09.04.2015 13:01 Uhr

Feiertag der unbezahlten Red-Bull-Werbung

Dietrich Mateschitz und Rudolf Quehenberger
Dietrich Mateschitz und Rudolf Quehenberger

Ein großer Tag für Red Bull (Salzburg). Innerhalb von nur zwölf Minuten durfte man via Austria Presse Agentur flächendeckend ganz Österreich mit zwei unbezahlten Werbemeldungen beglücken. "Unabhängiger" (Sport-)Journalismus im Jahr 2015, eine ganze Branche zieht mit.

Es begann am Donnerstag, den 9. April um 10:34 Uhr, als die APA ein "Interview" mit Dietrich Mateschitz, dem Chef von Red Bull, ausschickte. Als Anlass diente die Übernahme der Salzburger Austria durch den Getränkekonzern vor zehn Jahren. Erst als letzter Satz - noch dazu in Klammern - gestand die heimische Nachrichtenagentur: Das Interview wurde in schriftlicher Form geführt.

Schriftlich eingereichte Fragen und dazu schriftliche Antworten samt Rufzeichen mitten unter dem Satz. So sieht Interview-Führung im Zusammenspiel zwischen Wien und Fuschl aus. Gleicht einer drink-drink-Red-Bull-Situation für alle Beteiligten: Die APA gibt vor direkt mit Mateschitz gesprochen zu haben und das Reich der Dose erspart sich eine zu bezahlende Meldung via Originaltext-Service.

Quehenberger: "Herzblut schlägt für Red Bull"

Nur zwölf Minuten später erfolgte um 10:46 Uhr die nächste Sportmeldung via APA-Basisdienst: Titel (Fußball: Quehenbergers "Herzblut schlägt für Red Bull") und Untertitel (Red-Bull-Chef Mateschitz "ein Glück für den Salzburger Fußball") haben mehr Aussagekraft als viele bezahlte Werbespots.

Darin wurde Rudolf Quehenberger (der ehemalige Vereinsboss der Salzburger Austria) gefragt, ob er die damalige Übernahme wieder so machen würde. Der 73-Jährige antwortete darauf: "Absolut. Das war meine beste Entscheidung. Mein Herzblut schlägt für Red Bull."

Weiters durfte Quehenberger "Österreichs Fußball-Topclub Red Bull Salzburg für erfolgreiche zehn Jahre gratulieren. Ein Glück für den Salzburger Fußball, dass es Didi Mateschitz gibt."

Derselbe Quehenberger unter dessen Regentschaft die alte Salzburger Austria nicht nur violette Europacup-Sternstunden feiern durfte, sondern auch in schwere wirtschaftliche Turbulenzen schlitterte. Ein Ende mit Schrecken wie beim FC Tirol oder dem GAK blieb Salzburg jedoch erspart, Quehenberger schaffte die Übergabe an den Getränkekonzern.
>> Salzburgs violetter Stern leuchtet wieder

Mateschitz über Kritik: "Sie ist lächerlich"

Im Anhang die schriftlich eingereichten Fragen der APA und die schriftlichen Antworten durch Red Bull, die als "Interview" mit Dietrich Mateschitz ausgegeben wurden.

Frage: Herr Mateschitz, am 6. April jährte sich die RB-Übernahme des SV Salzburg zum zehnten Mal. Wie fällt Ihr Resümee zu diesem Jubiläum aus?

Antwort: Eigentlich sehr positiv, zumal es ja der eigentliche Startschuss für ein internationales Fußballkonzept war, das wir vor der Grundsatzentscheidung, uns auch im Fußball zu engagieren, erarbeitet hatten.

Frage: Was war für Sie der bisher schönste Moment in der Fußball-Club-Geschichte von RB Salzburg?

Antwort: Wir sprechen von bisher neun Saisonen, in denen wir fünf Mal Meister und vier Mal Vizemeister geworden sind - eine Bilanz, die durchaus zufriedenstellend ist, zumal es ja auch in diesem Jahr nach einem ähnlichen Resultat aussieht. So gesehen ist es schwer, einen einzelnen Moment hervorzuheben.

Frage: Und welcher Moment war aus sportlicher Sicht für Sie der bisher schlimmste in diesen vergangenen zehn Jahren?

Antwort: Aus sportlicher Sicht in sehr unangenehmer Erinnerung habe ich unsere Niederlage in Donezk in der Ära Trapattoni, obwohl man bei diesem Spiel die "sportliche Sicht" ja bekanntlich unter Anführungszeichen setzen musste.

Frage: Sollte RB Leipzig den Aufstieg in die deutsche Bundesliga schaffen, welche Auswirkungen hätte dies auf den Standort Salzburg - sowohl in budgetärer Hinsicht als auch die Ambitionen im Hinblick auf die seit ein paar Jahren angestrebte erste Champions-League-Teilnahme von RB Salzburg betreffend?

Antwort: Keinerlei Auswirkungen. RB Salzburg wird weiterhin versuchen, um den Meistertitel zu kämpfen und endlich auch die Champions League zu erreichen. Wenn überhaupt, könnte sich die Mannschaft auf natürlichem Weg verjüngen, durch besonders talentierte Absolventen unserer jüngst in Betrieb genommenen Akademie.

Frage: Die Konstruktion mit den RB-Schwesternclubs und Spielertransfers zwischen diesen Clubs wird oft kritisiert. Sehen Sie diese Kritik als gerechtfertigt?

Antwort: Sie ist lächerlich. Erstens sind wir natürlich versucht, Synergien zu nutzen, wer würde das nicht? Und zweitens finden alle unsere diesbezüglichen Aktivitäten im Rahmen der von der FIFA vorgegebenen Reglements statt.

Frage: Sind Sie über die Feindschaft überrascht, die RB Leipzig und auch Ihnen selbst in Deutschland entgegengebracht wird?

Antwort: Diese sogenannte Feindschaft hält sich doch sehr in Grenzen. Wenn man die Mathematik strapazieren möchte, handelt es sich hier um nullkommanullirgendwas Prozent aller Fußballinteressierten. Um die hinreichend bekannten Randgruppen, die entweder nichts verstehen oder nichts verstehen wollen oder sonstige Beweggründe haben. Zum Problem wird dieser schwer zu verstehende Aktionismus erst dadurch, dass er von den Medien aufgegriffen wird und für so manche Schlagzeile dienen muss.

Frage: Was wäre für Sie ein Grund, dass RB sein Engagement im Fußball oder zumindest in Salzburg beendet?

Antwort: Da würde mir im Moment nichts einfallen.

Frage: RB hat eine einzigartige Nachwuchsakademie für Fußball und Eishockey gegründet. Was muss erreicht werden, damit Sie diese Investition als erfolgreich betrachten?

Antwort: Das ist einfach: gute Spieler.

Frage: Wo sehen Sie sich mit dem Fußball-Club RB Salzburg in zehn Jahren?

Antwort: Ähnlich wie heute. Wirklich wünschenswert und notwendig wäre eine Anhebung des sportlichen Niveaus der gesamten Liga. Das würde aber voraussetzen, dass alle Clubs mehr als bisher sowohl in die Qualität ihrer Kampfmannschaft als auch - und vor allem! - in die Jugendarbeit investieren. Dafür ist natürlich die Finanzierbarkeit Voraussetzung, womit man beim dritten Punkt wäre: Anstrengungen zu unternehmen, alle potenziellen Sponsoren und Unterstützer für den Fußball zu gewinnen oder auch wieder zurück zu gewinnen.

Mehr dazu:
>> Zehn Jahre Red Bull Salzburg

ct

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