03.10.2016 15:00 Uhr

Wales kämpft bis die Knochen bersten

Bei Spielen zwischen Österreich und Wales ging man meist hart zur Sache
Bei Spielen zwischen Österreich und Wales ging man meist hart zur Sache

Bei Spielen zwischen Österreich und Wales bleibt oft kein Auge trocken. Spielerisch sah man bei Duellen der beiden Teams oft Schonkost mit harten Bandagen, für Spannung wurde aber trotzdem stets gesorgt. Vom ersten Treffen 1954 bis hin zur letzten freundschaftlichen Partie im Jahr 2013 kreuzten die beiden Nationen insgesamt achtmal die Klingen. Die Bilanz könnte für Österreich kaum besser aussehen. Fünf Siege, ein Remis und zwei Niederlagen stehen bei einem Torverhältnis von 11:6 zu Buche.

Das erste Treffen fand am 9. Mai 1954 statt. Österreich war damals mitten in der Vorbereitung zur Weltmeisterschaft in der Schweiz. Namen wie beispielsweise Gerhard Hanappi, Ernst Ocwirk, Ernst Happel, Karl Koller oder Ernst Stojaspal standen für eine international anerkannten ÖFB-Mannschaft, welche auch im Test gegen Wales überzeugen konnte. Durch Tore von Robert Dienst und Paul Halla gewann Österreich im Praterstadion klar mit 2:0. Teamchef Walter Nausch zeigte sich damals zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf. Seine Eindrücke sollten sich auch zwei Monate später bewahrheiten. Österreich erreichte bei der Weltmeisterschaft 1954 den dritten Platz.

Ein Jahr später kam es zum freundschaftlichen "Rückspiel" am Racecourse Ground in Wrexham. Wales hatte den Generationswechsel im Nationalteam absolviert. Die Brüder John und Mel Charles standen für den Aufschwung im walisischen Nationalteam, denn die "Dragons" schielten bereits jetzt auf die bevorstehende Weltmeisterschaft 1958 in Schweden. Die Gäste aus Österreich konnten sich am Ende trotzdem mit 2:1 durchsetzen.

Theodor Wagner und Gerhard Hanappi fixierten die schnelle 2:0-Führung nach knapp 20 Minuten Spielzeit. Wales drückte danach unaufhaltsam auf das Tor der Österreicher und wurde auch durch Derek Tapscott belohnt (35.). Die rüde Gangart der Hausherren forderte zudem ein ÖFB-Opfer. Stürmer Theodor Wagner wurde nach einem harten Einstieg mit einem Knochenbruch vom Platz getragen, aber auch bei Wales gab es nach dem Wechsel einen Schwerverletzten. Am Ende blieb es aber beim knappen Erfolg der ÖFB-Auswahl.

Danach riss der Kontakt zwischen Österreich und Wales weitgehend ab. Es dauerte 20 Jahre, bis man sich erneut am Feld traf. Am 4. September 1974 ging es um die Teilname an der Europameisterschaft in Jugoslawien. Innerhalb der Qualifikation zur Endrunde eröffnete die Partie Österreich gegen Wales die Spiele der Gruppe 2. Das junge ÖFB-Team rund um Hans Krankl und Teamchef Leopold Stastny konnte sich in Wien mit 2:1 gegen die Waliser durchsetzen.

Bei den Gästen liefen neben dem späteren Teamchef Terry Yorath und dem international anerkannten Trainer John Toshack Namen wie Leighton James oder John Mahoney auf. Wales hatte eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt, dies zeigte man auch ein Jahr später beim Rückspiel in der EM-Qualifikation.

Knochenbrüche und eine verpasste EM-Teilnahme

In Wrexham kam es bei Treffen mit Österreich immer zu regelrechten Schlachten. Nicht selten beschwerte sich die rot-weiß-rote Mannschaft über die zu harte Gangart der Gastgeber. Das Spiel hatte aber auch sportlichen Zündstoff, denn in Wrexham stand Österreich knapp vor der EM-Teilnahme.

Ungarn war trotz eines 8:1-Erfolges gegen Luxemburg bereits aus dem Rennen um den Gruppensieg. Österreich und Wales matchten sich um ein Weiterkommen. Erneut gingen die Gastgeber hart in die Zweikämpfe. So forsch, dass selbst Werner Kriess bei einer Attacke von Terry Yorath einen Beinbruch erlitt. Das Spiel endete nach einem Treffer von Arfon Griffiths (69.) mit einem 1:0-Sieg der Waliser.

Damit war Wales eine Runde weiter, Österreich musste hingegen als buchstäblich geprügelter Verlierer vom Platz ziehen. Die neu formierte ÖFB-Elf mit Spielern wie Herbert Prohaska, Bruno Pezzey und Hans Krankl verpasste hauchdünn eine erste Teilnahme an der EM-Endrunde. Die Sternstunde dieser ÖFB-Generation sollte aber zwei Jahre später in Argentinien folgen.

Erfolgscoach Coleman trifft gegen ÖFB-Elf

Es dauerte erneut knapp siebzehn Jahre, bis es wieder zu eine Duell mit Wales kommen sollte. Österreich lud die Waliser am 29. April 1992 zum freundschaftlichen Länderspiel nach Wien ein. Unter dem sichtlich schon gesundheitlich angeschlagenen Teamchef Ernst Happel gelang ein 1:1-Remis.

Michael Baur brachte Österreich im dank des "Toto-Länderspiels" bestens gefüllten Praterstadion mit einem sehenswerten Freistoß in Front. Den Ausgleich der Waliser fixierte kein Unbekannter. Chris Coleman, seines Zeichens aktueller Wales-Teamchef, erzielte den Ausgleich.

Zu einem Doppeltreffen kam es innerhalb der WM-Qualifikation im Jahr 2005. Österreich startete unter Teamchef Hans Krankl ideal in die Ausscheidung für die Weltmeisterschafts-Endrunde in Deutschland 2006. Gegen England überraschte man mit einem 2:2-Remis und Aserbaidschan wurde 2:0 besiegt.

Es folgte eine 1:3-Heimpleite gegen Polen und das bittere 3:3-Remis in Nordirland. Österreich hatte vor dem Auswärtsspiel gegen Wales nur noch eine Chance: Ein Sieg in Cardiff war Pflicht und der wurde gegen Topstars wie Ryan Giggs, John Hartson, Simon Davies oder Craig Bellamy mit 2:0 eingefahren. Durch Tore von Ivica Vastić und Martin Stranzl konnte Österreich in der Schlussphase die heiß ersehnten drei Punkte holen.

Helge Payer unschlagbar

Im Rückspiel in Wien schlug die Sternstunde von Torhüter Helge Payer. Der damalige Rapid-Schlussmann brachte Giggs und Bellamy mit seinen Paraden förmlich zur Verzweiflung. Als Rene Aufhauser dann kurz vor Schluss den 1:0-Siegestreffer erzielte, war Wales auch dank des unglaublichen Patzers von Keeper Danny Coyne endgültig gebrochen und die Medien schwärmten nur mehr von den Taten des ÖFB-Torhüters.

Helge Payer war über Nacht zum international heiß begehrten Schlussmann geworden. Selbst Vereine aus der englischen Premier League sollen ihr Interesse an dem Rapid-Keeper bekundet haben. Österreich war nach den Erfolgen gegen Wales mitten im Rennen um das WM-Ticket in Deutschland. Erst die Pleite in Polen machte die WM-Hoffnungen zunichte.

Das letzte Treffen fand am 6. Februar 2013 statt. Österreich verlor im Liberty Stadium von Swansea mit 1:2 gegen Wales. Der wirbelnde Gareth Bale scorte schnell das 1:0, zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhte Sam Vokes per Kopf auf 2:0. Erst ein Treffer von Marc Janko konnte das Ergebnis aus ÖFB-Sicht verschönern.

Mehr dazu:
>> Die ÖFB-Bilanz gegen Wales im Überblick

Christian Schreiber

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