18.08.2015 14:03 Uhr

Austria Wien steigt in den Frauenfußball ein

Die Wiener Austria und USC Landhaus kooperieren ab sofort
Die Wiener Austria und USC Landhaus kooperieren ab sofort

Bundesligist Austria Wien, USC Landhaus und der Wiener Fußballverband (WFV) haben am Dienstag ihr gemeinsames Projekt zur Stärkung des Frauenfußballs vorgestellt. Nach Plan soll ab der Saison 2018/2019 auch in der höchsten Frauenliga Österreichs eine violette Equipe um den Titel kämpfen.

Die Kooperation soll die Kräfte bündeln. Landhaus bringt 46 Jahre Erfahrung im Spitzenfeld des österreichischen Frauenfußballs mit, die Austria will für professionelle Bedingungen samt Finanzierung sorgen, verfügt zudem über Akademie- und Schulkooperationen. Auch der WFV steuert bestehende Schulkooperationen und sein Mädchenleistungszentrum in Hirschstetten (Donaustadt) bei.

"Es war an der Zeit, die Strukturen zu ändern", erklärte der Wiener Verbandspräsident Robert Sedlacek, "viele Wienerinnen spielen im Nationalteam oder im Ausland, aber nicht bei Wiener Klubs." Seit 2010 steht der frühere Bundesliga-Schiedsrichter an der Spitze des WFV. Frauen- und Mädchenfußball seien im Amateurfußball ein wesentliches Thema. Fünf Jahre später haben zwei Wiener Traditionsklubs zueinander gefunden.

Der USC Landhaus war "der erste Verein in Österreich", wie Landhaus-Obmann Gerhard Traxler betonte (Anm.: Was nicht ganz stimmt, da es bis zum Verbot des Frauenfußballs durch den Österreichischen Fußballbund 1957 schon Frauenteams und sogar eine Meisterschaft gegeben hatte. Landhaus war aber der erste neugegründete Frauenfußballklub). In der ab 1982 österreichweit ausgetragenen Meisterschaft ist man nach SV Neulengbach und Union Kleinmünchen Nummer drei. 2001 standen die Floridsdorferinnen zum bisher letzten Mal an der Spitze. Die jüngere Vergangenheit war nicht ganz so rosig. "Wir waren schon am Boden", so Traxler, "bis dato sind wir ein Ausbildungsverein, was aber ja nicht schlecht ist."

Die Erfolge feierten andere. So holte Neulengbach gleich alle Meistertitel zwischen 2003 und 2014. 2015 gewann erstmals der FSK St. Pölten-Spratzern die Meisterschaft. Die Wachablöse innerhalb Niederösterreichs ist nicht zuletzt dem Nationalen Frauenzentrum in der Landeshauptstadt geschuldet. An der Spitze der Akademie steht mit Dominik Thalhammer gleichzeitig der ÖFB-Frauen-Teamchef. "Ein Konkurrenzfaktor", wie Traxler es formulierte. Um die Kluft zu verdeutlichen: Zum Ligaauftakt am vergangenen Wochende verlor Landhaus gegen die Titelverteidigerinnen deutlich mit 1:5.

Künftig soll es nun gelingen, bestehende Ausbildungswege zu verbessern und Talente so weit es geht zu halten. Hier kommt die Austria ins Spiel. Finanzvorstand Markus Kraetschmer erinnerte an das erst im Mai präsentierte S.T.A.R-Projekt, das R steht für Regionales Nachwuchszentrum. In dessen Rahmen möchte die Austria Frauenfußball forcieren. "Wir haben dazu gute Rückmeldungen erhalten", freute sich Kraetschmer.

Neues Team im neuen Stadion

Die Kooperation startet bereits mit dieser Saison. Bis die Teams nach Wien-Favoriten übersiedeln, dauert es aber etwas. "Es hängt von der Infrastruktur ab, die Rahmenbedingungen müssen erfüllt werden", so Kraetschmer. Verhandlungen mit der Gemeinde bezüglich der benötigten Trainingsflächen laufen. Wann wird die Austria in der Frauen-Bundesliga spielen? "2018/2019, wenn alles planmäßig verläuft", sagte Kraetschmer, also gleichzeitig mit der Fertigstellung des Stadion-Ausbaus. Bis dahin gilt es ein gesondertes Budget aufzustellen. Kraetschmer rechnet mit einer sechsstelligen Summe, ein eigener Sponsor wird gesucht. 

Nach Wacker Innsbruck und Sturm Graz (mittels einer Spielgemeinschaft mit Stattegg) werden die Veilchen erst der dritte Profiklub sein, der in der Frauen-Bundesliga ein Team stellt. Weiter unten in der Ligastruktur findet sich mit dem Wiener Sportklub immerhin ein weiterer großer Name.

Bewusstsein für das Thema Frauenfußball ist bei der Austria vorhanden. Auch Sedlacek bestätigte, dass sich die Veilchen rasch als Partner heraus kristallisierten. Für Sportdirektor Franz Wohlfahrt war das Thema seit dem Amtsantritt im Jänner auf der Agenda: "Ich habe beim ÖFB miterlebt, wie Damenfußball mit professioneller Arbeit aufgebaut wurde." Zudem spiele seine Nichte seit 20 Jahren Fußball. "Sie freut sich sicher", glaubte Wohlfahrt, der den Frauenfußball nun durch Taten unterstützen kann.

"Wir haben schon einige Mädels in die Akademie integriert gehabt", berichtete deren Leiter Ralf Muhr. Mona Kohn etwa, die später nach St. Pölten in die Akademie übersiedelte und letztlich in die Leichtathletik wechselte. Auf sportlicher Ebene ändert sich vorerst wenig, "In erster Linie ist es nicht notwendig alles neu zu erfinden", erklärte Muhr. Bei der Trainerfortbildung sind die Betreuer von USC Landhaus ab sofort dabei, der Transfer von Know-How steht im Vordergrund.

Ambitionierte Zielsetzung

"Wir wollen nicht nur den Namen hergeben", sagte Wohlfahrt. Kraetschmer betonte, "dass wo Austria draufsteht, auch Austria drin sein muss." Darf das Projekt somit als Kampfansage an den ÖFB und St.Pölten-Spratzern verstanden werden, wollte weltfussball daher wissen. "Wir brauchen keine Kampfansagen machen", Markus Kratschmer tat sich dabei schwer nicht zu grinsen, "aber die Ansprüche der Austria kennen sie." Die Ziele im Frauenfußball stehen jenen bei den Herren nicht nach: Top drei und vielleicht das eine oder andere Mal ganz oben stehen. Auch von internationalen Auftritten wird geträumt.

WFV-Boss Sedlacek drückte es diplomatisch aus: "Das Nationale Frauenzentrum in St. Pölten ist sehr erfolgreich. Der Aufschwung des Nationalteams ist unverkennbar. Umso mehr ist es uns wichtig, nicht einen Kontrapunkt sondern einen zusätzlichen Impuls zu setzen." Sonst würde Wien in der Entwicklung weiter zurückfallen. "Es ist eine Kampfansage an die Frauenfußballklubs in Österreich was die Leistung betrifft, nicht was Ressourcen und Standorte betrifft."

Mehr dazu:
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>> Austria vollendet ihren Stadion-Traum 

Sebastian Kelterer

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