24.04.2015 11:35 Uhr

Bajuwarische Abstiegsängste

Neue Hoffnung beim TSV 1860: Die Münchener schlugen zuletzt Bochum in letzter Sekunde
Neue Hoffnung beim TSV 1860: Die Münchener schlugen zuletzt Bochum in letzter Sekunde

Während der FC Ingolstadt als Spitzenreiter der zweiten Bundesliga kurz vor dem Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse steht und damit die bayrische Fahne im deutschen Fußball-Unterhaus hochhält, stehen die Zeichen bei gleich drei Traditionsvereinen aus dem Freistaat auf Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag.

Platz 13, Platz 14 und Platz 15: Ließen wir die "1" vor diesen Zahlen weg, so hätten wir durchaus Platzierungen genannt, mit denen die Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg, der SpVgg Greuther Fürth und des TSV 1860 München wohl gut leben könnten. Denn dann ginge es noch um den Aufstieg und die damit verbundene Rückkehr in die Eliteklasse. Doch die Realität sieht mit eben jenen deutlich zweistelligen Tabellenrängen ganz anders aus. Es droht der Absturz in die 3. Liga.

Formtief zum völlig falschen Zeitpunkt

Zumindest beim Club scheinen die Sorgen noch halbwegs unbegründet: Sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, dazu ein verhältnismäßig machbares Restprogramm in den kommenden vier Wochen. Allerdings spricht der aktuelle Formverlauf nicht gerade für die Nürnberger. Sieben Spiele nacheinander wurden nicht gewonnen. Darunter auch der verloren gegangene "Charaktertest", zu dem Trainer René Weiler die Begegnung beim FC St. Pauli am letzten Spieltag deklariert hatte.

Am Freitag kommt nun der SV Sandhausen ins Grundig-Stadion. Ein Sieg ist Pflicht gegen die Rhein-Neckar-Truppe, sonst droht eine weitere Zementierung der sportlich angespannten Situation. Weiler weiß, welche Charakterzüge gefragt sind und redet seine Elf vor dem Sandhausen-Spiel am Freitagabend stark: "Das ist eine Situation, die wir uns natürlich nicht gewünscht haben. Doch sie ist jetzt da. Also müssen wir damit umgehen. Die Mannschaft soll weiter mutig und offensiv nach vorne spielen. In Phasen, in denen es nicht nach Wunsch läuft, gibt es auch den Weg über den Kampf."

Heim-Trauma in Fürth

Den richtigen Kampfgeist auf den Platz zu bringen, diese Tugend predigt seit seinem Amtsantritt auch der Trainer vom Nürnberger Erzrivalen aus Fürth. Die Spielvereinigung quält sich seit Monaten durch die Liga und hat allem Anschein nach schlicht das Siegen verlernt. Seit dem 3. Oktober 2014 hat Greuther Fürth zudem kein Heimspiel mehr gewonnen. Das einst komfortable Punktepolster auf die Abstiegszone ist nach der der jüngsten Remis- und Niederlagenserie auf mickrige drei Punkte zusammengeschmolzen. Dazu gesellt sich ein Restprogramm, das es in sich hat. Gegen die direkte Konkurrenz aus dem unteren Tabellendrittel geht es nicht mehr, dafür aber gegen vier der derzeit ersten Sieben der Tabelle.

Die Moral stimmt bei den Mittelfranken gleichwohl noch. So wurde beim 2:2 gegen Union Berlin am letzten Spieltag zweimal ein Rückstand egalisiert, was immerhin noch einen Punktgewinn einbrachte. In den nächsten Wochen könnten weitere Unentschieden aber nicht mit dem Klassenerhalt, sondern mit dem Abstieg enden. Denn die gesamte Abstiegszone um St. Pauli, Aue und Aalen hat in jüngster Vergangenheit die Schönheit des Siegens wiederentdeckt und macht von unten Druck.

Kleeblatt-Trainer Mike Büskens hat vor kurzem bei weltfussball mehr Zielstrebigkeit in der Offensive und mannschaftliche Geschlossenheit eingefordert. Dies gilt nun mehr denn je. Bei nur noch drei Punkten Vorsprung auf Platz 16 und 17 müssen die Grün-Weißen jetzt auch noch mit einem weiteren Hindernis im Abstiegskampf klarkommen: Dem großen Nervenflattern im Endspurt der Saison.

Last-Minute-Sieg als Wendepunkt?

Der letzte der drei abstiegsbedrohten bajuwarischen Traditionsvereine, die zusammen immerhin 13 deutsche Meistertitel unter sich vereinen, konnte jüngst wenigstens mit einem Positiv-Erlebnis auf sich aufmerksam machen. Der TSV 1860 München schöpft nach dem Last-Minute-Heimsieg gegen den VfL Bochum (2:1 in der 92. Minute) neue und immens wichtige Hoffnung nach zuvor nur einem gewonnenen Heimspiel seit September.

Die Löwen bewegen sich seit einigen Monaten immer knapp über dem Strich und punkten minimalistisch für den Klassenerhalt. Der Grat ist Schmal: Eine Niederlage am Samstag bei Fortuna Düsseldorf kombiniert mit dem Sieg von einem der drei tiefer platzierten Teams, die allesamt auswärts ran müssen, und die Sechziger fallen auf den Relegationsplatz zurück. Nach dem äußerst wichtigen Dreier gegen Bochum, ohne den die Münchener bereits auf einem Abstiegsplatz stünden, sucht die Mannschaft nun den Schulterschluss mit den Fans.

In einem offenen Brief an die Fanclubs werben die Blauen mit viel Pathos um den bestmöglichen Support für den Saisonendspurt: "Ein Löwe ist kein Löwe, wenn er aufhört zu kämpfen. Und das haben wir alle gemeinsam getan - nie aufgehört zu glauben, zu hoffen und zu kämpfen", wendet sich Teamcaptain Christopher Schindler vor dem Düsseldorf-Spiel an die Anhängerschaft.

Hoffnung für die Löwen bringt die Rückkehr von Stürmer Rubin Okotie, dem mit großem Abstand besten Torschützen von 1860 in dieser Saison. Nach sechs Spielen und überstandener Innenbanddehnung im Knie kehrte der Österreicher in dieser Woche ins Mannschaftstraining zurück und wird Samstag wohl wieder im Kader stehen.

Das bajuwarische Trio wird wohl bis zur letzten Spielrunde von St. Pauli, Aue und Aalen gejagt werden. Noch stehen diese drei Klubs unter dem Strich. Die Perspektiven für den alles entscheidenden Mai sind aber vollkommen offen.

Mats-Yannick Roth

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