05.09.2015 22:37 Uhr

ÖFB-Sieg gegen Moldau reicht noch nicht

Marc Janko verfolgt Goldtorschütze Zlatko Junuzovic
Marc Janko verfolgt Goldtorschütze Zlatko Junuzovic

Österreich fährt in der EM-Qualifikation einen knappen, aber hochverdienten 1:0-Sieg gegen Moldau ein. Das Goldtor für den weiter unbesiegten Gruppenersten erzielte Zlatko Junuzovic. Bereits am Dienstag könnte in Schweden Gruppensieg und EM-Teilnahme fixiert werden.

Es gibt Dinge im Leben, die sich nicht ändern lassen. Etwa dass harmlose Schweden trotz zweier Großchancen im Finish keinen Punkt aus Moskau entführen konnten. Russlands 1:0-Sieg brachte schon vor Anpfiff die Gewissheit, dass Österreich selbst mit einem Sieg gegen Moldau das EM-Ticket nicht vorzeitig wird lösen können. Oder, dass sich im prall gefüllten Ernst-Happel-Stadion einige geistige Tiefflieger nicht entblöden konnten, während einer Schweigeminute für tote Flüchtlinge zu pfeifen. Hatten sie Botschaft des ÖFB-Teams "Respect Refugees" nicht verstanden? Das Gros des Publikums reagierte, machte die Minute des Schweigens zu einer des Applauses und übertönte die Pfiffe.
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Aller Ablenkungen entledigt, konzentrierte sich das Team nach Anpfiff schließlich auf seine eigene Aufgabe. Nämlich drei Punkte zu holen gegen einen Underdog. Moldau erschwerte die ohnehin undankbare Mission mit einer Fünferkette in der Abwehr. Das erhoffte Anfangsfurioso der Österreicher war daher gebremst. Es dauerte bis zur 15. Minute, ehe das ÖFB-Team die erste wirklich große Chance vorfand. Zlatko Junuzovic kam nach elegantem Doppelpass mit Marc Janko alleinstehend vor Gäste-Keeper Ilie Cebanu zum Kopfball, scheiterte allerdings am früheren Kapfenberg-Legionär.

Österreich suchte die Lücke im engmaschigen Abwehrnetz der Moldauer. Immer wieder verhinderte ein blau bestutztes Bein, dass aus der hypothetischen Chance eine konkrete wurde. Marc Janko tankte sich im Strafraum durch, sein Stanglpass fand aber keinen Abnehmen. Nur eine Minute später segelte ein abermaliger Junuzovic-Kopfball am Kreuzeck vorbei (30.). Das befürchtete Geduldspiel nahm seinen Lauf.

Almer-Rekord und falscher Tor-Alarm

In der 36. Minute konnte immerhin Robert Almer zufrieden auf die Anzeigetafel blicken. Soeben hatte er den Torsperre-Rekord von Friedl Koncilia (458 Pflichtspielminuten ohne Gegentreffer) aus den Jahren 1982/83 gebrochen. Unterbeschäftigt wie er war, erlebte Almer diesen Moment exakt zwischen Strafraum und Mittelkreis. Moldau verteidigte mit Mann und Maus, hatte die Möglichkeit eines Torerfolges zwischenzeitlich nur bei einem Corner in Erinnerung gerufen, bedrohte den Ausbau der Bestmarke ansonsten nicht.
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In der 42. Minute dann endlich der Jubel.Eine Hereingabe von Florian Klein landete von drei (!) Moldauern abgefälscht im Fünfmeterraum der Gäste. Marko Arnautovic schnappte sich die Kugel, tanzte den Tormann aus und schob ein. Der Schiedsrichter-Assistent verweigerte dem Tor die Anerkennung. Der Jubel wich der Enttäuschung.

Gleich nach Wiederanpfiff nötigte Martin Harnik Cebanu zu einer Glanzparade. Wenig später setzte sich Arnautovic nach Zusammenspiel mit Junuzovic am Flügel durch, spielte für David Alaba zurück. Doch der Bayern-Star setzte den Schuss aus zentraler Position zu locker neben das Tor (49.).

Junuzovic bricht den Bann

Österreich wirkte keineswegs frustriert, schien nach Pause sogar entschlossener und wurde schließlich belohnt. Alaba brachte sich mit einem Doppelpass mit Janko an der Strafraumgrenze in Schussposition, Cebanu konnte den Ball nur unzureichend bändigen und Zlatko Junuzovic verwertete den Abpraller via Innenstange zum erlösenden 1:0 (52.). Beflügelt von seinem sechsten Treffer im Teamdress versuchte es der Werder-Legionär nach einem Eckball mit einem Volley-Weitschuss. Der Moldauer Schlussmann wurde diesmal aber leichter Herr der Lage (55.).

"Frankreich, wir kommen", die Chöre aus der Kurve unterstrichen die Wichtigkeit des Treffers. Mit einem Sieg würde nur noch ein klitzekleiner Punktgewinn zur Teilnahme an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich fehlen. Dieses schöne Ziel vor Augen, die Hände nass und die Frisur aufgestellt allein beim Gedanken daran, es beflügelte. In der 61. Minute probierte es Aleksandar Dragovic aus rund 30 Metern, der Schuss zischte nur knapp über das Tor.

In der 68. Minute hatte Sebastian Prödl, der für den verletzten Martin Hinteregger in die Startformation gerückt war, eine weitere Chance auf der Stirn. Er setzte den Ball aus kurzer Distanz aber am Kreuzeck vorbei. Wie wichtig ein zweiter Treffer wäre, unterstrichen die Moldauer sogleich durch einen Konter. Nicolae Milinceanu scheiterte aber an Robert Almer.

Kontrolliert ans Ziel

Für die Schlussviertelstunde brachte Teamchef Marcel Koller Jakob Jantscher für Martin Harnik. Moldau hatte die Fünferkette bereits verworfen, machte weiter Anstalten, den Ausgleich schon auch erzielen zu wollen. Die nächste gute Chance hatte aber wieder Österreich. Bei Marko Arnautovics Schussversuch nach Junuzovic-Vorlage war jedoch erneut ein Fuß des Gegners dazwischen (81.). In den Schlussminuten durfte dann Rubin Okotie für Marc Janko stürmen. Ilsanker beerbte Alaba im Mittelfeld, der Bayern-Legionär hatte in seiner letzten Amtshandlung ebenfalls die Entscheidung auf dem Fuß wie Jantscher zuvor bei einem Weitschuss.

Letztlich blieb es aber beim knappen Sieg. 90 Minuten Einbahnstraßenfußball hatten zu drei Punkten geführt, mehr war an diesem Abend aufgrund mangelnder Schützenhilfe der Schweden nicht möglich. Verschoben heißt aber nicht aufgehoben. Bereits am Dienstag bietet sich auswärts in Solna bei Stockholm der nächste Matchball in der EM-Qualifikation. Ein Remis würde reichen, nicht nur zur Teilnahme, sondern auch zum Gruppensieg.

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Sebastian Kelterer

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