03.02.2015 16:59 Uhr

Ebenbauer: Optimierungsbedarf bei Regionalligen

"Die Bundesliga schickt die Klubs nicht kaputt hinunter, die kommen kaputt hinauf", sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer

Zehn moderne Stadien, 25 in Österreich ausgebildete Spieler in Europas Topligen, ein Fixplatz in der Champions League oder einen Zuschauerschnitt von 10.000 bei einer Auslastung von 90 Prozent. Damit diese Visionen der Bundesliga wahr werden, muss sich etliches ändern. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer nimmt im Gespräch mit weltfussball besonders die Landesverbände und die Politik in die Pflicht.

Die Bundesliga wünscht sich zehn moderne Stadien in der Liga. Wie soll diese Vision für die Infrastruktur finanziert werden?

Christian Ebenbauer: Wichtig ist, dass die Stadien gebaut sind, um modernen Anforderungen gerecht zu werden. Wir sprechen hier von TV-Produktion, von Medienplätzen, Sicherheitsbestimmungen, Komfort für die Zuschauer oder Infrastruktur bei der Anreise wie Parkplätze. Die Größe der Stadien soll auch dem Umfeld der Klubs angepasst sein. Wir peilen eine Auslastung von derzeit 50 auf visionäre 90 Prozent an.

Die Klubs werden das ja nicht allein stemmen können. Wie kann dies finanziert werden?

Ebenbauer: Das ist ja auch unmöglich, da die Klubs nicht die Eigentümer der Stadien sind. Deswegen kann es nur mit einer Unterstützung des Bundes, der Länder und der Gemeinden gehen. Wenn wie in Ried der Klub Stadionbesitzer ist, muss sich natürlich der Verein darum kümmern. Allerdings, der Fußball ist Volkssport Nummer eins in Österreich, in keiner Sportart spielen mehr Kinder. Hier ist natürlich der Auftrag gegeben, dass die Politik mitzieht und sagt 'Wir brauchen diese Infrastruktur, damit wir die Leute weiterhin zum Sport bewegen'.

Bleiben wir noch beim Finanziellen. Sie kritisieren den Verteilungsschlüssel der UEFA bei internationalen Bewerben, da in der Europa League wesentlich weniger ausgeschüttet wird als in der Champions League. Wie werden Sie da aktiv?

Ebenbauer: Es gibt Gespräche mit anderen vergleichbaren Ligen. Wir haben unser Anliegen bereits bei der EPFL (Verband europäischer Fußball-Profiligen) vorgetragen. Es ist eine sportpolitische Frage, wie die Umverteilung passiert. Der Wettbewerb im Fußball kann nur funktionieren, wenn es Gegner gibt. Wenn man in Europa nicht wie in den USA nur eine Liga haben will, dann wird man bei der UEFA darüber nachdenken müssen, wie man den Kleinen eine Chance gibt. Das betrifft nicht nur das Finanzielle, sondern auch die Eintrittsplätze in die Champions League. Jeder nationale Meister sollte die Möglichkeit haben, in der Gruppenphase zu spielen.

Spieler sollen nach der Vision der Bundesliga in Österreich fertig ausgebildet werden. Werden die Lizenzbestimmungen, ähnlich der "lokal ausgebildeten Spieler"-Regel der UEFA angepasst?

Rein statistisch gesehen, sind wir da schon weiter. Sämtliche Bundesliga-Klubs erfüllen die "home-grown player"-Rule über den Österreichertopf (Anm.: RB Salzburg erfüllt zwar diese Regelung, nicht aber andere Bedingungen für den Österreichertopf) der viel strenger ist, als von der UEFA vorgeschrieben. Der Österreichertopf ist ein Anreizsystem. Meines Erachtens ist das auch das bessere System. Wir setzten auf den Belohnungscharakter und nicht so sehr auf Sanktion und Zwang.

Vereine, die als Aufsteiger schnell oben in der Liga mitspielen, wie Wolfsberg, Grödig oder Altach können laut einer Statistik des CIES (Internationales Zentrum für Sportstudien) kaum vom Verein ausgebildete Spieler vorweisen. Sehen sie hier keine Probleme bei einer Qualifikation für einen internationalen Bewerb?

Das ist genau dieses Bewusstsein, das wir so wichtig finden bei den Klubs. 'Wie schnell kann ich wachsen?' Mit der Übernahme der Klagenfurter Akademie hat der Wolfsberger AC genau die richtigen Schritte gesetzt und sind damit am richtigen Weg, auch genügend Eigenbauspieler vorweisen zu können. Dasselbe sieht man beim SV Horn, die auch mehrere Anläufe gebraucht haben, um in die Sky Go Erste Liga aufzusteigen. Damit konnten sie aber die Struktur anpassen und gehen nun auch den Weg einer forcierten Nachwuchsarbeit.
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"Die Bundesliga schickt die Klubs nicht kaputt hinunter, die kommen kaputt hinauf." Das war ein Zitat von Ihnen bei der Podiumsdiskussion "Universum Fußball". Wie zufrieden sind Sie mit den geforderten und ab Sommer 2015 geltenden Lizenzbestimmungen der Landesverbände für die Regionalliga?

Für mich sind die zwei Fixabsteiger aus der Ersten Liga der größte Pferdefuß der derzeitigen Struktur. Eine Bedingung für die zwei Fixaufsteiger war ja, dass es in der Regionalliga ebenfalls Lizenzbestimmungen gibt. Der Infrastruktur-Katalog in der Regionalliga ist der geringstmögliche Ansatz, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Es sollte klar sein, dass die Regionalliga eine Leistungsstufe ist, wo man gewisse Anforderungen erfüllen muss. Beim verpflichteten Jahresabschluss sind wir beim Wirtschaftlichen in einigen Bereichen bestimmungsgemäß auf dem richtigen Weg. Aber so wie es gelebt wird, da gibt es definitiv noch Optimierungsbedarf.

Ich entnehme den Bestimmungen, dass bei Medienarbeitsplätzen lediglich drei Plätze als Empfehlung ausgesprochen werden. Das ist doch etwas dürftig?

Ebenbauer: Das könnte aus unserer Sicht auch mehr sein. Bei den Gesprächen zur Bestimmungsfindung haben wir uns für weitaus mehr Maßnahmen eingesetzt. Ich denke, man wird bei den Landesverbänden noch den Anpassungsbedarf sehen. Am Ende des Tages soll es ja auch eine Unterstützung für die Klubs sein, um zu sehen, was notwendig ist.

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Clemens Schotola

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