19.04.2015 10:59 Uhr

ManCity: Alles auf dem Prüfstand

Enttäuschte Gesichter sind im Etihad in dieser Saison kein Einzelfall
Enttäuschte Gesichter sind im Etihad in dieser Saison kein Einzelfall

Alarmstufe Rot in Manchester: Nach einem miserablen Start ins Jahr 2015 kommt bei den Citizens alles auf den Prüfstand. Spieler, Trainer und die sportliche Führungsebene stehen in der Kritik. Die einzige Lösung: ein radikaler Schnitt. Der birgt neue Gefahren.

Als ob das bittere 1:2 gegen Crystal Palace nicht genug gewesen wäre, lieferte Manchester City beim desaströsen 2:4 im Stadtderby gegen United nur eine Woche später den nächsten Beweis dafür, dass die Mannschaft in ihrer aktuellen Zusammenstellung nicht funktioniert. Das Team wirkt ideenlos, der Trainer ratlos, die sportliche Leitung hilflos.

Trotz Investitionen von über einer Milliarde Euro (!) in den letzten sechseinhalb Jahren haben es die Skyblues nicht geschafft, ein Team mit Perspektive aufzubauen. Auch die Prognose verheißt nichts Gutes. Weder kurz- noch langfristig. Die dritte Meisterschaft nach 2012 und 2014 ist, das steht nach den jüngsten Rückschlägen fest, längst außer Reichweite.

13 Spieler auf der Abschussliste

Die Bilanz des laufenden Jahres spricht Bände: Von 17 Pflichtspielen gewann City nur sechs (drei Unentschieden, acht Niederlagen). Nur drei Mal blieb die Mannschaft in diesen 17 Partien ohne Gegentor. Das Resultat: Chelsea ist enteilt, Arsenal und Manchester United sind vorbeigezogen. Die einzige Lösung im Hinblick auf die Zukunft: radikale Aufräumarbeiten.

Nicht weniger als 13 Spieler könnten im Sommer auf der Abschussliste stehen. Darunter befinden sich einige Großverdiener wie Yaya Touré, Edin Džeko und Samir Nasri. Ob Bacary Sagna, Aleksandar Kolarov, James Milner, Micah Richards, Jesús Navas und Stevan Jovetić im nächsten Jahr noch auf der Gehaltsliste zu finden sind, ist ebenfalls fraglich.

Sicher ist: Der Kader muss dringend umgekrempelt und verjüngt werden – ohne an Qualität einzubüßen. Eine Mammutaufgabe.

Galgenfrist für Pellegrini?

Was den Posten des Cheftrainers angeht, träumen die Skyblues und ihre Besitzer weiterhin von der großen Lösung namens Pep Guardiola. Der wäre allerdings frühestens im Sommer 2016 zu haben. Alternativ könnte Patrick Viera, derzeit Trainer der zweiten Mannschaft, für eine Saison übernehmen. Auch eine zwölfmonatige Galgenfrist für Manuel Pellegrini steht im Raum.

Dass der Chilene auch im nächsten Jahr auf der Bank sitzt, gilt aber als unwahrscheinlich. Der 61-Jährige gibt in dieser Saison eine mehr als unglückliche Figur ab. Der Teamgeist scheine "nicht in Ordnung" zu sein, behauptete der Manager zuletzt. Sich selbst sieht er in dieser Sache erstaunlicherweise nicht in der Verantwortung.

Nicht nur neben dem Platz, auch auf dem Rasen hakte es in den vergangenen Wochen gewaltig. Pellegrinis bevorzugtes 4-4-2 hat funktioniert, als sämtliche Leistungsträger fit und auf dem Höhepunkt ihres Schaffens waren. Das ist nicht mehr der Fall. Die Personalentscheidungen des Trainers sind zudem umstritten. Die Versetzung von James Milner auf den Flügel, obwohl dieser seine Stärken im defensiven Mittelfeld hat, sowie das sture Festhalten am enttäuschenden Rekordeinkauf Eliaquim Mangala sind nur zwei von vielen Beispielen.

Abrechnung im Sommer

Fest steht: Im Sommer 2015 wird im Büro von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan abgerechnet. Auch die für Transfers und die sportliche Leitung verantwortlichen Trixi Begiristain und Ferran Soriano kommen auf den Prüfstand. Trotz unbegrenzter Mittel haben sie es nur selten geschafft, Weltklasse-Spieler ins Etihad zu locken.

Stattdessen waren sie mitverantwortlich dafür, dass der Verein ins Visier der FIFA gerückt ist und vergangenes Jahr für "nur" 49 Millionen Pfund einkaufen durfte. Talente mit großem Potenzial, Entwicklungsspieler, die den Klub über Jahre hinweg nach vorne bringen können, sucht man auf der Shoppingliste der letzten Jahre vergeblich. Diese sollen jetzt her. Und genau da liegt das nächste Problem.

Kader ausmisten und umbauen

Einerseits müssen die Citizens ihren Kader ausmisten und umbauen. Das funktioniert aber nur, wenn man sich gleichzeitig der Altlasten entledigt. Transfererlöse müssen her, damit die Regelhüter der FIFA keine weiteren Sanktionen verhängen. Bestückt man die Mannschaft mit jungen entwicklungsfähigen Spielern, öffnet sich die nächste Baustelle. Die Integration von jungen Spielern braucht in der Regel Zeit. Zeit, die ein Verein mit diesem (Finanz-)Potenzial im Normalfall nicht hat.

Was auch immer im Sommer rund um das Etihad passiert, es läuft darauf hinaus, dass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Daran werden auch die letzten sechs Spiele dieser enttäuschenden Saison nichts mehr ändern.

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Christian Schenzel

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