26.05.2016 13:40 Uhr

ÖFB-Sportdirektor als EM-Architekt

ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner beim Medientermin in der Schweiz
ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner beim Medientermin in der Schweiz

ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner hat am Donnerstag im Camp der österreichischen Nationalmannschaft in der Schweiz drei Punkte angesprochen, die er für ein erfolgreiches Abschneiden bei der EM in Frankreich für "extrem wichtig" hält. Es handelt sich dabei um möglichst keine verletzten Spieler, eine optimale Vorbereitung und eine gute Stimmung. Alle drei Punkte sieht er derzeit erfüllt.

"Wenn wir so ins Turnier kommen, bin ich sehr zuversichtlich. Wir haben wunderbare Spieler, die riesiges Potenzial haben", sagte Ruttensteiner bei einer Pressekonferenz im Hotel Adula in Flims. "Die Mannschaft hat Erfahrung, Qualität und ich weiß, dass sie auf dem Punkt ihre Leistung bringen kann. Man spürt, dass die Spieler gegen Ungarn auf dem Platz da sein werden."

Gegen den östlichen Nachbarn bestreiten die Österreicher am 14. Juni in Bordeaux ihr EM-Auftaktspiel. Es könnte bereits der Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier sein. Ruttensteiner: "Auf dem ersten Spiel ist der Fokus drauf. Wenn man da gut reinkommt, bin ich überzeugt, dass wir eine gute EM spielen."

Die fehlende Turniererfahrung will der Sportdirektor nicht überbewerten. "Es gibt Spieler, die haben schon ein Finale der Champions League gewonnen", verwies Ruttensteiner etwa auf Bayern-Star David Alaba. "Die haben Erfahrung." Die Heim-EM 2008 haben mit Torhüter Ramazan Özcan, Kapitän Christian Fuchs, György Garics, Sebastian Prödl und Martin Harnik fünf aktuelle Teamspieler bestritten. "Die Qualität der Mannschaft ist heute höher", meinte Ruttensteiner, seit 1999 beim ÖFB und seit zehn Jahren Sportdirektor.

Gespräche über Vertragsverlängerung laufen

In seiner Rolle gelte es, die Rahmenbedingungen für anhaltenden Erfolg zu schaffen. Seinen im Sommer auslaufenden Vertrag hat Ruttensteiner aber noch nicht verlängert. "Der Fokus von meiner Person liegt auf der EM. Mit einer Unterschrift hat das aus meiner Sicht nichts zu tun", meinte der 53-jährige Oberösterreicher. "Es geht mir gut dabei. Wir haben gute Gespräche geführt, aber unterschrieben ist noch nichts."

Mit Bernhard Neuhold als Geschäftsführer einer auszugliedernden Wirtschaftsbetriebe GmbH und Thomas Hollerer als Generalsekretär des ÖFB in seiner bisherigen Vereinsform erhält der Verband im Sommer nicht nur eine neue Struktur, sondern auch eine neue operative Führung. Ruttensteiner wünscht sich von dem Duo vor allem Geld. "Es geht um Talenteförderungseinrichtungen, um die Ausbildung, das braucht Ressource."
>> ÖFB erhält eine Doppelspitze

Seit Februar, als sich Thomas Janeschitz ausschließlich auf seine Tätigkeit als Co-Trainer von Teamchef Marcel Koller konzentrierte, hat Ruttensteiner auch die Leitung der Trainerausbildung übernommen. Diese werde auch künftig beim ÖFB beheimatet sein, der Profibereich in den Wirtschaftsbetrieben. Ruttensteiner dazu: "Der Fußball ist in beiden Bereichen angesiedelt, aber ich möchte nicht vorgreifen. Aufgabe des Sportdirektors ist es, mit beiden Bereichen intensiv zusammenzuarbeiten, aber dabei autonom zu sein."

Im Nachwuchsbereich "die letzte Stufe" erklimmen

Der Sportchef durfte sich neben der EM-Qualifikation des Nationalteams auch im Nachwuchsbereich zuletzt regelmäßig über die Turnier-Teilnahme bei Großereignissen freuen. Auch bei der U17-Europameisterschaft überstand Österreich zuletzt die Gruppenphase, in der es zum Abschluss aber eine 0:4-Schlappe gegen Deutschland und beim anschließenden Viertelfinal-Out ein 0:5-Debakel gegen Portugal setzte.

In Summe also 0:9 - ein bitterer EM-Abschied. Dabei hatte Ruttensteiner noch bei der ÖFB-Jahresbilanz den Satz "Es genügt nicht, nur dabei zu sein" fallen lassen. Darauf von weltfussball angesprochen, gab der Sportdirektor zu, "dass es eine große Herausforderung ist die letzte Stufe zu erklimmen. Wir haben die große Vision auch mal ein Finale zu erreichen oder einen Titel zu gewinnen."

Deshalb wurden schon eine Woche nach der U17-Europameisterschaft in der Sportkommission die Lehren gezogen und das Ergebnis an die Akademien weitergegeben. Wo muss Österreichs Nachwuchsfußball noch besser werden? Für Ruttensteiner in drei Bereichen: "Technisch-taktisch, physisch und mental. Man darf aber nicht vergessen, dass bei diesen Talenten neben aller individueller Qualität auch die Pubertät eine große Rolle spielt."

Ebenfalls noch Steigerungsmöglichkeiten sieht der ÖFB-Sportdirektor bei seiner Analyse der (zu) hoch verlorenen Spiele im Segment Schadensbegrenzung: "Es muss an der Einstellung gearbeitet werden, dass man sich nicht einfach ein zweites, drittes oder viertes Gegentor einfängt, wenn man einmal in Rückstand geraten ist."

Mehr dazu:
>> 43 Prozent der ÖFB-Fans glauben an Aufstieg

apa/red

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten