16.07.2015 10:14 Uhr

Rückkehrwelle in Südamerika

Diego Forlán ist zurück beim CA Peñarol
Diego Forlán ist zurück beim CA Peñarol

Früher als zu erwarten und scheinbar ohne großen finanziellen Aufwand konnten die Boca Juniors Carlos Tévez von einer Rückkehr überzeugen. Zigtausende Fans bereiteten dem Mittelstürmer in der Bombonera einen warmherzigen Empfang. Zwar hat der Verein keinen einzigen Cent nach Italien zu überweisen, musste Juventus aber stattdessen die Vorverkaufsrechte an gleich vier Talenten aus der eigenen Jugend zusichern. Guido Vadalá wird für zwei Jahre ausgeliehen, Rodrigo Betancur, Franco Cristaldo und Andrés Cuba können bei Interesse für festgeschriebene Ablösesummen folgen.

Tévez kommt auf höchstem Niveau

Der sportliche Verlust für Boca ist hier nur schwer zu bemessen, der Gewinn im Gegenzug allerdings garantiert. Denn Tévez ist mit 31 Jahren noch topfit und von internationaler Klasse. Wie einst Juán Sebastián Verón zu Estudiantes oder Maxi Rodríguez zu Newell's kommt er mit der Perspektive, noch mindestens zwei Jahre auf sehr hohem Niveau spielen zu können. In der Meisterschaft ist Boca zur Saisonhälfte Tabellenführer und auch im Landespokal ist man noch vertreten. Zwei potenzielle Titel, zu dessen Gewinn "Carlitos" bis Dezember sicherlich seinen Teil beitragen kann. Zudem hat man durch die Rückholaktion des "Spieler des Volkes" den leidenschaftlichen Fans eine Identifikationsfigur zurückgeben, die den "Xeneizes" seit Riquelmes Abgang fehlte. Und selbst für die Copa Libertadores 2016 ist man mit Tévez bereits jetzt Topfavorit.

Dieses südamerikanische Pendant zur Champions League gewann 2013 Atlético Mineiro aus dem brasilianischen Belo Horizonte. Mit dabei und zumindest in der ersten Phase des Wettbewerbs auch zentrale Figur: Ronaldinho Gaúcho. Atlético Mineiro war damals nach Flamengo Rio de Janeiro die zweite Station des ehemaligen Weltfußballers nach seiner ersten Rückkehr in sein Heimatland. Nach einem Gastspiel bei Querétaro in Mexiko kehrt "R10" nun nach Rio zurück – allerdings zu Flamengos Rivalen Fluminense, nachdem er zuvor beinahe beim dritten Erstligisten der Stadt, Vasco da Gama, unterschrieben hätte.

Ronaldinho zurück in Rio

Fluminense konnte mit einem Grundgehalt von 2 Millionen Euro das Angebot von Vasco verdoppeln. Das Jahressalär, das zur Hälfte vom Verein und zur Hälfte von den Sponsoren Frescatto und Voxx getragen wird, lag zwar noch unter dem Angebot von Antalyaspor, allerdings hatte "Dinho" große Sehnsucht nach der "Cidade Maravilhosa", so sein Bruder und Berater Assis. Ebenso die Tatsache, erstmals Heimspiele im Maracanã austragen zu können, soll für "Flu" gesprochen haben.

Allerdings fragten bereits einige brasilianische Medien skeptisch: "Wen interessiert noch Ronaldinho?" Denn sportlich ist das Idol der ersten "Generation PlayStation" kaum mehr eine Verbesserung für das Team aus dem Stadtteil Laranjeiras. Fluminense ist Tabellenzweiter und ein (nachtaktiver) Protagonist wie Ronaldinho könnte mehr Probleme ins Team bringen, als dass er es mit Toren und Traumpässen voranbringt. Der Klub verspricht sich eine erhöhte Medienpräsens sowie steigende Trikotverkäufe und Zuschauerzahlen vom 35-jährigen Neuzugang. In Querétaro hatte man sich mit dieser Bilanz voll und ganz zufrieden gegeben.

Forlán unterschreibt bei seinem Lieblingsklub

Weder sportlich noch finanziell wird sich in Uruguay die Situation von Peñarol durch die Verpflichtung von Diego Forlán großartig verändern. Eher stehen hier emotionale und repräsentative Aspekte im Vordergrund. Der Blondschopf, der aus der japanischen Liga in die Heimat wechselt, erfüllt sich den Lebenstraum bei seinem Lieblingsklub Peñarol aufzulaufen. Denn sportliche Ausbildung und Profidebüt erlebte er einst südlich des Río de La Plata beim Club Atlético Independiente. Auch seitens des Vereins ist man hocherfreut über Forlán im schwarzgelben Trikot. Denn so kann sich "el Manya" eine der beliebtesten Persönlichkeiten des Landes nicht nur als Fan, sondern nun auch als Spieler in die Geschichtsbücher schreiben.

Altstars wollen Libertadores mit River

"Das Kaninchen" Javier Saviola hat bereits seinen Platz in der Vereinsgeschichte von River Plate sicher. 1998 debütierte er für die "Millonarios", erzielte über 40 Tore und gewann zwei Meisterschaften, bevor er 2001 zum FC Barcelona wechselte. Nun ist er, wie auch "Lucho" Gonzalez, an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Ablösefrei und vermutlich mit relativ geringen Gehaltsansprüchen, lockte die beiden vermutlich die Chance mit wenig Aufwand die Copa Libertadores zu gewinnen. Beim Sieg im Halbfinalhinspiel gegen Guaraní (2:0) waren beide mit von der Partie, allerdings nicht über die volle Spielzeit und ohne zu glänzen.

Die zwei Verpflichtungen sind die Fortsetzung einer ganzen Reihe von Rückholaktionen bei River, mit denen der argentinische Rekordmeister versucht, Erfolge der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Cavenaghi ist schon länger wieder in Nuñez, Aimar kam vor einigen Monaten und verabschiedete sich kürzlich als Sportinvalide in den Ruhestand. Man tut hier nicht nur den Oldies selbst, sondern vor allem auch den Anhängern einen Gefallen. River hat seit Jahren keinen Star hervorgebracht und auf der Tribüne lechzt man nach Idolen. Eine gute Rolle für sie wäre die der Rat gebenden Ergänzungsspieler. Viel mehr als das wäre gegenüber dem Stamm der Mannschaft ungerecht und könnte die Truppe von Trainer Gallardo eher destabilisieren als stärken.

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Für weltfussball berichtet aus Südamerika: Viktor Coco

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