25.11.2016 08:00 Uhr

Dummheiten kosten Austria Sieg und Aufstieg

Ein überaus bitterer Abend für die Veilchen
Ein überaus bitterer Abend für die Veilchen

Der Ärger über die 1:2-Niederlage in der Europa League gegen Astra Giurgiu war bei der Austria groß und in vielerlei Richtungen gerichtet.

Die aktuelle Mannschaft der Wiener Austria ist nicht reif fürs Geschichtsbuch. Noch nicht. Sie kann es aber noch werden. Das liegt einerseits an ihrer Jugend - der Altersschnitt der Startelf gegen Astra Giurgiu betrug 23,18 Jahre. Andererseits besteht noch weiterhin die Chance auf das erstmalige Überwintern im Europacup seit 2004/2005.

Als Lukas Rotpuller in der 57. Minute eine flache Hereingabe von Raphael Holzhauser nicht zuletzt dank eines Hüpfers von Tarkan Serbest über die Torlinie drückte, schien die violette Welt in Ordnung. Der Bann im Geduldspiel gegen den rumänischen Meister war gebrochen. Obendrein vermeldete Stadionsprecher Erwin Gruber den erfreulichen Zwischenstand vom Parallelspiel in Rom. Der Aufstieg in das Sechzehntelfinale der Europa League war greifbar. Eine halbe Stunde später sollte die Austria mit leeren Händen dastehen.

"Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben. Das ist enorm ärgerlich", sagte Austria-Trainer Thorsten Fink nach seinem 70. Pflichtspiel auf der violetten Betreuerbank. "Wegen Kleinigkeiten, die entscheidend waren, haben wir verloren."

Kapitän geht von Bord

Für den Knackpunkt im Spiel sorgte mit Austria-Kapitän Alexander Grünwald ausgerechnet ein Routinier. Binnen weniger Minuten sah der 27-Jährige gleich zwei Mal wegen Foulspiels Gelb und somit Gelb-Rot. Nach etwas mehr als einer Stunde musste Grünwald vom Feld, mied nach Schlusspfiff die Mixed-Zone, nahm aber immerhin gegenüber Pay-TV-Sender "Sky" Stellung: "Ich mache auf jeden Fall mir einen Vorwurf, das war eine Dummheit, die mir nicht passieren darf. Das tut mir sehr weh, weil ich der Mannschaft geschadet habe."

Der Ausschluss verschaffte Astra Giurgiu die zweite Luft. "Wir haben dann noch zwei Tore bekommen, das muss auch nicht unbedingt passieren. Aber ohne die Gelb-Rote Karte hätten wir die Partie auf jeden Fall gewonnen", so Grünwald weiter.

Strittiger Elfmeter

Die zweite Dummheit kann je nach Sichtweise Referee Paweł Raczkowski oder Austria-Verteidiger Petar Filipović zugeordnet werden. Für einen Check im Strafraum gegen den Torschützen des Ausgleichs Daniel Florea gab es kurz vor Schluss noch einen Elfmeter, den Constantin Budescu zum Siegestor verwertete. Filipović bezeichnete die Pfiffe des polnischen Schiedsrichters an diesem Abend generell als "sehr kleinlich". Bei der Elferszene wollte er Größen- und Gewichtsunterschied geltend machen: "Ich stelle natürlich meinen Körper rein und er ist 20 kg leichter und zwei Köpfe kleiner, natürlich fällt der."

"Der Spieler geht vom Tor weg, es geht Körper gegen Körper. Eine klare Fehlentscheidung", wollte auch Fink den harten, aber vertretbaren Pfiff nicht wahr haben. "Aber er ist entschieden worden und fertig." Nun müsse sich die Mannschaft wieder aufrichten. Die Welt dreht sich bekanntlich weiter, schon am Sonntag heißt der Gegner in der Bundesliga Wolfsberger AC.

Jetzt erst recht

Eine Trotzreaktion samt "Jetzt erst recht"-Mentalität wäre für Fink nun wünschenswert. Aus der Darbietung gegen Giurgiu soll zumindest das Positive mitgenommen werden. "Jeder hat gesehen, dass wir ganz klar die bessere Mannschaft waren bis zur Gelb-Roten Karte. Der Gegner hatte keinen Auftrag", meinte der Austria-Trainer. Auch der Siegeswille sei deutlich zu erkennen gewesen. Dass die Austria aus ihrer dominanten Phase nur wenig bis gar kein Kapital schlagen konnte, sollte dabei aber nicht unerwähnt bleiben.

Immerhin haben die Veilchen ja noch immer eine Aufstiegschance, wenngleich sie geschrumpft ist. "Wir waren nah dran. Jetzt haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand", so Fink. Die Austria muss am 8. Dezember bei Viktoria Plzen unbedingt gewinnen und gleichzeitig darauf hoffen, dass Gruppensieger AS Roma gegen Giurgiu zumindest ein Remis holt. Dank der Auswärtstorregel spricht bei etwaiger Punktegleichheit mit den Rumänen der direkte Vergleich für Violett. Das Lehrgeld wurde bezahlt, als letzter österreichischer Vertreter darf die Austria noch von einem Frühling in Europa träumen.

Mehr dazu: >> Austria verschenkt Sieg gegen Giurgiu 

Sebastian Kelterer

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