24.05.2016 15:10 Uhr

Alessandro spricht eben für Qualität

Alessandro Schöpf hofft auf ein Leiberl bei der EM in Frankreich
Alessandro Schöpf hofft auf ein Leiberl bei der EM in Frankreich

Alessandro Schöpf könnte zur Überraschung im EM-Kader des österreichischen Nationalteams werden. Die Vielseitigkeit des Tirolers in Diensten von Schalke 04 ist dabei sein großer Trumpf.

Der 22-Jährige stellte sich beim ÖFB-Medientermin im Rahmen des Trainingslagers in der Schweiz am Dienstagvormittag den Fragen der Journalisten. Mit einer Zugfahrt vom Bahnhof Reichenau-Tamins samt anschließender kurzer Wanderung sowie einem Besuch der Driving Range am Nachmittag war Abwechslung vom Fußball angesagt.

Der Regen im Kanton Graubünden hatte sich in der Nacht gelegt, dennoch verzichteten viele Teamspieler wegen der kühlen Temperaturen nicht auf Hauben oder Trainingsjacken. Gegen Mittag kam dann aber sogar stellenweise die Sonne durch und es trocknete auf. Das wechselhafte Wetter ist für Schöpf aber nur Nebensache. Es geht um viel mehr: Einen Platz bei der Europameisterschaft in Frankreich.

Im Ötztal das Talent in die Wiege gelegt

Allein schon sein Vorname bürgt für einen Kick der Sonderklasse. Alessandro Del Piero - einst eine Ikone bei Juventus und in der italienischen Squadra Azzurra. Sieger der Champions League, Weltmeister, Freistoßkönig und Supertechniker. Doch in der Familie Schöpf dementiert man eine Namensgebung des Juniors nach Vorbild des Superstars.

"Schreibt ja nicht, dass das wegen dem Del Piero ist", polterte etwa Vater Bertram, der erst mit 41 Jahren seine aktive Karriere beendet hatte. "Beggi" will nichts von "Ale" wissen. Urgestein bei Längenfeld, Vorarlberger Meister sowie Cupsieger mit Bregenz und dann in der Regionalliga im Einsatz. Bitte wer braucht da über die Grenzen südlich des Brenners blicken?

Im Ötztal wurde Alessandro Schöpf von Papa Bertram und Mama Carola (ehemalige Langlauf-Vizestaatsmeisterin) das sportliche Talent in die Wiege gelegt. Schon mit 15 Jahren ging es ins Internat von Bayern München, seit damals kennt Schöpf Junior auch David Alaba.

Sport-Ehrenzeichen im "Ötzi-Dorf"

In Umhausen daheim bei der Familie schaltete er nach dem Saisonende in der deutschen Bundesliga noch kurz ab. Dort ist man stolz auf den Stuibenfall als höchsten Wasserfall Tirols sowie das "Ötzi-Dorf", aber auch auf den berühmten Gemeindebürger. Deshalb bekam Alessandro auch das Sportehrenzeichen seines Heimatortes verliehen.

Mit seinem Wechsel in der Winterpause vom 1. FC Nürnberg zum FC Schalke 04 schaffte Schöpf den Sprung von der zweiten in die erste deutsche Bundesliga. Auch in den ÖFB-Auswahlmannschaften ging es nach oben. Er kam in der laufenden EM-Qualifikation auf fünf Einsätze im U21-Team, am 26. März 2016 aber dann die Freude über das Debüt in der Nationalmannschaft beim 2:1-Sieg gegen Albanien.
>> Die bisherigen ÖFB-Einsätze von Alessandro Schöpf

Für den Allrounder ging es steil nach oben. Eine EM-Teilnahme wäre aber der absolute Höhepunkt. Als Allrounder hat er viele Möglichkeiten. Gegenüber welftfussball versicherte er, dass seine Lieblingsposition hinter den Spitzen ist. Doch bei Schalke musste er meist rechts außen ran und auch im Team könnte er als vierter defensiver Mittelfeldspieler zum Kader bei der Europameisterschaft gehören.

"Das macht mich auch stolz"

Marcel Koller besetzt alle Positionen doppelt. Dieser Devise blieb der Teamchef stets eisern treu. Mit David Alaba, Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker stehen aber "nur" drei Mann für die zwei zentralen Positionen als Mittelfeldabräumer im aktuellen Aufgebot. Der Weg zum vierten Ticket scheint frei für Schöpf.

"Ich glaube, dass man auf der Position auch sehr viel durch seine Offensivqualitäten einbringen kann", gab sich der Tiroler zuversichtlich. "Zentral liegt mir fast noch mehr als am Flügel. Deswegen glaube ich schon, dass ich der Mannschaft da helfen kann."

Gegen Albanien und die Türkei kam er jeweils statt ÖFB-Superstar Alaba neu ins Spiel. "Das macht mich auch stolz. Er ist ein sehr, sehr großer Spieler, von dem wir alle einiges lernen können", lautet sein Lob für den ehemaligen Bayern-Kumpel.

Der Neo-Teamspieler stellt sich bewusst hinten an und verkraftet auch, dass er zuletzt bei Schalke einige Male auf die Ersatzbank musste: "Diese Situation habe ich vorher noch nicht gekannt. Aber man muss versuchen, der Mannschaft auch dann zu helfen. In einem Team heißt es unterordnen und sein eigenes Ego in den Hintergrund stellen. Das ist sehr, sehr wichtig in einem Mannschaftssport."

Selbst ein gewisser Alessandro Del Piero war im WM-Finale 2006 zunächst nur Ersatz und wurde erst in der 86. Minute eingewechselt. Doch am Ende war er dick da und verwertete im Elfmeterschießen für den Weltmeister. Alessandro spricht eben für Qualität, auch wenn Papa Schöpf daheim im Ötztal zürnen sollte.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Mittelfeldabräumer im Hochgefühl
>> Auftakt zum EM-Countdown im Alpenregen
>> ÖFB-Camp startet bei Traumbedingungen
>> Janko vorzeitig im ÖFB-Camp eingerückt

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Graubünden

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten