01.02.2017 08:00 Uhr

Walter Schachner feiert 60. Geburtstag

Jubilar Walter Schachner hofft auf eine erfolgreiche Rückkehr ins Trainergeschäft (1.2.2017)
Jubilar Walter Schachner hofft auf eine erfolgreiche Rückkehr ins Trainergeschäft (1.2.2017)

Walter Schachner ist 60. Der Ex-ÖFB-Teamstürmer wurde als "Schoko" in seiner aktiven Zeit gefeiert. Auch als Trainer war er erfolgreich, wartet nun aber schon länger auf eine neue Chance. Seinen runden Geburtstag feierte er am Mittwoch gemeinsam mit seiner Familie bei einem Urlaub auf den Malediven.

Seinen Spitznamen bekam der Jubilar verpasst, als er als Achtjähriger immer wieder mit Schokoriegeln zum Fußballspielen auftauchte. "Dann war ich irgendwann einmal der 'Schoko'. Der bin ich jetzt immer noch", schmunzelte der Steirer.

Probleme mit dem Namenszusatz hat Schachner nicht. "Es ist ein Markenzeichen von mir und stört mich nicht." Viel eher stößt sich der ehemalige Teamspieler und Meistercoach des GAK daran, dass er seit seinem Abgang vom LASK 2012 auf einen Trainerjob im Profi-Geschäft wartet.

Zuletzt half er im Finish der Saison 2014/15 bei DSV Leoben (der Vorgängerverein DSV Alpine war einst das Sprungbrett für seine großartige aktive Karriere als Wirbelwind an vorderster Front gewesen), um den Abstieg aus der steirischen Landesliga zu verhindern. Was erfolgreich gelang.
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"Ich kann mich stolz zu den besten Trainern Österreichs zählen"

"Seither hat mich niemand mehr gefragt. Wahrscheinlich zählen meine Erfolge und mein Wissen nicht mehr", vermutete das Geburtstagskind und meinte mit Blick auf seine vergangenen Erfolge: "Ich kann mich stolz zu den besten Trainern Österreichs zählen, das kann mir keiner nehmen."

Allerdings gehe der Trend immer mehr in Richtung jüngerer Betreuer. "Die sitzen dann auf der Bank und schreiben auf einem Zettel mit, und der Co-Trainer sitzt mit dem Laptop daneben. Dann spricht man von Gegenpressing, gegen den Ball arbeiten und in die Box kommen. So etwas gibt es nicht in meiner Ausdrucksweise", erklärte Schachner.

Geschliffene Rhetorik kann bei der Suche nach einem Trainer-Engagement ebenso behilflich sein wie das Pflegen von Netzwerken. Schachner will sich aber nicht ständig bei Vereinsfunktionären in Erinnerung rufen. "Ich bin nicht der Typ dafür, immer Hände zu schütteln."

Als erfolgreicher Coach bei der Austria unschön "verabschiedet"

Der Steirer startete seiner Trainer-Laufbahn zunächst sehr erfolgreich im Unterhaus beim FC Zeltweg. Danach wechselte er zum FC Kärnten, wo er als Chefcoach 2001 den Aufstieg in die höchste Liga schaffte und mit den Klagenfurtern im selben Jahr auch noch sensationell den ÖFB-Cup gewann.

2002 folgte der Wechsel zur damals von Frank Stronach finanziell aufgepäppelten Wiener Austria, wo er nach vier Monaten trotz überlegener Tabellenführung und einem UEFA-Cup-Triumph über Shakhtar Donetsk gefeuert und durch Christoph Daum ersetzt wurde.
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Der Abschied von den "Veilchen" ist für Schachner bis heute die schmerzvollste Episode seiner Trainerkarriere. "Damals hätten wir wirklich viel erreichen können. Aber das Umfeld hat eben nicht gepasst", sagte er nicht zuletzt in Anspielung auf den für die Trennung verantwortlichen Stronach-"Berater" Peter Svetits.

Mit dem GAK Gewinn des Doubles und Sieg an der Anfield Road

Immerhin brachte das Double mit dem GAK 2004 Genugtuung. Als Coach der Grazer verpasste Schachner zweimal nur haarscharf die Champions League.

2003 scheiterte man erst in der Verlängerung an Ajax (mit Superstars wie Zlatan Ibrahimović, Rafael van der Vaart oder Wesley Sneijder gespickt). Ein Jahr später kam gegen den späteren Sieger Liverpool trotz eines 1:0-Sensationerfolgs an der Anfield Road (damals der erste Europacup-Sieg einer österreichischen Mannschaft in England) durch ein Traumtor vom Mario Tokić mit einem Gesamtscore von 1:2 das Aus.

"Wenn ich mich einmal für die Champions League qualifiziert hätte, wer weiß, wo es mit mir hingegangen wäre", sagt Schachner.

So ging es im Jänner 2006 in die zweite deutsche Bundesliga zu 1860 München, wo Schachner nur 14 Monate blieb. "Da hätte ich mich vorher erkundigen müssen. Ich musste schnell zusagen und habe nicht gewusst, was das für ein Chaos war. Wenn es besser gelaufen wäre, hätte es so werden können wie jetzt bei Stöger oder Hasenhüttl", vermutete "Schoko".

Es folgten Tätigkeiten bei Austria Kärnten, Admira Wacker und beim LASK so wie die bisher letzte "Retter-Tätigkeit" bei DSV Leoben.

Von DSV Alpine bis zum Dauerbrenner in der italienischen Serie A

Als Spieler begann der am 1. Februar 1957 in Leoben geborene Walter Schachner seine aktive Karriere beim Eisenbahner-Sportverein von St. Michael in der Obersteiermark. Anschließend wechselte er zum "Hochofenballett" von DSV Alpine. Als Torjäger in der damaligen 2. Division (die zweithöchste Spielstufe trug sinnvollerweise auch diesen Namen) machte "Schoko" aber schon bald auch im Oberhaus auf sich aufmerksam.

Sein spektakulärer Treffer bei der WM 1978 in Argentinien beim 2:1-Sieg gegen Spanien ebnete den Bomber aus der zweiten Liga dann endgültig den Sprung ganz nach oben.

Die Wiener Austria holte Schachner von der Provinz in die Bundeshauptstadt. Sein Bundesliga-Debüt ging zwar am 18. August 1978 mit einer 1:3-Derbypleite gegen Rapid gehörig in die Hose, aber dafür machte er im Europacup der Meister mit den Violetten auf sich aufmerksam.

Ein einziges Tor fehlte zum Erreichen des Meistercup-Finales

Nach Aufstiegen gegen den FK Vllaznia, Lillestrøm SK und Dynamo Dresden (jeweils mit Schachner-Toren) war erst im Halbfinale gegen Malmö FF Endstation. Ein einziger Treffer verhinderte eine Teilnahme am Meistercup-Endspiel 1979 in München. Das wäre heute so wie wenn einem österreichischen Verein ein Tor zum Finale in der Champions League fehlen würde.

Speziell mit seinem Doppelpack beim 3:1-Sieg im Heimspiel gegen den damaligen DDR-Meister aus Dresden hatte Schachner aber seine Klasse gezeigt.

Auch in den folgenden Jahren blieben seine Leistungen in den Europacup-Duellen mit Vejle BK und Aberdeen sowie eine Auftritte im Nationalteam internationalen Beobachtern nicht verborgen. Nach drei Meistertiteln und einem Cupsieg wechselte Schachner im Sommer 1981 nach Italien in die Serie A.

Dort stellte er bei Cesena, Torino (Vizemeister 1985), Pisa und Avellino seine Goalgetter-Fähigkeiten unter Beweis, danach kehrte er nach Österreich zurück und spielte noch für Sturm Graz, erneut DSV Leoben, den GAK, den FC Salzburg, VSE St. Pölten, SR Donaufeld, wieder Sturm und Leoben (sensationell im Cup-Finale 1995 gegen Rapid), beim FC Tirol, ASK Kottingbrunn und Eintracht Wels.

Tore bei den Weltmeisterschaften 1978 und 1982

In der österreichischen Nationalmannschaft brachte es Schachner auf 64 Einsätze und 23 Tore. Highlights waren die Teilnahmen an den Weltmeisterschaften 1978 (damals als Amateur und Betriebselektriker im unbezahlten Urlaub) sowie 1982. In beiden Turnieren erzielte er Tore und ist damit bis heute neben Hans Krankl und Alfred Körner der einzige Österreicher, der bei zwei Weltmeisterschaften traf.

Schachner stand nicht nur 1978 beim legendären 3:2-Erfolg gegen Deutschland in Cordoba, sondern auch beim 0:1 gegen das DFB-Team 1982 in Gijon auf dem Platz. Vom damaligen "Nichtangriffspakt" hat der Steirer nach eigenen Angaben lange Zeit nichts mitbekommen und hielt sich daher auch nicht daran. "Und darauf bin ich stolz."

Erst gegen Ende dämmerte es dem ÖFB-Stürmer. "Da hat mein Gegenspieler Hans-Peter Briegel zu mir gesagt: Mensch Junge, jetzt hör' doch endlich auf zu laufen!'" Zuvor hatte er mit dem Goldtor beim 1:0-Sieg gegen Chile und einem Treffer beim 2:0-Erfolg gegen Algerien den rot-weiß-roten Aufstieg in die Zwischenrunde ermöglicht.

Eine 0:1-Niederlage gegen Frankreich und ein 2:2-Remis gegen Nordirland bedeuteten für Schachner den Abschied von der WM-Bühne. Sein letzter "echter" Länderspiel-Einsatz war am 6. April 1988 bei einem 2:2-Unentschieden in Griechenland. Verabschiedet wurde "Schoko" am 17. August 1994 in Klagenfurt mit einem Kurzeinsatz bei der 0:3-Niederlage gegen Russland

Mehr dazu:
>> Die gesammelten Länderspiele von Walter Schachner
>> Die Vereinsspiele von "Schoko" Schachner im Überblick

apa/red

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