23.11.2015 21:01 Uhr

Fans sollen in Rapid investieren

"Rapid InvesTOR" nennt sich das Projekt

Crowdinvesting heißt das Zauberwort. Der SK Rapid holt seine Fans als Geldgeber für das neue Allianz-Stadion an Bord. "Wir zahlen lieber Zinsen an unsere Mitglieder, als an Banken", stellte Finanzreferent Martin Bruckner am Montag bei der Präsentation des Modells vor der Hauptversammlung klar. Zusätzlich gab Rapid bekannt, dass man den Profibetrieb ab 30. Juni 2016 in eine GmbH umwandeln wird, eine grün-weiße AG wird es vorerst nicht geben.

Zwei bis drei Prozent Zinsen, abhängig von der fünf bis neunjährigen Laufzeit. Zusätzlich noch Bonus-Prozente für das Erreichen von Europacup-Gruppenphasen und K.O.-Runden. Ab 100 Euro kann man einsteigen und somit zumindest mehr Zinsen als beim alten Sparbuch lukrieren.

Voraussetzung für die Auszahlung von Zinsen ist, dass Rapid das Jahr mit einem operativen Gewinn und positiven Eigenkapital abschließt. Wenn nicht, dann werden sie ausgezahlt, sobald die Voraussetzungen wieder erfüllt sind. "Das negative Eigenkapital haben wir bereits abgebaut, das Vereinskapital weiter aufgebaut und 2015 werden wir einen siebenstelligen Gewinn erwirtschaften", meinte Rapid-Manager Christoph Peschek. Präsident Michael Krammer sprach sogar vom "besten Ergebnis der Vereinsgeschichte". Europacup-Erfolge und Berić-Millionen machen's möglich.

Die Finanzierung des Stadions hängt aber nicht von den Fan-Investitionen, die mit maximal drei Millionen Euro gedeckelt sind, ab – denn die Kredite mit der Ersten Bank und Bank Austria sind bereits unter Dach und Fach. Nur die Kreditsumme würde sich entsprechend verringern.

GmbH statt AG

Fremdfinanzierung durch die eigenen Anhänger hat bei den Grün-Weißen bereits Tradition. Vom Krankl-Schilling, der mittels eines Aufschlags beim Ticketpreis die Rückholung des ehemaligen Stars vom FC Barcelona ermöglichte, über die Rapid-Aktie, wonach die folgenden finanziellen Probleme den Verein jedoch fast in den Ruin trieben.

Die Wiedereinführung der Rapid AG ist aber vom Tisch. Vorerst. Durch den Wartungserlass des Finanzministeriums müssen sich alle Vereine, die einen Profibetrieb führen, in Kapitalgesellschaften umwandeln. Die Hütteldorfer haben sich für den Weg mit einer GmbH entschieden.

"Vielleicht ist das keine Entscheidung für die Ewigkeit, in zwei bis drei Jahren können wir dann neu evaluieren, ob es das Richtige für uns ist", meinte Präsident Krammer, der eine künftige AG nicht ausschließt. Die GmbH bekommt zwei Geschäftsführer. Für die wirtschaftlichen Aufgaben ist dann Christoph Peschek zuständig, Andreas Müller wird für die sportlichen Belange verantwortlich sein. "Mir ist aber egal, welchen Titel ich dann trage", stellte der jetzige Sportdirektor klar. Die aktuell prall gefüllten Geldbeutel bedeuten nicht, dass die Moneten jetzt in Millionen-Ablösen fließen. "Wir werden nicht großartig am Transfermarkt investieren", so Müller.

Dass das Geld bei Rapid auch schnell wieder weg sein kann, hat die Vergangenheit bewiesen. Im Geschäftsbericht 2014/2015 scheint auf, dass Rapid der Bundesliga 186.000 Euro aufgrund von Pyrotechnik-Verstößen der eigenen Fans überwiesen hat. Ein Betrag, der den Verantwortlichen ein Dorn im Auge ist: "Es gibt laufend Gespräche mit der Bundesliga und wir haben mehrmals mit der Fanszene gesprochen. Dieses Jahr wird der Betrag nicht mehr so hoch sein", versprach Krammer auf Nachfrage von weltfussball. Die 186.000 Euro waren also Crowdinvesting im umgekehrten Sinn.

Mehr dazu:
>> Rapid bilanziert 2014/15 mit knappem Plus

Johannes Sturm

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