09.12.2016 08:50 Uhr

Kovačić: Vom Millionen-Flop zum Modrić-Erben

Mateo Kovačić steht vor einer glorreichen Zukunft
Mateo Kovačić steht vor einer glorreichen Zukunft

Im Laufe der Saison hat sich neben Luka Modrić ein zweiter Kroate im Real-Trikot ins Rampenlicht gespielt. Der 22 Jahre junge Mateo Kovačić dürfte auch am Samstag im Ligaspiel gegen Deportivo La Coruña (ab 20:45 Uhr im weltfussball.de-Liveticker) eine Schlüsselrolle einnehmen.

Im Schatten von Last-Minute-Torschütze Sergio Ramos, der nach dem 1:1 im Clásico als lebendes "Real-Denkmal" gefeiert wurde, spielte der eher unscheinbare Kovačić eine tragende Rolle im Spiel gegen den Erzrivalen. Der Mittelfeldspieler überzeugte vor allem mit seiner Zweikampfstärke und hielt Regisseur Modrić gleichzeitig mit zahlreichen Balleroberungen den Rücken frei. Wie sehr der Youngster seine katalanischen Gegenspieler mit seiner bissigen Spielweise zur Weißglut trieb, offenbarte auch ein Wortgefecht auf dem Platz. Laut "AS"-Informationen beschimpfte Barca-Verteidiger Jordi Alba den Kroaten am Rande des Spiels entnervt als "dickhead" und "dumb-ass".

Kovačićs starker Auftritt im Clásico steht stellvertretend für die Leistungen der letzten Monate. Im Laufe der Saison hatte bereits Trainer Zinédine Zidane seinen Schützling in den höchsten Tönen gelobt. "Er leistet phänomenale Arbeit. Er trainiert hart und er scheint Freude zu haben", schwärmte der Cheftrainer. Auch dem Fan-Magazin "Madrid Total" ist der Höhenflug nicht entgangen. Die User des Internet-Portals wählten den 29-fachen Nationalspieler zum Spieler des Monats November.

Eine Entwicklung, die im letzten Sommer fast unmöglich schien. Nur zehnmal schaffte der für 30 Millionen Euro von Inter Mailand verpflichtete Stratege in seiner Debüt-Saison den Sprung in die Startelf. Der Youngster galt schnell als Millionen-Flop. Die Medien spekulierten in der Sommerpause schon munter über einen Wechsel zum AS Rom oder Juventus Turin.

"Modrić wie ein großer Bruder"

Schließlich erteilte Kovačić-Berater Nikky Vuksan den Gerüchten ein klare Absage: "Er ist Spieler von Real Madrid, will sich durchsetzen und der Trainer vertraut ihm." Rückblickend für beide Seiten eine optimale Entscheidung. In dieser Spielzeit nutzte der Vielgescholtene seine Chance. Begünstigt durch zahlreiche Ausfälle, spielte sich Kovačić im Mittelfeld der Königlichen fest. Schon jetzt hat der gebürtige Linzer mehr Einsatzminuten als in der gesamten letzten Spielzeit abgespult. Überhaupt standen nur sechs Real-Spieler länger auf dem Platz. 

Eine besondere Rolle bei dieser Erfolgsgeschichte spielt Landsmann Luka Modrić. Auf und neben dem Platz half der erfahrene Ballverteiler bei der Akklimatisierung. "Er war im ersten Jahr wie ein großer Bruder für mich", schildert Kovačić das besondere Verhältnis zu seinem Teamkollegen, den der Jungspund sogar zu seinen Idolen zählt. Wie gut die beiden harmonieren, zeigte sich nicht zuletzt auf dem Platz gegen Barcelona.

Trap lobt: "Mischung aus Kaka und Seedorf"

Bereits bei seiner Ankunft in Madrid vor anderthalb Jahren rühmte das einstige Idol Modrić seinen künftigen Mitspieler in höchsten Töne: "Kovačić wird in den nächsten Jahren den Ballon d'Or gewinnen. Er hat soviel Talent und wird uns auf jeden Fall weiter helfen." Ein Lobgesang, der nicht von ungefähr kam. Der Youngster hatte zwei Jahre lang das Spiel von Inter Mailand maßgeblich geprägt. Die italienische Trainerlegende Giovanni Trapattoni sah in dem jungen Kroaten gar "eine Mischung aus Kaka und Clarence Seedorf."

Kein Wunder also, dass die Blancos sich im Sommer 2015 die Dienste des zentralen Mittelfeldspielers sicherten. Sein großes Talent hatte der Youngster aber schon viel früher angedeutet. Mit gerade einmal 16 Jahren war Kovačić während seiner Debüt-Saison im Trikot von Dinamo Zagreb zum jüngsten Torschützen der kroatischen Liga-Geschichte avanciert.

In Modrićs Fußstapfen

Auf lange Sicht könnte das Naturtalent sogar den mittlerweile 31-jährigen Modrić im Ensemble der Galaktischen beerben. Genau wie der erfahrene Veteran, der ebenfalls die Kaderschmiede von Dinamo Zagreb durchlief, kann der 22-Jährige variabel fast jede Position im Mittelfeld, ob offensiv oder defensiv, bekleiden. 

Zumindest der kroatische Volksheld Zvonomir Boban, einst selbst Strippenzieher im Mittelfeld des AC Mailand, traut ihm eine solche Mammutaufgabe zu. "Er ist einfach ein komplettes Talent. Mit den Anlagen kann er ein besserer Spieler werden, als ich es je war", lobt der Champions-League-Sieger von 1994. Bis zur vollen Entfaltung seines Talents darf Kovačić aber vorerst an der Seite seines "großen Bruders" im Mittelfeld des weißen Ballets zaubern.

Falk Velten

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