16.05.2015 14:47 Uhr

Optimismus beim ÖFB vor U20-WM

Das U20-Nationalteam wurde von der ÖFB-Spitze zur WM verabschiedet
Das U20-Nationalteam wurde von der ÖFB-Spitze zur WM verabschiedet

Mit viel Optimismus und einem klaren Ziel vor Augen hat Österreichs U20-Nationalteam die Reise zur WM in Neuseeland angetreten. Trotz der schwierigen Gruppengegner Ghana, Panama und Argentinien soll der Aufstieg in die K.o.-Phase geschafft werden, lautete der einhellige Tenor vor dem Abflug am Samstagabend.

"Zufrieden wäre ich, wenn wir das Achtelfinale erreichen, aber vielleicht auch dann, wenn wir es nicht schaffen und uns gut präsentieren", erklärte U20-Teamchef Andreas Heraf. Der Ex-Internationale traut seinen Schützlingen einiges zu. "Die Mannschaft hat gelernt, zu gewinnen, auch wenn sie manchmal nicht die bessere ist. Ich habe eine clevere Mannschaft, wir sind top-vorbereitet und haben eine Strategie."

Der Erfolg in Neuseeland führt laut Heraf über das Kollektiv. Eine positive Atmosphäre innerhalb der Mannschaft sei dringend nötig - und genau aus diesem Grund verzichtet der Coach auf Ivan Lucic. Der Goalie gilt als potenzieller Unruheherd.

"Bei ihm hat es ab und zu gewisse Disziplinlosigkeiten gegeben. Wir leben vom Kollektiv und mir war das Risiko zu groß, die Stimmung zu gefährden, daher habe ich diese Entscheidung getroffen", erzählte Heraf.

Der 47-Jährige informierte Lucic in einem persönlichen Gespräch von seinem Entschluss. "Er hat es professionell zur Kenntnis genommen. Ich habe auch nichts gegen ihn und denke, er wird eine große Karriere haben", sagte Heraf.

Andreas Gruber soll nach Neuseeland nachkommen

Außerdem nicht im Kader scheint Sinan Bytyqi auf - der Schlüsselspieler muss wegen eines Kreuzbandrisses passen. Valentino Lazaro fliegt auch nicht nach Neuseeland, sondern wird stattdessen wohl ins Aufgebot des A-Teams für das EM-Qualifikationsspiel in Russland nominiert. Die ebenfalls in Neuseeland spielberechtigten Austrianer Sascha Horvath und Marko Kvasina sind für die U19-EM im Juli eingeplant.

Ein Fragezeichen steht noch hinter Andreas Gruber. Wenn sein Verein Sturm Graz nach der vorletzten Runde einen Europacup-Fixplatz erreicht hat, aber keine Chance mehr auf Rang zwei besitzt, stößt der Offensivspieler kurz vor dem ersten Match am 30. Mai in Wellington gegen Ghana zum ÖFB-Team.

Kapitän Lovric: "Kindheitstraum geht in Erfüllung"

Mit von der Partie ist auf jeden Fall Kapitän Francesco Lovric vom VfB Stuttgart. "Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung", sagte der Verteidiger. "Wir sind nicht die beste Mannschaft bei der WM, aber jeder ist für den anderen da, und wenn wir zusammenhalten, haben wir die Chance, jeden Gegner zu schlagen."

Allerdings warten auf Lovric und Co. Kontrahenten von hoher Qualität. Argentinien ist U20-Rekordweltmeister und gilt laut Heraf genauso wie Ghana als Titel-Mitfavorit. Panama gewann in der CONCACAF-Ausscheidung alle Spiele bis zum Finale, wo erst im Elfmeterschießen gegen Mexiko Endstation war. "Das Losglück war nicht auf unserer Seite", meinte Heraf.

Dennoch könnte schon ein Sieg zum Achtelfinale reichen, weil die vier besten von insgesamt sechs Gruppendritten weiterkommen. "Aber um zu bestehen, brauchen wir Sonderleistungen, und ich hoffe, dass uns die eine oder andere gelingen wird", sagte der Coach.

Heraf: "Rahmenbedingungen sind einfacher als in Kolumbien"

Heraf steht vor seiner insgesamt vierten Endrunden-Teilnahme mit einer ÖFB-Nachwuchs-Truppe, der zweiten im Rahmen einer Weltmeisterschaft. Vor vier Jahren war bei der U20-WM in Kolumbien in der Gruppenphase Endstation.

Damals hatte die Mannschaft mit dem schwül-heißen Klima an der Karibikküste schwer zu kämpfen. "Aber in Neuseeland sind die Rahmenbedingungen einfacher als in Kolumbien", betonte Heraf. Derzeit herrschen am Austragungsort Temperaturen um die 15 Grad.

Nachdem beim ÖFB-Betreuer in den vergangenen beiden Jahren "in sportlicher und privater Hinsicht viel passiert" war, hielt er sich heuer drei Wochen in Neuseeland auf und machte dabei neue Erfahrungen. "Ich konnte in dieser Zeit viel nachdenken, habe einmal fünf Tage lang keinen einzigen Menschen gesehen. Da sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen. Man lernt, dass viele Dinge wichtiger sind als der Fußball."

Deshalb habe er das Jahr 2015 unter das Motto "Gelassenheit" gestellt. "Ich bin jetzt reifer und gelassener als noch bei der WM in Kolumbien und habe mehr Vertrauen in meine Spezialisten, die mir viel Arbeit abnehmen", erzählte Heraf.

Vorbereitung in Auckland mit Testspiel gegen den Gastgeber

So richtig ernst wird es für den Ex-Rapidler und sein Team am 30. Mai mit der Partie gegen Ghana, die Spiele gegen Panama (2. Juni) und Argentinien (5. Juni) steigen ebenfalls in Wellington. Bis 25. Mai bereitet Heraf seine Schützlinge in Auckland auf die Endrunde vor, wo am 24. Mai ein finales Testspiel gegen Neuseeland über die Bühne geht.

Bis dahin sollten sich die ÖFB-Junioren an den Zeitunterschied von fünf Stunden gewöhnt haben. "Die Spieler werden schon versuchen, im Flieger munter zu bleiben, damit sie den neuen Rhythmus einüben", erklärte Heraf.

Vor dem Abflug wünschten ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner den österreichischen Junioren alles Gute. "Die WM ist eine tolle Gelegenheit für die Spieler, internationale Erfahrungen zu sammeln", sagte Windtner.

Ähnlich äußerte sich Ruttensteiner: "Alle Spieler, die von so einem Event zurückkommen, haben gewonnen - nämlich große internationale Erfahrung." Die Kosten für den Neuseeland-Trip beziffert der ÖFB mit rund 300.000 Euro.

Mehr dazu:
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apa

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