25.07.2016 13:30 Uhr

Wer bei Rapid die Gesetze macht

Chelsea bei der Eröffnung des neuen Stadions bezwungen, Ried zum Bundesliga-Auftakt mit 5:0 abgefertigt und dennoch redet man beim SK Rapid nur über ein Thema: Die Fan-Drohung gegen den eigenen Spieler. Maximilian Entrup, der am Montag seinen 19. Geburtstag feierte.

"M. Entrup - Die grüne Hölle wird für dich zum Inferno - UR" - dieses Transparent ist seit Samstagnachmittag der große Aufreger in Hütteldorf. Am Tag danach lieferten dann auch Teile des Austria-Anhangs nach dem 2:1-Sieg bei Aufsteiger SKN St. Pölten einen Beweis, wie man in Wien bei den beiden Erzrivalen miteinander umgeht: "Alle Grünen sind Schweine!", hallte es lautstark bei der TV-Liveübertragung.

Dazu wurde Ex-Rapidler Andreas Dober mit "Andi Dober Hurensohn!" begrüßt und bekam selbiges nach jedem Foulspiel sowie fast jedem Zweikampf erneut zu hören. 

Rapid-Neuzugang Maximilian Entrup als Buhmann

Dabei hatte die Meisterschaftssaison 2016/17 für Rapid noch ideal begonnen: 23.600 Zuschauer schon gegen Ried. Eine lange Zeit wirklich tolle Stimmung. Ein Fußball-Fest mit fünf Toren nach nicht einmal einer Stunde. Die grün-weiße Welt strahlte mit der Juli-Sonne um die Wette, bis ein Transparent im "Block West" (obwohl er nicht mehr im Westen liegt) die Gemüter erregte und den Traumstart in den Schatten stellte.

Die "Ultras", als seit längerer Zeit führende Fangruppe in der Rapid-Kurve, richteten Neuzugang Maximilian Entrup eine Botschaft aus. Das ehemalige Mitglied der Austria-Fangruppierung "Inferno" wurde verbal ins Visier genommen. Zur Erklärung: Entrup war über den SV Großebersdorf und den SC Enzersfeld sowie die Vienna in den violetten Nachwuchs gekommen.

Von 2009 bis 2012 spielte er für die Austria-Jugend. Dies wusste man schon bevor Rapid die Sturm-Hoffnung des FAC am 24. Juni für drei Jahre unter Vertrag genommen hatte. Einen Monat später wurde jedoch nun auch seine Vergangenheit in den Fankreisen der Veilchen bekannt. Ein rotes Tuch beim Anhang der Grün-Weißen.

Ex-Violetter steht als Rapidler an der Spitze der Torschützenliste

Kein Mensch sprach oder spricht darüber, dass mit dem stark aufzeigenden Thomas Murg ein weiterer Ex-Austrianer nach seinen zwei Treffern an der Spitze der Bundesliga-Torschützenliste steht. Sein Transfer (nach der Zwischenstation Ried) war von einigen Rapid-Fans am Anfang ebenfalls nicht goutiert worden.

Ähnlich hatte es sich in der Vergangenheit mit Christoph Saurer verhalten. Als Teile der Westtribüne im alten Hanappi-Stadion den Rapid-Neuzugang zu Beginn bei jeder Aktion ausgepfiffen hatten, war dies vom überwiegenden Rest des Stadions mit Beifall und demonstrativer Rückendeckung für Saurer gekontert worden. Nun jedoch gibt es nach dem Entrup-Transparent eine neue Dimension.

Rapid-Präsident Krammer: "Nur ein missglücktes Wortspiel"

Vom Rekordmeister gab es bis zum frühen Montagnachmittag keine einzige offizielle Stellungnahme zur Thematik. Die "Kronen-Zeitung" zitierte Rapid-Präsident Michael Krammer so: "Bei Gewalt ziehen wir die rote Linie, da ist Schluss. Aber das war nur ein missglücktes Wortspiel." Bedenklich, dass sich der Vereinsboss nicht distanzierte. Sondern vielmehr solche Sätze von sich gab: "Wir wollen kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen" oder "Ich finde die Reaktion überzogen".

Andreas Marek, der bei Rapid als Stadionsprecher und Fanservice-Leiter beste Kontakte zum Anhang pflegt, meinte im "Kurier" immerhin: "Ganz schlecht. Wir müssen reden." Vielleicht ist ja dann auch der wirtschaftliche Geschäftsführer dabei. Christoph Peschek blieb seiner Rolle als Ex-Politiker treu und ging auf Tauchstation. Seiner Aufgabe bei Rapid kam er nicht nach.

Dagegen ergriff Richard Strebinger für Entrup via facebook das Wort: "Was mich wie auch meine Mitspieler etwas schockiert hat, war, wie unser Mitspieler ‪Maxi Entrup‬ von den eigenen Fans attackiert wurde." Der Torhüter stellte klar fest: "Er haut sich seit seinem ersten Tag bei uns in jedem Training rein, als wäre es sein letztes. Er gibt alles, wodurch er sich auch die Kadernominierung verdient hat. Egal was war, für uns Mitspieler ist Maxi einer von uns!"

Die zwölf Gebote der Ultras für den Block West

Die "Ultras" hingegen haben dazu eine andere Meinung. Schon beim Spiel gegen Chelsea war im Fanzine folgendes zu lesen: "Es geht uns am Orsch, dass sich der Verein so entwickelt, aber wir lieben diesen Verein." Dazu stellte man auch gleich die "12 Gebote des Block West" auf:

1. Der Block West gibt Vollgas
2. Der Block West gibt niemals auf
3. Der Block West ist antiviolett
4. Der Block West lebt der Mannschaft Zusammenhalt vor
5. Unser Stadion heißt "Weststadion"
6. Wir tragen unsere Farben mit Stolz
7. Die einzig geduldete Politik ist die der Kurve
8. Keine Kooperation mit Polizei und Medien
9. Die aktiven Gruppen bestimmen das Geschehen der Kurve
10. Im Block West werden keine Fotos oder Videos gemacht
11. Zeigt Respekt für alle Rapidler (!)
12. Jeder ist für seinen Nebenmann verantwortlich  

Vielleicht findet auch der SK Rapid nach der jüngsten Entwicklung zu "Geboten" für den Umgang mit jenem Teil der Anhängerschaft, der schon seit längerer Zeit den Verein in Atem hält.
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Das nächste Wiener Derby kommt bestimmt. Die Vorboten verheißen aktuell nur wenig Gutes.  

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red

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