23.03.2015 20:42 Uhr

Ogris zwischen harter Arbeit und Genuss

Als Interimstrainer soll Klublegende Andreas Ogris die Austria wieder zurück in die Erfolgsspur führen
Als Interimstrainer soll Klublegende Andreas Ogris die Austria wieder zurück in die Erfolgsspur führen

Die Wiener Austria hat die Notbremse gezogen und den Trainer gewechselt. Interimistisch soll mit Andreas Ogris wieder Fahrt in Richtung Europacupränge aufgenommen werden. Der 50-Jährige will die kurze Zeit auf der Betreuerbank seines Herzensklubs genießen, verspricht aber vor allem eines: Harte Arbeit.

Die Wiener Austria hat keine Zeit zu verlieren. Platz sieben und die Aussicht ein weiteres Jahr fernab der internationalen Bühne zu verbringen, zwangen die Klubverantwortlichen zur Trainerrochade. Statt Gerald Baumgartner hat nun mit Andreas Ogris ein violettes Urgestein das Sagen. Und dass die Uhren nun anders ticken in Favoriten unterstrich nicht zuletzt die Tatsache, dass Ogris erster Medientermin am Montagabend gleich eine halbe Stunde früher als geplant von statten ging.

"Ich bin davon überzeugt, dass in dieser Mannschaft genug Qualität steckt, um das angestrebte Ziel noch zu erreichen. Dafür werden wir ab jetzt täglich hart arbeiten", lautete eine der Kernaussagen des Interimstrainers. Bei seinem ersten Training hatte Ogris nur einen Rumpfkader zur Verfügung. Mehrere Akteure weilen bei ihren Nationalteams. Daher wurden eingangs nur "Eckpunkte angesprochen, damit jeder weiß, wie die Züge verkehren." Es ging um Disziplin, das Auftreten auf und neben dem Platz, Grundlegendes eben. Detaillierte Fahrplanauskünfte gibt es erst für die komplette Mannschaft. Auch wer Ogris als Assistent zur Seite stehen wird, entscheidet sich erst in den nächsten Tagen.

Expresszug nach Europa?

Ogris, der Lokführer. Wann genau der violette Zug, der 2013 beim Meisterteller und in der Champions League Station machte, von der Strecke abkam, darf unter Anhängern der Austria diskutiert werden. Der Floridsdorfer will sich damit eher nicht beschäftigen. "Ich will eigentlich nicht über die Vergangenheit reden, sondern blicke in die Zukunft.", so der bisherige Trainer der Austria-Amateure. "Natürlich weiß ich, dass wir einiges aufzuarbeiten haben", schränkte Ogris ein, aber "was passiert ist, können wir nicht ändern, die Zukunft schon."

Dass der Verein diese zumindest kurzfristig mit ihm, der über 300 Mal das violette Dress getragen hat und fünf Mal Meister sowie je drei Mal Cup- und Supercupsieger wurde, als Coach verbringen möchte, ehrt Ogris. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich violett bis auf die Knochen bin. Da hat es nicht viel zum überlegen gegeben, ich hab sofort ja gesagt", berichtete der frühere Stürmer. "Ich bin echt stolz der Trainer der Austria zu sein und werde das in den zwei Monaten in vollen Zügen genießen."

Sportdirektor Franz Wohlfahrt, selber erst seit Jahresbeginn im Amt, verspricht sich durch die Personalentscheidung neuen Schwung im und um den Verein: "Andi Ogris ist ein Urgestein und wir hoffen natürlich, dass das positiv aufgenommen wird in der Fangemeinde. Aber wir wissen auch, dass die fachliche Qualität stimmt. Das ist mindestens genauso wichtig." Vor allem war die Beförderung des Amateuretrainers zum vorübergehenden Chef aber pragmatisch, weil die naheliegendste Lösung.

Kein Herr – Nur "Reschpekt" zählt

Andreas Ogris verbrachte seine Trainerkarriere abseits des Profifußballs bei Klubs wie dem 1. Simmeringer SC und dem Floridsdorfer AC, fand zunächst als Individualtrainer in der Nachwuchsakademie zur Austria zurück. "Egal ob in der Bundesliga oder Regionalliga, du bist immer gefordert. An meiner Philosophie hat sich dabei nichts geändert. Man muss sich alles hart erarbeiten.", erklärte der 50-Jährige.

"Ich bin in verschiedenen Dingen sehr konsequent, habe es aber auch gerne gemütlich. Man soll trotz allem auch immer wieder Spaß haben beim Training." Seine Spielern dürfen ruhig auch Andi sagen statt Herr Ogris. "Wichtig ist, dass die Spieler mir den selben Respekt entgegenbringen, den ich ihnen entgegenbringe." Und noch etwas: "Jeder muss wissen, wenn es Zeit ist zum hart Arbeiten, dann wird hart gearbeitet."

Was den Auftritt seiner Mannschaft anbelangte, so blieb Ogris unverbindlich: "Wir werden unser System immer teilweise an den Gegner anpassen. Es wird nicht möglich sein, ein System auf jedem Platz zu spielen. Daher kann ich mich nicht hersetzen und sagen, dass wir ein stures 4-4-2 spielen. Aber wir können eine Grundaufstellung verfolgen und dann so flexibel wie möglich agieren."

Sollte am Ende der gemeinsamen Reise zehn Siege stehen, "dann wären wir alle sehr glücklich", wischte Wohlfahrt die Frage über einen längeren Verbleib von Ogris vom Tisch. Die Suche nach einem Langzeit-Nachfolger ist angelaufen, wie er bekräftigte. "Jetzt gibt es schon eine Liste von 20, die wir einengen wollen, bevor es zu direkten Gesprächen kommt", so Franz Wohlfahrt. Dass es nun Gerüchte und Spekulationen gibt, gehöre zum Job, aber: "Es geht auch darum, was wirtschaftlich möglich ist für den Verein. Dazu gibt es einige Profile, die wir erfüllt haben wollen vom zukünftigen Trainer." Das Name-Dropping ist somit eröffnet.

Mehr dazu:
>> Austria ersetzt Baumgartner durch Ogris 

Sebastian Kelterer

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