14.09.2016 15:32 Uhr

Beckenbauer-Anwälte dementieren Vorwürfe

Franz Beckenbauer steht im Fokus
Franz Beckenbauer steht im Fokus

Die Anwälte von Franz Beckenbauer haben die Zahlung von 5,5 Millionen Euro vom Deutschen Fußball-Bund an den früheren Chef des WM-Organisationskomitees verteidigt und gleichzeitig erklärt, dass ihr Mandant die Summe keinesfalls am Finanzamt vorbeischleusen wollte. "Franz Beckenbauer hat diese Einnahmen unverzüglich an seinem Wohnsitz in Österreich ordnungsgemäß versteuert", hieß es in einer Stellungnahme der Juristen.

Die Behauptung von "Spiegel online", das als erstes Medium über die Zahlung berichtet hatte, dass Beckenbauer die Millionen erst vier Jahre später versteuert habe, sei also falsch. "Der DFB musste nach einer Betriebsprüfung im Jahr 2010 eine Abzugssteuer leisten, die fällig wird, wenn Zahlungen an einen Steuerausländer geleistet werden", erklärten die Anwälte. Diese Abzugssteuer hatte der DFB 2006 nicht gezahlt, "Franz Beckenbauer hat sie dem DFB unverzüglich, nachdem er über das Ergebnis der Betriebsprüfung in Kenntnis gesetzt worden war, erstattet."

Die Brisanz der vom DFB bestätigten Zahlungen liegt einerseits in der bis zur Veröffentlichung verbreiteten Darstellung, dass Beckenbauer ehrenamtlich für die WM-Organisation gearbeitet hätte, und andererseits in der Schlüsselrolle des Idols in der noch ungeklärten WM-Affäre um eine Millionen-Zahlung der WM-Macher von 2005 an den Weltverband FIFA.

Die Anwälte widersprachen auch dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel, der von einer "teilweisen Täuschung der Öffentlichkeit" gesprochen hatte. "Dem DFB ist der gesamte Komplex von Beginn an bekannt", hieß es in der Stellungnahme: "Es gab keine Geheimverträge und keine versteckte Millionen-Zahlung."

Klare Worte vom Grindel

Präsident Reinhard Grindel reagierte in Athen unterdessen mit deutlicher Kritik. "Es war bekannt, dass Franz Beckenbauer im Umfeld der WM 2006 als Werbeträger für 'Oddset' tätig war. Es war uns bis Montagnachmittag nicht bekannt, dass er dafür die beachtliche Summe von 5,5 Millionen aus dem Topf für die Organisation der WM 2006 erhalten hat", so Grindel. Und der 54-Jährige, der seit April Präsident des größten Fachsportverbandes der Welt ist, legte noch nach: "Man kann vor diesem Hintergrund sicher nicht davon sprechen, dass seine Tätigkeit im OK ehrenamtlich war."

Der 71-Jährige selbst äußerte sich bislang nicht persönlich zu den neuen Vorwürfen. Er hatte bei seiner Präsentation als Chef des WM-Organisationskomitees vor 16 Jahren betont: "Ich mache das natürlich ehrenamtlich."

"Lotto Bayern" teilte derweil mit, es habe im Zusammenhang mit der WM 2006 keine vertraglichen Beziehungen von "Oddset" und/oder der Lotterieverwaltung zu Beckenbauer gegeben. "Dementsprechend gab es auch keine Honorarvereinbarungen und keine Honorarzahlung. Vertragspartner von Herrn Beckenbauer war der DFB", hieß es weiter. "Das Werbehonorar erhielt Herr Beckenbauer vom DFB." Hauptverhandlungspartner der Lotterieverwaltung beim Verband sei dessen damaliger Präsident Theo Zwanziger gewesen.

"Dort hat keine Transparenz geherrscht"

Im aktuellen "Fall Beckenbauer" (DFB-Homepage) führte der Verband die Vereinbarungen und Zahlungen bereits detailliert auf. Das Geld wurde Beckenbauer von Februar 2005 bis Oktober 2006 in fünf Raten ausgezahlt - die WM fand vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 statt.

Für Grindel ist es "völlig unverständlich", warum die damaligen OK-Mitglieder die These der Ehrenamtlichkeit über einen so langen Zeitraum vertreten hätten. "Für mich ist dieser ärgerliche Vorgang ein neuerlicher Beleg, dass das WM-OK auf Abschottung gesetzt hat, dass dort keine Transparenz geherrscht und die Öffentlichkeit in Teilen auch getäuscht worden ist. Das verurteile ich", sagte Grindel am Rande des UEFA-Kongresses in der griechischen Hauptstadt. Die Behauptung, dass Beckenbauer die Öffentlichkeit getäuscht habe, treffe nicht zu, meinten hingegen die Anwälte Beckenbauers.

Im Rahmen einer Betriebsprüfung am 20. und 22. Dezember 2010 zahlte der DFB insgesamt 1 160 500 Euro Abzugssteuer an das Finanzamt Frankfurt und stellte den Betrag Beckenbauer zur Erstattung in Rechnung. Am 23. März 2011 habe dieser den Betrag "vollumfänglich erstattet", hatte der DFB erklärt. Die Abzugssteuer werde fällig, wenn "Zahlungen an einen Steuerausländer geleistet werden", erklärten Beckenbauers Anwälte, die zudem betonten, dass der Wahl-Österreicher die Einnahmen von 5,5 Millionen "unverzüglich an seinem Wohnsitz in Österreich ordnungsgemäß versteuert" habe.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten