08.04.2017 09:18 Uhr

Atlético-Star Koke: Wie Kroos, nur anders

Koke ist der
Koke ist der "Toni Kroos" von Atlético Madrid

Vor dem Derbi madrileño am Samstag (ab 16:15 Uhr im weltfusball.de-Liveticker) ist Mittelfeldspieler Koke bei Atlético Madrid mindestens ebenso wichtig wie Toni Kroos auf der Gegenseite. Der spanische Nationalspieler ist jedoch ein anderer Spielertyp als der Weltmeister - und hat eine schmutzige Derby-Vergangenheit.

Sonntag, 19. März 2017, Stadion Vicente Calderón, Ligaspiel zwischen Atlético Madrid und dem FC Sevilla. Antoine Griezmann treibt den Ball in der 76. Minute an den Strafraum Sevillas. Der Torjäger nimmt den mitgelaufenen Juanfran rechts mit. Dessen flache Hereingabe kann Sevilla-Keeper Sergio Rico nicht klären.

Der Abpraller landet am Fünfmeterraum bei Koke. Der Mittelfeldmann muss die Kugel nur noch ins leere Tor schieben. Atlético führt 3:0. Die Entscheidung im wichtigen Duell um die Champions-League-Plätze ist gefallen. Am Ende gewinnen die Gastgeber die Partie mit 3:1.

Der Sieg gegen Sevilla markierte den vorläufigen Höhepunkt eines bislang fulminanten Jahres der Rojiblancos. In 22 Pflichtspielen kassierte Atlético nur drei Niederlagen. In der Primera División liegt das Team von Trainer Diego Simeone trotz durchwachsener Hinrunde wieder klar auf Kurs Platz drei.

Koke ist in Galaform

Maßgeblich beteiligt am Aufschwung, nicht nur wegen des Treffers gegen Sevilla: Spielmacher Koke. Vor dem Derby bei Real befindet sich der 25-Jährige in Hochform. Fünf Torbeteiligungen verbuchte er allein in den letzten sieben Spielen in La Liga.

"Mit Koke sind wir besser. Spieler wie er entscheiden Spiele", weiß auch Simeone. Der argentinische Coach setzt deswegen nahezu immer auf seinen neben Griezmann wichtigsten Spieler.

2542 Minuten absolvierte Koke insgesamt in dieser Spielzeit in der Primera División – mehr als jeder andere Atleti-Akteur.

Kein klassischer Regisseur wie Kroos

Ein Mittelfeldregisseur klassischer Prägung wie Derby-Gegenüber Toni Kroos ist der vielseitige Koke nicht. Der Spanier hat trotz seiner ausgeprägten technischen Fähigkeiten nicht die elegante Ausstrahlung des Weltmeisters. Er operiert außerdem weniger mit aufsehenerregenden langen Bällen. Ganz Atlético-typisch ist Kokes Spielstil auf gnadenlose Effizienz ausgerichtet.

Zudem hat der U21-Europameister von 2013 unter Simeone keine festgelegte Position auf dem Feld. "Er setzt mich fast überall ein und weiß, dass ich dem Team immer helfen kann", erklärt der Rechtsfuß die Gedankengänge seines Trainers.

Zuletzt agierte Koke meist auf dem linken Flügel, in der Hinrunde häufiger in der Zentrale. Die Versetzung des Ausnahmekönners trug dazu bei, das Spiel Atléticos wieder mehr in die Breite zu ziehen. Eine taktische Maßnahme, die reiche Früchte trug.

Offensiv überragend, defensiv ausbaufähig

Offensiv läuft bei Atlético unabhängig von seiner genauen Positionierung nahezu alles über Koke. Der Dauerbrenner spielt wie Kroos bei Real die meisten Pässe, kreiert die meisten Chancen und ist bester Vorlagengeber (sechs Assists) seines Teams in der Liga.

Eminent wichtig ist er darüber hinaus für das gefürchtete Umschaltspiel des Champions-League-Finalisten von 2016. "Koke macht unser Spiel nach der Balleroberung schneller. Er hat die Übersicht", lobt Simeone.

Kritische Stimmen, der Mittelfeldspieler störe mit seiner angriffslustigen Spielweise die Defensiv-Balance des zehnfachen spanischen Meisters, ließ Koke inzwischen verstummen.

Seine Werte im Hinblick auf Balleroberungen, gewonnene Zweikämpfe und andere wichtige Defensivattribute sind nicht überragend, aber zumindest solide. Schwächen in diesem Bereich macht er durch seine herausragende Spielintelligenz wett - ebenfalls eine Parallele zu Kroos.

Homophobe Beleidigung gegen CR7

Sportlich ist Koke vor dem Derby bei Real also über jeden Zweifel erhaben. Bei der prestigeträchtigen Partie wird er wohl wie gewohnt von Beginn an auflaufen, obwohl er im Vorfeld Opfer eines heimtückischen Raubüberfalls wurde.

Im Bernabéu wird es für den Unverzichtbaren allerdings auch darauf ankommen, seine Emotionen im Zaum zu halten. Im Hinspiel vor heimischem Publikum gelang das dem Atlético-Star nicht.

Bei der bitteren 0:3-Schlappe der Rojiblancos geriet Koke nach einem Kopfballduell im eigenen Strafraum mit Cristiano Ronaldo aneinander - und beleidigte den Portugiesen mit dem Wort "Schwuchtel".

Kroos als Vorbild?

Damit entzündete der Heißsporn nicht nur eine hitzige Debatte über homophobe Ressentiments im spanischen Fußball und entging nur knapp einer Sperre.

Er stachelte auch den Ehrgeiz des Weltfußballers an. Dieser hatte Real vor dem Tête-à-Tête mit Koke bereits mit 1:0 in Führung gebracht. Danach legte er die beiden weiteren Treffer für die Königlichen nach.

Beim erneuten Duell mit Ronaldo und Co., könnte der stets kühl und abgeklärt wirkende Kroos in dieser Hinsicht als Vorbild für Koke dienen. Denn dieser ist zwar irgendwie wie der DFB-Nationalspieler, aber doch ganz anders.

Tobias Knoop

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