will es der Klub schaffen, allein aus nationalen Bewerben positiv zu bilanzieren?

Peschek: "2016/17 ist unser großes Ziel, daran arbeiten wir mit Hochdruck. In diesem Zusammenhang werden wir mit dem neuen Stadion einen riesigen Rückenwind haben."

Generell hat man sich bei Rapid hohe Ziele gesteckt - wie groß ist Ihre persönliche Verantwortung, dass diese Ziele auch erreicht werden?

Peschek: "Selbstverständlich wird man die Geschäftsführung und damit mich an Erfolgen messen, und das ist auch gut so. Es gibt aber Faktoren wie zum Beispiel eine internationale Wirtschaftskrise , die sich auf Österreich und auch auf den Sponsorbereich auswirkt. Es gibt Faktoren, die wir nicht immer bestimmen und gestalten können. Aber dort, wo wir gestalten können, werden wir das tun. Da bin ich in der Verantwortung, und dieser Verantwortung stelle ich mich."

Wie stehen Sie zu den Kritikern, die sich bei Ihrer Bestellung im November unter anderem an Ihrer politischen Vergangenheit und am fehlenden Wirtschaftsstudium stießen?

Peschek: "Bei Rapid gibt es auch bei Spielertransfers oder Trainerwechsel immer kritische Stimmen, das ist bei einem emotionalen Verein so. Aber das, was ich bei der Hauptversammlung gesagt habe, gilt: Meine Hand ist ausgestreckt, ich freue mich auf Ideen und konkrete Vorschläge, wie man Rapid noch besser machen kann. Wenn wir uns gemeinsam für Rapid reinhauen, sind wir unschlagbar. Ich arbeite hart, mit Herz und Hirn und lade die Kritiker ein, mich an meinen Taten zu messen. Es gibt in der Wirtschaft sehr viele erfolgreiche Unternehmer mit unterschiedlichen Ausbildungen. Ich habe auch trotz meines jungen Alters in verschiedenen Institutionen schon Führungsverantwortung getragen, beispielsweise für 300 Mitarbeiter und ein Budget von rund 30 Millionen Euro."

Wie schwer ist Ihnen der Abschied aus der Politik gefallen, und ist ein politisches Comeback denkbar?

Peschek: "Die Entscheidung für Rapid war eine sehr durchdachte. Jetzt liegt mein Fokus ausschließlich auf Rapid. Ich werde all mein Wissen, meine Erfahrung, Kontakte und Ideen ausschließlich Rapid widmen."

Mehr dazu:
>> Vorbereitungskalender SK Rapid

apa

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