18.12.2016 17:40 Uhr

SKN: Vom Musterschüler zum Prügelknaben

Ein Bild aus besseren Tagen: SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels, NÖ LH Erwin Pröll und SKN-Generalmanager Andreas Blumauer - hinten rechts geht Karl Daxbacher ab
Ein Bild aus besseren Tagen: SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels, NÖ LH Erwin Pröll und SKN-Generalmanager Andreas Blumauer - hinten rechts geht Karl Daxbacher ab

Kein Meister der Ersten Liga dieses Jahrtausends kam danach in der Bundesliga so schwer auf Touren wie der SKN St. Pölten. Die niederländische Achse hielt nichts von dem Versprochenen und auch die Zuschauer bleiben beim Sportklub Niederösterreich mehr oder weniger aus.

"Wo gibt's den Aufsteigerbonus? Wo kann ich den kaufen?", scherzte SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels zu Saisonbeginn. Es dürfte ihm niemand einen Tipp gegeben haben. Während die Bundesliga-Aufsteiger in den vergangenen Jahren zumindest noch im Herbst für Furore sorgten, steckt St. Pölten seit Meisterschafts-Beginn tief hinten drin.

Und das obwohl die Niederösterreicher unter Trainer Karl Daxbacher einen Punkterekord in der Ersten Liga einheimsten (80), die meisten Tore schossen (68), die wenigsten bekamen (34) und die meisten Auswärtssiege in der Geschichte der Liga landeten (14).

Vergangene Saison war Aufsteiger Mattersburg nach 20 Runden Siebenter, im Jahr davor Altach Dritter und 2013 Grödig sogar Zweiter. Kein Erstliga-Meister dieses Jahrtausends startete auch nur annähernd so schlecht in die Bundesliga wie der SKN St. Pölten. Im Schnitt holten die Aufsteiger der letzten 15 Jahre in den ersten 20 Runden 27 Punkte, die Niederösterreicher verbuchen nun magere 18 Zähler.

Schlechter als auf Platz sieben lag zu diesem Zeitpunkt außer dem Kapfenberger SV in der Saison 2008/09 kein Aufsteiger und der war mit Platz acht auch noch um einen Rang besser als jetzt der SKN.

Der KSV ist auch der einzige Verein, der in den ersten 20 Runden noch weniger Punkte sammelte, als der SKN - nämlich kümmerliche 15 Zähler. Selbst in der Zeit, in der vor der Winterpause nur 19 Runden gespielt wurden, hatten alle schon mehr Päckchen unter dem Weihnachtsbaum liegen, als jetzt die Niederösterreicher. Beim KSV gab's damals vornehmlich aufgrund der löchrigen Defensive -  die in 20 Runden 45 Gegentreffer zugelassen hatte - nichts zu feiern. Abwehrchef war damals übrigens ein St. Pöltner. Sein Name: Dominique Taboga.

Zuviel und schlecht eingekauft

Bezeichnend ist, dass bei drei von den vier bisherigen Siegen des SKN kein Niederländer in der Startelf stand. Die als neue Führungsspieler präsentierten Kai Heerings (Abwehr), Jeroen Lumu (Mittelfeld) und Kevin Luckassen (Sturm) sind Vorgaben.

Heerings wurde von Daxbacher schon nach dem ersten Bundesliga-Spiel mehr oder weniger aussortiert und von Trainer-Nachfolger Jochen Fallmann einmal drei und einmal zwei Minuten eingesetzt. Die drei Spiele mit Lumu in der Startelf verlor der SKN allesamt. Die Luckassen-Statistik spricht Bände: Zwölf Punkte in sieben Spielen ohne ihn, Sechs Punkte in 13 Spielen mit ihm. Alle drei Landsleute bekamen von Schinkels Zweijahresverträge mit Optionen auf Verlängerungen, werden also im Fall des Klassenerhalts zumindest bis 2018 blieben.

Als guter Griff erwies sich der von Grödig geholte Daniel Schütz. Marco Perchtold ist ebenso eine Verstärkung. Paul Pârvulescu fällt zumindest nicht ab. Christopher Drazan war wegen einer Knieverletzung bis Dezember außer Gefecht, und schoss bei seiner zweiten Einwechslung gegen Admira Wacker am Samstag mit Gelb-Rot wegen wiederholter Kritik den Vogel ab. Zu Frühjahrsbeginn in Salzburg schaut der Ex-ÖFB-Teamspieler also so oder so erneut zu.

Alhassane Keita kam bisher auf zwei Tore - eines per Elfer und eines aus zwei Metern Entfernung. Mager für einen Mittelstürmer. In Zypern hatte er es bei Abstiegskandidat Ermis Aradippou auf 13 Treffer gebracht - sechs davon aus Elfmetern. Marco Hödl spielte lediglich bei den Juniors, dem Vorletzten in der Regonalliga Ost, wie Aufstiegs-Kapitän Tomasz Wisio und Ex-ÖFB-Teamspieler Daniel Beichler, die nach wie vor auf der Gehaltsliste stehen. 

Kaum wer will die Wölfe sehen

Weniger Heim-Zuschauer als der SKN bislang (3.751) hatten von den Aufsteigern seit 2001 auch nur Grödig (1.972) in der Saison 2013/2014, Wiener Neustadt (3.700) in der Saison 2009/10 und eben der Taboga-KSV mit 3.711.

Dabei kurbeln die SKN-Vereinsverantwortlichen immer wieder mit diversen Ermäßigungs-Aktionen den Verkauf an, oder versuchen es zumindest. Sponsoren wie die NV oder Kabelsignal lassen gelegentlich sogar bei ihren niederösterreichischen Kunden anrufen, um ihnen Freikarten für den SKN zu vermitteln.

Vielleicht halten es viele St. Pöltner mit Albert Einstein. "Was nichts kostet, ist nichts wert." Die NV Arena war ja sogar beim Eröffnungsturnier mit Rapid und Sparta Prag ausverschenkt worden.

Die älteren Fußballfans sind möglicherweise auch zu sehr vom VSE St. Pölten verwöhnt worden. Der hatte in seinem ersten Jahr in der Bundesliga 1988/1989 nach 20 Runden zehn Siege gelandet, bei fünf Remis und fünf Niederlagen und bis dahin am Voith Platz durschnittlich 7.150 Besucher.
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Thomas Schöpf

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