04.04.2017 14:25 Uhr

Rapid-Trainer gesteht Fehler ein

Rapid-Trainer Damir Canadi fand klare Worte
Rapid-Trainer Damir Canadi fand klare Worte

Das Viertelfinale des ÖFB-Cups zwischen dem SKN St. Pölten und Rapid am Mittwochabend (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) wird für Damir Canadi zur Schlüsselpartie. Im Vorfeld des "Entscheidungsspiels" ließ der Rapid-Trainer mit überraschend kritischen Worten aufhorchen.

"Ich habe mich zuletzt auch das ein oder andere Mal falsch verhalten. Manche Dinge, die dann eskaliert sind, wollte ich ganz sicher nicht so", sagte der 46-Jährige am Dienstag bei der Pressekonferenz in Wien-Hütteldorf.

Canadi meinte auf Nachfrage von weltfussball, wie er die vergangenen Tage und Wochen als Mensch erlebt hat: "Natürlich geht der Druck und diese Kritik nicht spurlos an mir vorbei. Jeder erwartet bei Rapid Siege, damit muss man umgehen."

"In der Länderspielpause haben wir uns zusammengesetzt und vieles analysiert. Es war jetzt nicht so, dass ich mich einer Gehirnwäsche unterzogen habe, oder mir jemand erklären muss, wie ich mich zu verhalten habe. Aber ich habe auch mich analysiert und habe auch gesagt, da oder dort habe ich mich auch einmal falsch verhalten."

Konflikte wie in einer Ehe: "Aber wollte nicht, dass es so ausartet"

"Auf der anderen Seite bin ich jetzt ein paar Monate hier Trainer und es ist ganz klar, wenn ich komme, dann gibt es eine Phase des Kennenlernens. Das ist einfach so in einer Gruppe mit einer gewissen Dynamik. Ich lerne die Mannschaft kennen, die Mannschaft lernt mich kennen. Ebenso ist es mit dem ganzen Verein", so der Wiener.

"Zunächst ist es ein Abtasten. Dann setzt der Trainer Akzente und es kommt zu einer Konflikt-Phase. So beginnt eine Gruppe zu leben. Der Konflikt gehört dazu. Natürlich wollte ich nicht, dass es so ausartet auf diese Art und Weise. Aber natürlich habe ich als Trainer den ein oder anderen Schalter oder Knopf gedrückt und das ist etwas was nicht jedem gleich schmeckt", sagte Canadi.

"Dann kommt man in diese Konflikte hinein und die brauchst Du auch, dass Du irgendwann einmal 'performen' kannst. Sonst hast Du keinen Konflikt und das ist wie in der Ehe zu Hause. Dann wirst Du vielleicht mit Deiner Frau nicht lange zusammen bleiben oder Du wirst Dich schnell trennen. Und genauso ist es da bei uns in einer Fußballmannschaft. Ich denke es ist ganz wichtig, dass wir diese Phasen jetzt durcharbeiten auch wenn die Ergebnisse leider nicht so sind, wie wir es uns gemeinsam alle vorstellen", lauteten die ausführlichen Canadi-Erklärungen in einem sehr persönlichen Rückblick gegenüber weltfussball.

Seit 11. November 2016 ist Damir Canadi als Trainer des österreichischen Rekordmeisters tätig. Eine Bezeichnung, die längst nur noch ein Relikt der stolzen Vergangenheit ist. Seit dem Ende der vergangenen Saison gaben sich Zoran Barišić, Mike Büskens, der für wenige Tage als Interimslösung eingesprungene Thomas Hickersberger und dann der ehmalige Altach-Erfolgscoach Canadi die Klinke in die Hand.

2008 waren die Grün-Weißen zuletzt Meister, seit 1995 wartet man auf einen Cupsieg: An diese katastrophale Misserfolgsbilanz erinnerte auch der aktuelle Trainer, dem bei einem Cup-Out am Mittwochabend in St. Pölten das schnelle Ende seiner Ära in Hütteldorf droht: "Wenn man nach 27 Runden auf Platz sieben steht, dann braucht man nichts schön reden."

Rapid-Sportchef spricht von der "Notbremse"

Rapid-Sportchef Fredy Bickel sorgte indes für ebenso interessante Wortmeldungen: "Es braucht hier Realität und Demut. Für den Moment haben wir es gar nicht verdient das Wort Europacup in den Mund zu nehmen."

Der Schweizer blickte dafür bereits auf das folgende Bundesligaspiel am Samstag (ab 16:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Schlusslicht SV Ried. Bei einer Niederlage liegt der Letzte nur mehr fünf Punkte hinter Rapid. Der "worst case" Abstiegskampf wäre mit einer Pleite im Innviertel beinharte Realität.

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Christian Tragschitz

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