02.03.2017 18:30 Uhr

"Fallmann hat wie Scherb das Trainergen"

Christoph Brunnauer lenkte jahrelang die SKN-Geschicke und stellte für Scherb, Baumgartner und Fallmann die Weichen
Christoph Brunnauer lenkte jahrelang die SKN-Geschicke und stellte für Scherb, Baumgartner und Fallmann die Weichen

Drei der aktuell sechs österreichischen Bundesliga-Trainer machten unter Christoph Brunnauer beim SKN St. Pölten einen entscheidenden Karrieresprung: Martin Scherb, Gerald Baumgartner und auch Jochen Fallmann.

Wenn Mattersburg Samstag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) St. Pölten empfängt, weiß der langjährige Macher des SKN, Christoph Brunnauer (von 2007 bis 2014 sportlicher Leiter, davor Nachwuchsleiter), nicht so recht, zu wem er halten soll. "Der SKN ist mein Herzensklub. Aber Gerald Baumgartner war in einer sehr schwierigen Zeit genau der richtige Trainer für St. Pölten. Er hat den Mut gehabt anzuecken, einiges aufzubrechen und so neue Energien frei zu setzen."

2014 biss sich Baumgartner mit den "Wölfen" als Zweitligist bis ins ÖFB-Cupfinale durch. Das Halbfinale gegen Sturm war die erste ausverkaufte Partie in der 8.000 Zuschauer fassenden NV Arena. 2013 hat der nunmehrige SVM-Coach den Bewerb bekanntlich mit Regionalligist Pasching sogar gewonnen. "Gestützt von Red Bull", weiß Brunnauer, "aber damals schon mit hervorragenden Matchplänen."

Scherb vor Canadi und Stöger

Vom derzeitigen SKN-Trainer Jochen Fallmann schwärmt Brunnauer im Gespräch mit weltfussball fast am meisten: "Er hat wie Scherb das Trainergen. Im Gegensatz zu ihm hat er selbst auch ganz oben gespielt. Scherb ist mit seiner Aufgabe gewachsen, hat ein unglaubliches Gefühl im Umgang mit jungen Spielern und kann aus geringen Möglichkeiten ein Maximum herausholen." Den  Regionalliga-Titel fuhr Scherb 2007/2008 gegen weit stärker betuchte Teams wie den FAC (unter Trainer Damir Canadi) oder Vienna (unter Peter Stöger) ein.

"Fallmann ist extrem ehrgeizig und weiß genau, wie er wen einsetzen kann. Seine Spieler mögen ihn. Bei ihm war mir schon vor zehn Jahren klar, dass er einmal ein guter Trainer werden wird", so Brunnauer. Deshalb holte er ihn 2013 "in Eigenregie" - wie er sagt - als Spielertrainer für die Landesligamannschaft des SKN zurück. Scherb und sein langjähriger Kapitän Fallmann waren nicht immer die besten Freunde. "Mit Thomas Nentwich war Fallmann schon zwei Mal Feuerwehr für den Klub", weiß Brunnauer, "darum wundert es mich, dass er nicht mehr Rückendeckung bekommt und nur einen Vertrag bis Sommer hat." Wenn Mattersburg die Klasse hält, dürfe Baumgartner gleich bis 2020 bleiben: "Das ist schon ein anderes Vertrauen."

Tennis mit Frenkie

Brunnauer selbst musste seinerzeit für Frenkie Schinkels den Sessel räumen. Mitgeteilt hat es ihm Andreas Blumauer nach nur drei Wochen Amtszeit als SKN-Generalmanager. "Das war doppelt bitter. Mit einem Fachmann wie Blumauer zusammenarbeiten zu dürfen, wäre toll gewesen." In der Zwischenzeit hatte Brunnauer (seit 32 Jahren auch im Bürofachhandel tätig) einige Angebote aus der Regionalliga und auch etwas aus der Bundesliga: "Aber nichts, wofür ich gleich Feuer und Flamme war."

Heiß auf Schinkels ist er längst nicht mehr. Zunächst wechselten die beiden, die sich schon lange gut kennen, eineinhalb Jahre kein Wort. "Mittlerweile spielen wir sogar Tennis miteinander", so Brunnauer. "Und ich darf sagen, Frenkie hat schnell gelernt, dass man als Sportdirektor nicht alles so einfach planen kann. Ich finde, bei den Wintertransfers hat er jetzt einen verdammt guten Job gemacht. Leider hat er in St. Pölten keine Lobby."

Warum spielt Grillitsch nicht beim SKN?

Schade findet Brunnauer, dass der SKN die Akademie St. Pölten (noch) nicht mehr in den Klub eingebunden oder ganz übernommen hat; und erzählt eine Anekdote: "Einmal habe ich zum Rapport beim Vorstand müssen und wurde gefragt, warum Florian Grillitsch aus der Akademie nicht zu uns kommt. Dann habe ich ihnen gesagt, dass ich schon vor langer Zeit der ungefähr Zwölfte war, der mit ihm verhandelt hat und dass er damals schon ein Angebot von Red Bull abgelehnt hatte und ich mir als Zweitligist gegenüber deutschen Großklubs wie Werder Bremen oder Nürnberg halt ein bisschen schwer tue."

Einen Tipp für die Partie im Pappelstadion mag Brunnauer nicht abgeben: "Ich hoffe nur, dass beide oben bleiben, bin mir da aber ziemlich sicher."

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Thomas Schöpf

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