20.03.2015 12:34 Uhr

Was kann Club Brugge besser?

Lior Rafaelov und Timmy Simons bejubeln den Aufstieg
Lior Rafaelov und Timmy Simons bejubeln den Aufstieg

Spätestens beim Blick auf die Teilnehmerliste im Viertelfinale der Europa League sollten sich österreichische Vereine fragen: Was kann Club Brugge besser? Der Spitzenreiter der Eerste klasse in Belgien macht sich aktuell nicht nur im Europacup einen Namen, sondern bestätigt auch einmal mehr seine erfolgreiche Philosophie.

Dinamo Kiev mit ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragović, Zenit St. Petersburg, Dnipro Dnipropetrovsk, der VfL Wolfsburg, Titelverteidiger Sevilla FC, SSC Napoli, Fiorentina und Club Brugge KV: Im Gegensatz zur Champions League (mit seinem inzwischen zur Fadesse werdenden Kreis der üblichen Verdächtigen) ist im "kleineren" UEFA-Vereinsbewerb für Auflockerung gesorgt.

Club Brugge Koninklijke Voetbalvereniging: Die größte Zeit des Traditionsvereins trägt Wiener Handschrift. Unter dem legendären Erfolgscoach Ernst Happel auf der Betreuerbank sowie mit Österreichs Nationalspieler Edi Krieger auf dem Rasen gelang 1976 der Einzug ins Finale des UEFA-Cups und zwei Jahre später ins Endspiel des Europacups der Meister, wo man jedoch jeweils gegen Liverpool unterlag.

Auch aktuell muss wieder gefragt werden: Was kann Club Brugge besser? Hat man mehr Geld zur Verfügung als RB Salzburg? Hat die Stadt Brügge einen Standortvorteil gegenüber Wien? Oder wird dort einfach professioneller gearbeitet, als bei Rapid und der Austria?

Die Plattform für den Sprung in eine Topliga

Man weiß um den eigenen Status: Eine Plattform für Spieler, die in Europas Topligen wollen. In Belgien erhalten sie wertvolle Spielpraxis, rücken ins Blickfeld für Scouts und steigern damit auch den Marktwert für den Verein.

Im Fall von Carlos Bacca gelang dies hundertprozentig. Der Kolumbianer kam im Jänner 2012 von Atlético Junior nach Brügge und schlug dort voll ein. In der Saison 2012/13 holte er sich mit 22 Treffern den Titel als Torschützenkönig. Die Eerste klasse in Belgien wurde so zum Sprungbrett für den Wechsel in die Primera División nach Spanien.

Der Sevilla FC machte das Rennen. Im Juli 2013 sicherte man sich für eine Ablösesumme von sieben Millionen Euro die Dienste von Bacca. Zum Vergleich: Club Brugge hatte ihn noch für 1,5 Millionen Euro aus Kolumbien bekommen und machte so einen satten Gewinn mit dem Goalgetter.
>> Carlos Bacca: Auf der Überholspur

Für Bacca war übrigens nur deshalb ein Platz in der Kampfmannschaft frei geworden, weil Brügge zuvor Joseph Akpala an Werder Bremen abgegeben hatte. Eine klar erkennbare Strategie. Durch Transfers der abgeworbenen Stars wird im eigenen Kader den nachrückenden Talenten der Sprung in die erste Elf ermöglicht. Diese erhalten dann selbst die Gelegenheit ihre Visitenkarte aufzupolieren. Natürlich auch zum Vorteil des Vereins.

In der laufenden Europacup-Saison ohne Niederlage

So ist man auch in der Lage besser mit Enttäuschungen umzugehen. Im August 2013 kam noch in der dritten Qualifikationsrunde der Europa League gegen Śląsk Wrocław das Aus. Doch in der laufenden Saison setzte "Blauw-Zwart" zu einem internationalen Siegeszug an: In allen 14 bisherigen Spielen gegen Brøndby IF, Grasshoppers Zürich, Torino, HJK Helsinki, FC København, Aalborg BK und zuletzt auch im Achtelfinale gegen Beşiktaş blieb man ungeschlagen.

Ein Blick auf die Kaderliste zeigt zudem: Das Rezept ist einfach. Je ein Routinier in der Abwehr (der 33-jährige Davy De Fauw) sowie im Mittelfeld (der mittlerweile 38-jährige Timmy Simons), dazu junge Belgier mit 22 oder 23 Jahren (Laurens De Bock, Brandon Mechele, Thomas Meunier) plus Legionäre aus Australien (Torhüter Mathew Ryan), Costa Rica (Óscar Duarte), Israel (Lior Refaelov), den Niederlanden (Ruud Vormer) sowie Kolumbien (José Izquierdo).

Zusammen mit den Torschützen gegen Beşiktaş namens Tom De Sutter und dem erst 19-jährigen Doppelpack-"Joker" Boli Bolingoli-Mbombo ergibt dies eine gelungene Mischung. Belgiens Ex-Klassetorhüter Michel Preud'homme darf sich auf der Trainerbank gratulieren lassen.
>> Die Kaderliste des Club Brugge

Auch in der Meisterschaft läuft alles nach Wunsch: Im Grunddurchgang wurden die großen Rivalen RSC Anderlecht und Standard Liège auf Distanz gehalten. Im Playoff darf man deshalb nun vom ersten Titel seit 2005 träumen. Es wäre das 14. Championat der Vereinsgeschichte. Sonntag gibt's als Hors­d'œu­v­re das Cupfinale gegen Anderlecht.

Mehr dazu:
>> Die Achtelfinal-Ergebnisse der Europa League im Überblick

ct

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