12.05.2016 09:53 Uhr

FC Crotone: Der nicht ganz normale Verein

Haben allen Grund zum Feiern: Die Spieler des FC Crotone.
Haben allen Grund zum Feiern: Die Spieler des FC Crotone.

Die Sensation ist perfekt: Crotone spielt in der kommenden Saison zum allerersten Mal in der Serie A. Was ist das für ein Verein, der im Sommer 2015 noch haarscharf dem Abstieg in die dritte Liga entronnen war?

Crotone gibt es unter dem Namen FC Crotone Calcio erst seit 1993. Gegen Ende der 80er Jahre war der Vorgängerverein pleite gegangen. Sieben Jahre später hatte man einen kometenhaften Aufstieg hingelegt: Binnen kurzer Zeit hatte man es vollbracht, von der Promozione Calabrese in die zweithöchste Liga Italiens aufzusteigen. Und nun macht dieser kleine Klub den ganz großen Schritt.

Die Garanten des Erfolgs

Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg der Rot-Blauen hat Ante Budimir. Letztes Jahr noch auf St. Pauli ausgebootet, blühte der Kroate in Italien wieder auf. In 38 Spielen steuerte er 16 Tore bei. Wie italienische Medien berichten, sind nun sogar Spitzenteams wie Inter Mailand oder die AS Rom an dem 24-Jährigen interessiert. Doch als Vater des Erfolgs gilt Budimirs Landsmann Ivan Jurić. Dieser coacht die Rossoblu seit einem Jahr und war bereits als Spieler in den Nuller-Jahren beim Verein angestellt.

Crotone "züchtet" die Stars von morgen

In Crotone wurden viele "Jungs" zu Männern. Der Verein fungiert seit vielen Jahren als "farm team" – er "züchtet" Spieler für die großen Teams. Zuerst verlieh Juventus zahlreiche Spieler an den kalabrischen Verein. Zwischen den Jahren 2004 und 2006 trugen unter anderem Abdoulaye Konko, Tomas Guzman, Antonio Mirante, Antonio Nocerino und Graziano Pelle das Trikot Crotones. Jüngst wurden Alessandro Florenzi (AS Rom) und Federico Bernardeschi (AC Florenz) an die Süditaliener verliehen.

Rolle der Mafia

Sportdirektor Giuseppe Ursino hat seit sieben Jahren keinen einzigen Cent Ablöse für Transfers gezahlt. Er bevorzugt vertragslose Spieler. Dabei beziffern italienische Medien das Vermögen von Klubpräsident Raffaele Vrenna auf rund 800 Millionen Euro. Dieser ist Enkel des berüchtigten Vrenna-Clan Begründers Luigi Vrenna. Doch Rafaelle Vrenna verneint jegliche Verstrickung in Mafia-Aktivitäten. Sein Vermögen will er in verschiedenen Branchen, etwa der Abfallwirtschaft, gemacht haben. Die Anti-Mafia-Ermittler wollen nicht so ganz daran glauben.

Stadion hat Kult-Charakter

Nachdem der Aufstieg ins Oberhaus feststeht, hat der Präsident Großes vor. Rafaelle Vrenna plant den Umbau der aktuellen Sportstätte "Stadio Comunale Ezio Scida". Nach der Renovierung soll das Stadion, passend zur antiken Geschichte Crotones, an ein griechisches Amphitheater erinnern und das Fassungsvermögen von knapp 10.000 Plätzen auf 18.000 steigen. Dabei hat das aktuelle Stadion bereits Kult-Charakter. Direkt neben ihm befindet sich das städtische Krankenhaus. Patienten können hier von den oberen Etagen aus die Fußballspiele ihres Lieblingsvereins verfolgen. Und das ohne Eintritt zu bezahlen. In der Stadt scherzt man indes, dass viele Bürger der Stadt an Heimspieltagen eine Krankheit vortäuschen. Denn den Stadionbesuch können sich viele Crotonesen nicht leisten. Die 60.000-Einwohner-Stadt gilt als einer der ärmsten Orte Italiens. Es ist eine strukturschwache Gegend, jeder Dritte ist arbeitslos. Das Wirken verschiedener Mafia-Clans verscheucht Investoren. In diesem Sinne gönnt man dem FC Crotone und seinen Fans den Erfolg.

Philippos Bravos

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