31.07.2015 14:15 Uhr

Roberts: Englands Traum vom eigenen Messi

Patrick Roberts will sich in der kommenden Saison bei ManCity durchsetzen
Patrick Roberts will sich in der kommenden Saison bei ManCity durchsetzen

Der Werdegang von Patrick Roberts entspricht auf dem Papier dem eines kommenden Superstars. Die fußballerischen Anlagen dafür bringt der 18-Jährige mit. Doch schon jetzt steht der "englische Messi" am Scheideweg seiner Karriere.

In Wimbledon entdeckt, in Fulham ausgebildet, von Felix Magath gefördert, von ManCity für viele Millionen verpflichtet: Patrick Roberts lebt den Traum vieler junger Fußballer. Aus einfachen Verhältnissen stammend, ist der Youngster im Sommer 2015 auf dem vorläufigen Höhepunkt und bei einem der größten Vereine des Kontinents angekommen.

Rund sieben Millionen Euro überwiesen die Skyblues für die Dienste des Flügelspielers nach Fulham. Weitere acht Millionen könnten in Form von fälligen Bonuszahlungen folgen. Viel Geld für einen Nachwuchsspieler, der beeindruckende Anlagen mitbringt, gleichzeitig noch vieles schuldig geblieben ist.

Vergleiche mit Lionel Messi und Arjen Robben

Der in London geborene Neu-Citizen gilt auf der Insel als Jahrhunderttalent. Die Medien bezeichnen ihn als "Wunderkind" und vergleichen den Teenager aufgrund seiner Spielweise mit Weltstars wie Lionel Messi und Arjen Robben. Ein Vergleich, den Roberts vor allem seinen beeindruckenden Auftritten im Trikot der englischen U-Nationalmannschaften zu verdanken hat.

Mit unglaublichen Dribblings, einem unwiderstehlichen Zug zum Tor und einem feinen Auge für seine Mitspieler avancierte der Linksfuß bei der U17-EM 2014 zum wichtigsten Spieler der Three Lions auf dem Weg zum Titel. Drei Tore und vier Assists in nur fünf Spielen untermauerten die Klasse des 1,67 Meter kleinen Mittelfeldspielers, dessen Vorbild nicht ganz zufällig der beste Spieler der Welt ist.

Dank Felix Magath zum Profidebüt

"Ich liebe es, Lionel Messi spielen zu sehen. Er kann einfach alles. Man kann sich nur wünschen, irgendwann einmal so gut zu sein", schwärmt der 18-Jährige von seinem Idol. Ähnlich wie der Argentinier, sieht auch der junge Engländer seinen größten Trumpf im Eins-gegen-Eins. "Das Dribbling ist meine größte Stärke. Ich mag es, es direkt mit den Abwehrspielern aufzunehmen. Außerdem ist mein Abschluss auch nicht der schlechteste", sagt Roberts über Roberts - und steht mit dieser Meinung nicht alleine da. 

Dass der Youngster über eine gewisse Qualität verfügt, blieb auch seinen bisherigen Trainern nicht verborgen. Mit 13 Jahren wechselte der Londoner aus Wimbledon in die Nachwuchsakademie der Cottagers. Dort entwickelte er sich stetig weiter. Mit 17 wurde sein Eifer belohnt. Unter Felix Magath gab Roberts sein viel beachtetes Debüt in der Premier League.

"Ich denke, dass wir mit Patrick ein außergewöhnliches Talent haben", urteilte der deutsche Trainer damals. Er sei "Fulhams Spieler der Zukunft." Wenige Wochen später stieg Fulham ab. Kurz danach musste auch Magath gehen.

Für den Abstiegskampf ungeeignet

Unter dem neuen Trainer Kit Symons geriet der rasante Aufstieg von Roberts ins Stocken. Der technisch versierte Teenager im Abstiegskampf der rauen Championship? Das passte einfach nicht. "Zwischen der Premier League und der Championship liegen Welten. Wir müssen erst zeigen, dass wir in der Lage sind, wieder in die erste Liga zu kommen", sagte Symons, der Roberts nicht zutraute, eine tragende Rolle im sportlichen Überlebenskampf einzunehmen.

"Er ist ein Riesentalent, aber wir haben darüber gesprochen, wie hart es in der Championship zugeht. Er muss einfach weiter am Ball bleiben und sich weiterentwickeln. Auch, wenn er nicht im Kader steht", vertröstete Symons den talentierten Teenager. Der wiederum wollte so lange nicht warten und wechselte stattdessen in diesem Sommer zu Manchester City.

Gut genug für die Premier League?

Ob Roberts' Karriere ausgerechnet bei einem der ambitioniertesten Klubs der Landes wieder Fahrt aufnimmt, ist fraglich. Zwischen dem Konkurrenzkampf in Fulham und Manchester liegen mindestens so viele Welten, wie zwischen der ersten und zweiten Liga. Ungeeignet für den Abstiegskampf in der Championship, aber gut genug für den Meisterschaftskampf in der Premier League? Nicht wenige zweifeln daran, dass Roberts die Erwartungen erfüllt.

Dennoch waren die Citizens bereit, viel Geld für den Youngster auf den Tisch zu legen. Weil sie es können, und, weil sie nach den Abgängen von Frank Lampard und James Milner dringend etwas tun mussten, um die von der FA verlangte "home-grown-player"-Quote zu erfüllen.

Roberts in der Bringschuld

Dass der 18-Jährige im ersten Jahr bei ManCity den Durchbruch in der Premier League schafft, wäre der "best case", ist aber eher unwahrscheinlich. Viel deutet deshalb auf ein Leihgeschäft hin, von dem alle Seiten profitieren. Roberts bekommt bei einem anderen Klub Spielzeit und entwickelt sich weiter, die Citizens bekommen in einem Jahr einen jungen, talentierten Spieler zurück, der in der ersten Liga Fuß gefasst hat und dem die Zukunft gehört.

In beiden Fällen liegt es an Roberts, seinen Teil zu erfüllen und den nächsten großen Schritt in seiner Karriere zu gehen. Er muss beweisen, dass er sich nicht nur gegen Spieler seiner Altersklasse, sondern auch gegen gestandene Profis durchsetzen kann. Noch genießt er eine Art Welpenschutz, will er den großen Vorschusslorbeeren und seinem Ruf als "englischer Messi" gerecht werden, wird es Zeit erwachsen zu werden und Leistung zu liefern.

Mehr dazu:
>> zur Länderspielübersicht von Patrick Roberts
>> zur Transferübersicht von Manchester City

Christian Schenzel

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