13.09.2016 11:15 Uhr

Austria-Gegner Astra aufgehender Stern

Astra Giurgiu schaltete im Playoff der Europa League West Ham aus
Astra Giurgiu schaltete im Playoff der Europa League West Ham aus

Der Stern von Astra Giurgiu ging in der vergangenen Saison auf. Erstmals in der Geschichte krönte sich der Verein aus der 60.000 Einwohner zählenden Kleinstadt an der rumänisch-bulgarischen Grenze zum Meister. Der starke Mann von Astra bekam dies jedoch nur aus der Entfernung mit. Der schwer reiche Vereinsboss Ioan Niculae sitzt seit 2015 im Gefängnis.

Am Donnerstag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gastiert die Austria am ersten Spieltag der Europa League in Bukarest (dorthin wurde die Partie wegen der schlechten Rasenqualität in Giurgiu verlegt) bei einem Gegner, dessen Werdegang bezeichnend ist für die Lage im rumänischen Fußball. Abseits der großen Namen aus der Haupstadt wie Steaua und Dinamo haben sich im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Vereine aus der Provinz aufgeschwungen, um für Furore zu sorgen - und meist ebenso schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Astra wurde 1921 in Ploieşti gegründet. 1992 spielte der Verein erstmals in der dritten Liga, vier Jahre später kam mit der Übernahme durch Ioan Niculae eine Zäsur. Der heute 62-Jährige machte in der Düngerindustrie mit seiner Firma Interagro Millionen und verlegte den Vereinssitz 2012 nach Giurgiu. Viel mehr Zuschauer brachte dies jedoch nicht ein.

Im März 2015 schien Niculae in der Forbes-Liste noch als reichster Rumäne mit einem Vermögen von 1,2 Milliarden Dollar auf. Heuer war er auf der Liste nicht mehr zu finden. Dazwischen lag ein Schuldspruch: Zu zweieinhalb Jahren Haft wurde Niculae verurteilt, nachdem er 2009 den damaligen Kandidaten auf die rumänische Präsidentschaft, Mircea Geoana, illegalerweise finanziell unterstützt hatte.

"Das Image des rumänischen Fußballs ist im Moment sehr niedrig"

Ein Schicksal, das Niculae mit anderen Mäzenen im rumänischen Fußball teilt. So saß vor ihm der wortgewaltige Steaua-Besitzer George "Gigi" Becali wegen Betrugs im Gefängnis. Insgesamt gibt es kontinuierlich über Strafdelikte in der rumänischen Liga 1 zu berichten.

Vereine öffneten sie für den kurzfristigen Erfolg des öfteren für Geschäftsleute mit oft zweifelhaftem Ruf. "Das Image des rumänischen Fußballs ist im Moment sehr niedrig. Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder spielen gehen", sagte der Präsident der Spielergewerkschaft, Emilian Hulubei, im Februar der BBC.

So holte 2009 der FC Unirea Urziceni drei Jahre nach dem Aufstieg die Meisterschaft und spielte in der Champions League. 2010 verkaufte der Besitzer aber die besten Spieler, auch um Schulden bei Becali zu begleichen. 2011 war Unirea bankrott und löste sich auf. Oţelul Galaţi gewann den Titel 2011 und spielte ebenfalls in der europäischen Königsklasse. 2015 musste jedoch Eigentümer Dan Adamescu wegen Betrugs ins Gefängnis, Oţelul stieg ab und meldete im diesjährigen Frühjahr Insolvenz an.

Astra verlor wichtige Stützen an Steaua

Auch Astra droht dieses Schicksal. Im Sommer verließen mit den Brasilianern William de Amorim und Fernando Boldrin zwei Teamstützen den Verein Richtung Steaua. Rumäniens Teamstürmer Denis Alibec umwarb der Rekordmeister erfolglos. Vom 25-Jährigen, der als Teenager zu Inter ging, sich in Mailand aber nicht durchsetzen konnte, droht der Austria die meiste Gefahr. Auch, wenn ihm eine zu lockere Einstellung vorgeworfen wird.

"Ich will Alibec verpflichten. Aber nur mit einer Voraussetzung: Kein Coca Cola, kein Rauchen", sagte Steaua-Boss Becali. Der Transfer kam am Ende aber aufgrund der finanziellen Forderungen von Astra nicht zustande.

Bleibt noch ein Kuriosum um Astra-Trainer Marius Şumudică. Der 45-Jährige fasste eine zweimonatige Sperre aus, weil er verbotenerweise Wetten auf Spiele in der rumänischen Meisterschaft und Champions League gesetzt hatte. In der Europa League darf Şumudică - der über sich selbst gern in der dritten Person spricht - jedoch auf der Bank Platz nehmen. Für die UEFA gilt die Sanktion nur für nationale Bewerbe.

Mehr dazu:
>> UEFA verlegt Austria-Partie nach Bukarest
>> Die Austria-Gruppe in der Europa League im Überblick

apa/red

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