21.03.2017 13:30 Uhr

Hosiner: "Totale Ekstase im ganzen Stadion"

Ho-Ho-Hosiner mit Union-Kollegen und Ritter Keule
Ho-Ho-Hosiner mit Union-Kollegen und Ritter Keule

Als Union Berlin den "Eisernen Thron" erobert hatte, ging in der Festung Alte Försterei die Party erst richtig los. "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!", schallte es den Spielern bei ihrer Ehrenrunde von den Rängen entgegen. ÖFB-Legionär Philipp Hosiner spürte eine "totale Ekstase im ganzen Stadion." 

Mit dem 1:0-Heimsieg am Montagabend gegen den bisherigen Angstgegner 1. FC Nürnberg und dem umjubelten Sprung auf Platz eins in der zweiten deutschen Bundesliga hat die Aufstiegs-Euphorie auch die letzten Zweifler gepackt. Dass die Eisernen dem Druck standhielten und in einem schwachen Spiel den sechsten Sieg in Folge (Vereinsrekord) erzwingen konnten, macht den Traum von der Bundesliga nur wahrscheinlicher.

Auch Hertha BSC würde sich über einen Stadtrivalen im Fußball-Oberhaus freuen. "Es wird in Berlin keine Konkurrenzsituation um auch nur einen Zuschauer geben", sagte Hertha-Manager Michael Preetz, "Union hat sein Publikum, seine Niesche und ein volles Stadion. Der große Unterschied zu uns ist, dass wir noch ein bisschen Platz haben - aber das wird so ein Derby sicher füllen."

"Scheiße, wir steigen auf!"

Die Ur-Unioner sprechen einem Duell mit dem "Westverein" Hertha allerdings jeglichen Derby-Charakter ab. Der Erzrivale ist der BFC Dynamo, nicht Hertha BSC. Trainer Jens Keller will sich trotzdem in Zukunft mit Hertha messen. Der frühere Schalke-Coach hat im Sommer das Erfolgsdenken mit nach Köpenick gebracht und Union die Dünnbrett-Bohrer-Mentalität ausgetrieben - auch wenn ein ironisches Fan-Plakat kürzlich anderes vermuten ließ: "Scheiße, wir steigen auf!"

"Es ist quasi als selbstverständlich hingenommen worden", sagte Keller in einem "11Freunde"-Interview, "dass man schlecht startet, dass man im Pokal rausfliegt - Sachen, wo ich gesagt habe: Seid ihr wahnsinnig?" Und scherzhaft fügte er hinzu: "Ich glaube, ich bin der erste Trainer, der entlassen wird, wenn er aufsteigt."

Kellers Glücksgriff mit Joker Hosiner

Wurde Keller auf Schalke vom Boulevard noch als "Gesicht der Krise" bezeichnet, bringt er bei Union einen unbändigen Siegeswillen ein. Gegen Nürnberg nutzte der 46-Jährige eine mehrminütige Unterbrechung wegen der Verletzung von Schiedsrichter Jochen Drees, um seine Profis auf den Sieg einzuschwören und taktisch umzustellen. Er wechselte mit Hosiner einen zweiten Stürmer ein - und der Burgenländer erzielte in der 83. Minute das umjubelte Goldtor.

Union kann die Tabellenführung nun in der Länderspiel-Pause genießen, danach geht es am 1. April zum Aufstiegskracher zu Hannover 96. Auch viele neutrale Fußballfans werden Union die Daumen drücken, denn der Verein gilt mit seinen traditionellen Werten und der besonderen Fankultur als willkommener Gegenentwurf zu Vereinen wie RB Leipzig, 1899 Hoffenheim oder dem VfL Wolfsburg.

Nach dem Sieg am Montag stimmte ein Nürnberg-Fan in der Straßenbahn Richtung Innenstadt den Spottgesang "Scheiß FC Bayern!" an, doch keiner der vielen Unioner wollte so recht mitmachen. "Ey", schrie der Fan, "das müsst ihr lernen für nächste Saison!" Und plötzlich brach großer Jubel aus.

Bayern statt Bochum - Union Berlin hat es selbst in der Hand.

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sid/red

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