29.07.2016 10:00 Uhr

Der Chancentod muss ein Wiener sein

Hadern und hängende Köpfe. Die Wiener Austria scheiterte im Hinspiel an sich selbst
Hadern und hängende Köpfe. Die Wiener Austria scheiterte im Hinspiel an sich selbst

Verjuxte Möglichkeiten und eine Unachtsamkeit nach Wiederanpfiff. Die Wiener Austria hadert nach der bitteren 0:1-Heimniederlage gegen Spartak Trnava am Donnerstagabend im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde der Europa League vor allem mit sich selbst. Der Chancentod muss ein Wiener sein, zumindest an diesem Abend war es so.

Austria-Trainer Thorsten Fink war nach Spielende sichtlich unzufrieden. "Wir haben verloren und ein Tor bekommen. Das wollten wir nicht. Noch dazu fiel das Tor zu einem ungünstigsten Zeitpunkt." Dabei war die Leistung gar nicht schlecht. "ich kann der Mannschaft nur vorwerfen, das Tor nicht gemacht zu haben", so Fink.

"Wir haben dem Gegner drei gute Kontermöglichkeiten ermöglicht. Da sind wir taktisch nicht gut gestanden", analysierte der Austria-Coach. "Selbst haben wir uns hundertprozentige Chancen herausgespielt. Wenn man weiterkommen will, muss man Tore schießen."

Austria-Kapitän Almer: "Müssen den Ball über die Linie drücken"

Tormann Robert Almer bemängelte die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ebenfalls: "Wir haben schon in der ersten Hälfte Chancen gehabt und diese nicht genutzt. Da müssen wir konsequenter sein und den Ball über die Linie drücken", so der Austria-Kapitän.

In Zahlen ausgedrückt liest sich die Bilanz folgendermaßen: Von 21 Abschlussversuchen gingen sieben tatsächlich auf das Tor, elf daneben und drei wurden geblockt. Spartak gab dagegen nur vier Schüsse ab.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Almers Gegenüber bei Spartak, der erst 19-jährige Adam Jakubech an diesem Abend stark agierte. "Er hat sehr gut gehalten, eine tolle Leistung. Dazu kann man nur gratulieren", sagte Fink.

Trost spendet die Möglichkeit zur Rehabilitation in nur einer Woche. Dann tritt die Austria bei Spartak in Trnava an. "Das ist das Schöne am Europacup", so Fink und fügte selbstbewusst hinzu: "Wir sind auswärtsstark." Austria-Verteidiger Lukas Rotpuller war ähnlich optimistisch: "Es ist noch alles drinnen, die Chancen waren ja da. Wenn die Null steht, dann bin ich zuversichtlich." 

Wiederanpfiff verschlafen

"Natürlich kann man jetzt sagen, wir waren mit dem Kopf noch in der Kabine", meinte Rotpuller. Die Niederlage war jedenfalls "bitter", denn "sonst hatten wir sie gut im Griff." Ob er beim Gegentreffer mehr eingreifen hätte können, wollte er knapp nach dem Spiel nicht beurteilen. "Dazu muss ich mir die Szene noch einmal ansehen."

Das Spartak-Siegestor sah jenem der Austria im Heimspiel gegen den FK Kukësi zum Verwechseln ähnlich. Ivan Schranz war rechts durchgebrochen und hatte den in der Mitte mitgelaufenen Robert Tambe bedient. Die zweite Halbzeit war erst 16 Sekunden jung, schon zappelte der Ball im Netz. "Das Tor war super herausgespielt", gestand Thorsten Fink. Er sah darin auch seine Eindrücke des Gegners bestätigt: "Dass sie außen schnelle Spieler haben, rotieren und Tambe gefährlich ist, haben wir gewusst."

Auch Spartak-Trainer Miroslav Karhan hatte seine Mannschaft über den Gegner informiert: "Wir haben gewusst, dass die Austria hoch steht. Wir wollten den Ball hinter die Verteidigung bringen, das ist uns geglückt", zog der slowakische Rekordinternationale zufrieden Bilanz. Allerdings hält auch Karhan die Aufstiegsfrage für weiterhin offen. "Jetzt sind die Chancen 50:50, vorher waren sie bei 40:60."

Ausschreitungen überschatten das Spiel

Als sich Karhan bei den zahlreichen mitgereisten Spartak-Fans für ihre lautstarke Unterstützung bedankte, gingen bei der Pressekonferenz kurz die Wogen hoch. "Sind Sie wirklich stolz auf diese Fans?", lautete die Frage in Anspielung auf die Randale rund um das Ernst-Happel-Stadion vor dem Spiel.

Karhan wich zunächst aus: "Ich konzentriere mich auf den Fußball." Dann holte er doch zum verbalen Konter aus. "Hier haben Austria und Spartak Tranava gespielt, und dann kommen die Slovanisten (Anhänger des slowakischen Ligarivalen Slovan Bratislava). Vielleicht sollten sie denen keine Karten verkaufen", lautete der Vorwurf von Karhan.

Ob tatsächlich auch Slovan-Fans in Wien an den Handgreiflichkeiten beteiligt waren, bleibt abzuwarten. Die Aufarbeitung der Vorfälle seitens der Polizei und auch der UEFA wird reichlich Zeit in Anspruch nehmen.

Sportlich bleibt der Austria indes keine Verschnaufpause. Am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) treffen die Veilchen in der zweiten Bundesliga Runde daheim auf den SV Mattersburg und am Donnerstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) folgt das Europacup-Rückspiel in Trnava. Für die Mannschaft gilt es einstweilen eine alte Fußball-Weisheit zu verinnerlichen: Das Runde muss ins Eckige.

Mehr dazu:
>> Bittere Austria-Pleite gegen Spartak Trnava 
>> Randale der Trnava-Fans in Wien

Sebastian Kelterer

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