26.08.2016 17:45 Uhr

Europacup-Reform begünstigt Top-Nationen

Außenseiterschancen auf diesen Pokal schwinden damit
Außenseiterschancen auf diesen Pokal schwinden damit

Die UEFA-Reform der Champions League ab der Saison 2018/19 ist ein Kniefall vor den Topvereinen, die dadurch zusätzliche Fixplätze für die Gruppenphase erhalten und noch mehr Prämien kassieren werden. Die vier Topnationen des UEFA-Nationenrankings bekommen demnach in zwei Jahren die Garantie, mit jeweils vier Mannschaften fix in der Königsklasse vertreten zu sein.

Einen detaillierten Plan für die Neuverteilung der Startplätze will die UEFA aber erst im Dezember präsentieren, wie sie im Vorfeld der Auslosung der Europa League mitteilte. Doch schon jetzt steht fest, dass sie auf Kosten der mittleren und kleinen Fußball-Länder wie Österreich geht, da künftig nur noch vier Plätze (bisher fünf) über den "Meisterweg" für die Gruppenphase der Champions League ausgespielt werden. Dies verriet UEFA-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti bereits am Freitag.

Mit dieser Reform, die vorerst für drei Jahre bis zum Sommer 2021 gelten soll, beugt sich der Kontinentalverband dem Druck der Topvereine, die sogar mit einer Abspaltung gedroht hatten. Auch die Geldverteilung soll zugunsten historisch erfolgreicher Vereine verändert werden. Derzeit führt Spanien das UEFA-Ranking vor Deutschland, England und Italien an. Diese vier Nationen werden aufgrund ihres aktuellen Vorsprungs wohl auch in zwei Jahren an der Spitze stehen und damit am meisten von der UEFA-Reform profitieren.

Ebenbauer: "Kapitalismus pur!"

"Unfassbar! Gesellschaftspolitisch wird immer von Umverteilung geredet, damit die Reichen nicht noch reicher und die Armen nicht noch ärmer werden. Doch mit dieser Reform nimmt man den Armen noch mehr Geld weg. Dafür werden die großen Vereine gestärkt und bekommen noch mehr Geld, das ist Kapitalismus pur", lautete die Reaktion von Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer. "Fußball lebt ja vom Wettbewerb, aber diese Reform geht klar zulasten der mittleren und kleinen Verbände. Damit killt man den Wettbewerb."

Ab der Saison 2018/19 werden nämlich 26 statt wie bisher 22 Plätze der Gruppenphase bereits fix vergeben sein, neben den vier über die "Meisterweg" sollen nur noch zwei (bisher fünf) über den "Ligaweg" ausgespielt werden. Statt zehn werden also nur noch sechs Teams via Qualifikation in die Gruppenphase einziehen. Somit wird auch der von Ebenbauer angesprochene Mittelbau geschwächt, denn die Nationen auf den Plätzen elf und zwölf (derzeit Tschechien und die Schweiz) werden dann keinen festen Startplatz mehr haben und müssen so wie Österreich ihren Meister in die Qualifikation schicken.

"Der Name Champions League wird damit ad absurdum geführt", betonte Ebenbauer und sprach auch die terminlichen Auswirkungen für Nationen außerhalb der Top Ten an, die nun noch früher in die Qualifikation einsteigen müssen. Der Bundesliga-Vorstand hofft daher auf einen Schulterschluss mit den anderen betroffenen Verbänden. "Mittlere und kleinere Ligen müssen sich zusammentun, denn so geht es nicht."

Noch mehr Geld für die großen Vereine

Einen generellen Modus-Wechsel gibt es in Champions League und Europa League aber nicht. Weiter wird mit acht beziehungsweise zwölf Gruppen gespielt, danach beginnt in beiden Wettbewerben die K.o.-Phase mit Achtelfinale bzw. Runde der letzten 32. "Unser Ziel war es, dass jeder Verband die Möglichkeit bekommt, die Wettbewerbe zu erreichen", erklärte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis. Die Chance mag zwar bestehen, für die meisten allerdings nur auf dem Papier.

Auch die Geldverteilung soll zugunsten erfolgreicher Vereine verändert werden. So wird der Teamkoeffizient, aktuell weisen dabei Real Madrid und Bayern München den besten Wert auf, mit 30 Prozent nun erstmals berücksichtigt. Der Anteil aus dem Market Pool für alle Vereine aus einem Land dagegen von 40 auf 15 Prozent reduziert.

Einschnitte gibt es auch bei der fixen Startprämie. Die Gesamtsumme der finanziellen Ausschüttungen soll aber erhöht werden, versprach die UEFA. Dabei wird aber laut Ebenbauer interessant sein, wie die prozentuelle Verteilung zwischen Champions League und Europa League aussehen wird.

ÖFB und Bundesliga sehen Reform sehr kritisch

"Es ist eine Reform für und von den Topklubs in Europa", so lauten die einleitenden Worte von ÖFB und österreichischer Bundesliga in einer gemeinsamen Aussendung.

ÖFB-Präsident Leo Windtner meinte dazu: "Viele ergänzende Maßnahmen werden erst bis zum Jahresende ausgearbeitet. Es gilt daher für den ÖFB genau zu verfolgen, in welchem Ausmaß diese Reform zu Lasten der kleinen und mittleren Verbände geht." Unterm Strich gesehen, wird laut Windtner die Schere zwischen den europäischen Vereinen noch größer werden.

Nicht im Reform-Prozess eingebunden

Windtner zeigte sich sogar entrüstet: "Ich habe kein Verständnis dafür, dass seitens der UEFA derartige Reformen ohne Information beschlossen werden, wenn dies zum Nachteil für die kleineren und mittleren Verbände ist. Der ÖFB war in die Reform in keinster Weise eingebunden, und wir werden uns auch mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren."

Auch Bundesliga-Präsident Hans Rinner kann die Vorgehensweise der UEFA nicht verstehen. Er kann nicht nachvollziehen, "dass sowohl ÖFB und Bundesliga aus den Medien von dieser Entscheidung erfahren haben."

Mehr dazu:
>> Chance auf fünften Europacup-Platz lebt 

red/apa

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