25.03.2017 10:28 Uhr

Arnautović will fürs Team auf Urlaub pfeifen

Der gesperrte Marko Arnautović hinterlässt am linken Flügel eine riesige Lücke
Der gesperrte Marko Arnautović hinterlässt am linken Flügel eine riesige Lücke

Marko Arnautović kassierte gegen Moldau ebenso wie Stefan Ilsanker seine zweite Gelbe Karte in der WM-Qualifikation. Beide sind für das Auswärtsspiel in Irland gegen den Gruppenzweiten gesperrt. Der Stoke-Legionär hat Teamchef Marcel Koller trotzdem um eine Einberufung gebeten.

Die Minuten 28 und 88 beim erst spät errungenen Pflichtsieg gegen die Republik Moldau könnten rückwirkend als schicksalsträchtig eingeordnet werden. Marko Arnautović und Stefan Ilsanker sahen in der laufenden WM-Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland jeweils zum zweiten Mal Gelb. Beim nächsten "Finale", am 11. Juni in Dublin gegen Irland, fehlen beide gesperrt.

"Ich habe ganz vergessen, dass ich schon eine Gelbe Karte hab", gestand Arnautović und monierte die nicht ganz konsequente Linie von Schiedsrichter Istvan Vad. "Es war mein erstes Foul, und er gibt Gelb. Andere foulen sechs Mal. Aber man kann das jetzt nicht mehr ändern." Seine erste Verwarnung erhielt Arnautović beim 2:2 gegen Wales. Während des Lehrgangs wurde das Thema nicht angesprochen. "Wir gehen davon aus, dass sie das wissen, wenn sie vorbelastet sind", räumte Marcel Koller ein. Der Teufel steckt im Detail und schläft bekanntlich nie.

Lust auf mehr

Gegen Moldau war Arnautović im linken Flügeltandem mit David Alaba vor allem in der ersten Halbzeit herausragend. "Es war jetzt das erste Mal auf links. Es hat sehr gut geklappt, aber wir kennen uns ja auch schon lang", so der Stoke-Legionär. Sein kongenialer Partner hob angesprochen auf die Analogien zum Bayern-Flügel mit Ribery hervor, dass es vor allem auf die Qualität ankomme. "Aber es ist wie bei Frank, ich verstehe mich mit ihm auch außerhalb des Platzes sehr gut.", sagte Alaba. Erinnerungen an das berühmte Sepp-Herberger-Zitat "11 Freunde sollt ihr sein" wurden wach. Es hat durchaus seine Richtigkeit. 

Das  Zusammenspiel machte Lust auf mehr. Eine Fortsetzung gibt es aber nicht vor September. Fehlen wird Österreich im Juni auf dem Rasen des Stadions an der Lansdowne Road mit Arnautović allerdings nicht nur ein exzellenter Kicker, der vom einstigen Filou zum Führungsspieler gereift ist, sondern auch einer der wenigen Lichtblicke des verpatzten EM-Jahrs. Kein Wunder, dass Teamchef Marcel Koller bereits nach der Partie "Bauchschmerzen" plagten und wohl auch vorgefasste Pläne für den Test am Dienstag gegen Finnland überworfen werden müssen.

Motivator in Dublin?

"Diesmal haben Jules (Baumgartlinger) und Schöpf gefehlt, gegen Irland bin halt ich gesperrt", erinnerte Arnautović. "Aber ich will der Mannschaft helfen." Durch Präsenz. Die von ihm so oft zitierte "Familie" ist schließlich keine leere Worthülse. "Ich habe den Teamchef schon gefragt, ob ich trotzdem dabei sein darf. Er wird sich das überlegen", berichtete der 27-Jährige. "Es ist seine Entscheidung. Es kann auch sein, dass er sagt 'Geh' in Urlaub, das ist besser.'"

Österreichs Nationalteam hat unter Koller bereits bewiesen, dass Ausfälle verkraftet werden können. Etwa in der EM-Qualifikation daheim gegen Russland, als David Alaba langzeitverletzt und mit Baumgartlinger der zweite zentrale Mittelfeldmann kurzfristig vor dem Spiel ausfielen. Das ÖFB-Team siegte damals 1:0.

Alternativloser Dauerbrenner

Interessant wird freilich, wie Koller die Position nachbesetzen wird. Zuletzt fehlte Arnautović 2013 nach seiner Roten Karte beim 1:2 in Schweden und saß seine Sperre gegen die Färöer ab. Seither war er in Pflichtspielen ein Dauerbrenner und ging bestenfalls in den Schlussminuten für einen Abschiedsapplaus vom Feld. Sogar beim letzten Testlauf gegen die Slowakei spielte Arnautović als einzige Offensivkraft durch.

Der einstige Färöer-Ersatz Andreas Ivanschitz ist im Team-Ruhestand. Marcel Koller konnte David Alaba erstmals von der Rolle am linken Teamflügel überzeugen. Ihn nun weiter nach vorne zu beordern, würde die Lücke nur verschieben. Zumal Alaba bei einer Rückkehr zum gewohnten 4-5-1 wegen der Ilsanker-Sperre auch neben Kapitän Baumgartlinger gebraucht wird.

Die wahrscheinlichste Variante: Ein Akteur wird vom rechten auf den linken Flügel beordert. Denn dort herrscht mit Sabitzer, Schöpf, Harnik und Schaub derzeit ein regelrechtes Überangebot. Der Test gegen Finnland wird Aufschlüsse liefern. Abzuwarten ist freilich, inwieweit Koller sein irisches Gegenüber Martin O’Neill in die Karten blicken lässt. Anders als der Teamchef ist Arnautović frei von Magenbeschwerden: "Der Spieler, der reinkommt statt mir, wird das genauso gut machen."

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Sebastian Kelterer

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