14.09.2016 12:24 Uhr

CSKA Moskva: Die Pferde sind los

Das Team von CSKA Moskva steht bereit für die Champions-League
Das Team von CSKA Moskva steht bereit für die Champions-League

CSKA Moskva (Moskau) ist einer der erfolgreichsten Klubs Russlands. Im Zuge des Aufeinandertreffens mit Bayer 04 Leverkusen in der CL-Gruppenphase Grund genug, die Situation der Hauptstädter etwas näher zu beleuchten.

Die Geschichte des Zentralen Sportklubs der Armee Moskaus ist ebenso turbulent wie interessant: aufgrund der Trainingsunterkunft im Pferdestall Fürst Yusupovs, zu Zeiten der Gründung des Klubs 1911 als Pferde betitelt, ist der Klub heutzutage einer der erfolgreichsten Vereine Russlands. Sechs nationale Meisterschaften stehen seit der Gründung der russischen ersten Liga 1992 im Regal von CSKA.

In dieser Saison geht der Erfolgsklub aus Moskau als russischer Meister qualifiziert in der Champions League an den Start. Als Gruppengegner warten in einer starken Gruppe Bayer Leverkusen, AS Monaco und die Tottenham Hotspur. Sollten die Pferde ins Achtelfinale galoppieren, wäre dies eine kleine Überraschung – denn sowohl Bayer, die Spurs als auch Monaco machen sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einzug in die nächste Runde und haben objektiv betrachtet die besseren Kader. Jedoch, Moskaus Trumpfkarte ist die Eingespieltheit.

CSKA – Russisch für Kontinuität

CSKA – das könnte ebenso Russisch sein für: Kontinuität. Die beiden Haudegen in der Innenverteidigung Aleksei Berezutskiy und Sergei Ignashevich bilden bereits seit 2004 die Abteilung Spielzerstörung bei den Moskauern. Torhüter-Legende Igor Akinfeev fliegt gar schon seit 2003 durch den Moskauer-Kasten. Auch Übungsleiter Leonid Slutsky steht seit 2009 für das Gütesiegel "Langfristig" bei den Rot-Blauen.

Hatten sich im Jahr 2009 bereits Spielerlegende Zico und Coach-Veteran Juande Ramos als Trainer Nummer sechs und sieben seit der Jahrtausendwende versucht, scheint Slutsky die Inkarnation der Optimalbesetzung dieses Postens darzustellen. Das ist kein Wunder, denn der Russe hat seit seiner Installation dreimal den Ligatitel sowie zweimal den Pokal errungen.

Historisch gesehen ging es in der Liga der Champions allerdings nie sonderlich weit für die Moskauer. In den letzten drei Jahren schied der Armeeklub glanzlos in der Gruppenphase aus. 2011/2012 konnte CSKA bis ins Achtelfinale gegen Real Madrid vordringen, ging dort jedoch unter. Zwei Jahre zuvor war man noch bis ins Viertelfinale eingezogen, zog gegen den späteren Sieger Inter Mailand aber den Kürzeren. Besser lief es unterdessen im damaligen UEFA Cup, den man 2004 gewinnen konnte.

Anders als die sportliche Vita des CSKA, ist die politisch-wirtschaftliche Zusammensetzung des Vereins absolut obskur.

Verruchte Besitzverhältnisse

Kein Verein wäre aufgrund seiner Strukturen in Deutschland ähnlich ungeliebt wie der russische Erstligist. Die Blau-Roten besitzen wohl eine der verruchtesten Eigentumsverhältnisse, die man im Profisport finden kann. Ein undurchsichtiges und verschleiertes Konstrukt aus Firmen und Tochterunternehmen besitzen und verbergen Anteile am russischen Erstligisten.

49 Prozent der Klub-Anteile liegen bei der IT-Firma "Bluecastle Enterprise", 25 Prozent gehen an die Aktiengesellschaft "AWO Kapital", und weitere 26 Prozent an das russische Verteidigungsministerium. Brisant ist die Beziehung der "AWO Kapital" mit der "Bluecastle Enterprise": Sie ist eine hundertprozentige Tochter der IT-Firma und somit Haupteigner des CSKA. Das Sahnehäubchen bildet jedoch die Rolle des CSKA-Präsidenten Yevgeni Giner in dieser Konstruktion: Berichten zufolge ist er der Eigner der "Bluecastle Enterprise" und daher Hauptinvestor des CSKA Moskva, obwohl dies offiziell und öffentlichkeitswirksam bestritten wird, denn der Klub gibt zu, dass man sich seit Jahren ohne jegliche Investoren eigenfinanziere. Wirtschaftliche Distanziertheit von sportlichen Entscheidungsträgern sieht anders aus.

Auch Chelsea-Oligarch Roman Abramovich hatte bereits seine Finger im Spiel des Moskauer Investoren-Kabinetts, zog sich aber frühzeitig aufgrund weiterer finanzieller Verpflichtungen schon vor über einer Dekade wieder zurück. Darüber hinaus zierten als Sponsoren bereits Gazprom und weitere Mineralölunternehmen die Brust der CSKA-Athleten. Alles Umstände, wegen derer in Deutschland Fan-Boykottierungen ausgelöst worden wären – in Russland Usus. So klar definiert also die sportliche Perspektive des Vereins ist, so komplex und amoralisch aus westeuropäischer Sicht ist die Führung des Klubs.

Mehr dazu:
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wfb

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