26.04.2017 10:19 Uhr

Bayern-Krise: BVB-Duell als Schicksalsspiel

Bayern München erwartet gegen den BVB ein Schicksalsspiel
Bayern München erwartet gegen den BVB ein Schicksalsspiel

Zwölftes Double oder handfeste Krise? Für Bayern München und Trainer Carlo Ancelotti steht nach dem frühen Aus in der Champions League im DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund am Mittwoch (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) die gesamte Saisonbilanz auf dem Spiel. Unabhängig vom Ausgang des Krachers müssen in München in naher Zukunft zahlreiche Fragen der Kader-Planung geklärt werden.

Locker und gelöst, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, präsentierte sich Bayern-Kapitän Philipp Lahm auf der obligatorischen Abschlusspressekonferenz vor dem BVB-Spiel.

Dennoch gab der Routinier in deutlichen Worten die Marschroute für seine Mannschaft im Hinblick auf den Pokal-Hit in der Allianz Arena vor.

"Wer da keine Motivation hat, hat den Beruf verfehlt", erklärte der 33-Jährige. Und: "Jeder weiß, dass wir in jedem Wettbewerb bis zum Ende dabei sein wollen. Das heißt: am Mittwoch gewinnen und ins Finale einziehen!"

Unmissverständlich stellte der Weltmeister von 2014 zudem klar: "Ob es eine gute oder sehr gute Saison wird, hängt vom Pokal ab."

Vor allem letzterer Satz lässt aufhorchen - und zeigt das Seelenleben des erfolgsverwöhnten Rekordmeisters allzu deutlich: Seit vier Pflichtspielen warten die Bayern schon auf einen Sieg – für sie eine Ewigkeit.

Blutleere Auftritte in den letzten Wochen

Nach dem unglücklichen Ausscheiden in der Königsklasse stehen die Münchner unter großem Druck. Gewinnen sie die prestigeträchtige Partie gegen Borussia Dortmund nicht, droht die erste Saison unter Carlo Ancelotti mit einem großen Fragezeichen zu enden.

In der Tat wirkten die letzten Auftritte des Bundesliga-Tabellenführers ein wenig blutleer. Eine mögliche Erklärung dafür könnte die momentane Verletzungsmisere der Bayern sein.

Besonders in der Innenverteidigung pfeifen Mats Hummels, Jérôme Boateng und Javi Martínez seit Wochen aus dem letzten Loch. Auch gegen Dortmund werden mit Hummels und Boateng wieder zwei angeschlagene Defensivkräfte auflaufen.

Unter der mangelnden Fitness der Innenverteidiger leidet auch das Aufbauspiel der Bayern, sonst eine Stärke der Mannschaft.

Problemposition Außenbahn

Die momentan Schwächephase der Bayern ist jedoch nicht nur mit den derzeitigen Verletzungssorgen zu entschuldigen. Besonders in den Duellen gegen Real zeigte sich der Rekordmeister auf dem Rasen überraschend uninspiriert. Es offenbaren sich auch kaderplanerische Versäumnisse der Bayern.

Das von Ancelotti bevorzugte 4-3-3-System steht und fällt mit der Qualität der Außenbahnspieler. Die Flügelzange, bestehend aus Franck Ribéry und Arjen Robben, kommt aber zusehends in die Jahre. Leistungen auf absolutem Top-Niveau können "Robbery" nicht mehr in jedem Spiel abrufen.

Mit Douglas Costa und Kingsley Coman stehen eigentlich zwei Nachfolger im Kader des Rekordmeisters. Beide enttäuschen in dieser Saison jedoch.

Gerade Costa wirkte im Champions-League-Viertelfinale wie ein Fremdkörper im stotternden Bayern-Motor. Laut "Bleacher Report" soll die Münchner Führungsetage gewillt sein, den Brasilianer bei einem passendem Angebot im Sommer abzugeben. Liverpool, Tottenham und Juventus sollen bereits Interesse bekundet haben.

Arsenal-Star Sanchez auf der Liste

Für Costas Pendant Kingsley Coman sieht die Perspektive zumindest etwas rosiger aus. "Gehen sie davon aus, dass Coman verpflichtet wird", kommentierte Karl-Heinz Rummenigge gegenüber "Sport Bild" den möglichen Kauf des Franzosen, der momentan nur von Juve ausgeliehen ist.

Um für den Fall einer langfristigen Verletzung von Ribéry oder Robben abgesichert zu sein, dürften die Bayern im Sommer allerdings einen Hochkaräter für die Außenbahn verpflichten.

Kader-Planer Michael Reschke soll am Wochenende nach "Sport1"- Informationen Alexis Sanchez vom FC Arsenal intensiv beobachtet haben.

Mit Julian Brandt steht darüber hinaus ein deutsches Talent als Alternative auf der Beobachtungsliste. Laut "Bild" ist Brandts Wechsel sogar schon fix und nur noch fraglich, ob er im kommenden oder im nächsten Sommer vollzogen wird.

Wer wird Nummer zwei hinter Lewy?

Reschke dürfte sich ebenfalls nach einem Stürmer umschauen, das haben die letzten Wochen gezeigt. Zu groß ist die Abhängigkeit vom aktuell durch eine Schulterverletzung stark gehemmten Robert Lewandowski.

Trainer-Legende Huub Stevens brachte in der "Sport Bild" Ajax-Juwel Kasper Dolberg ins Gespräch. Der Niederländer sieht im 19-Jährigen Dänen den idealen Sturm-Ersatz für die Bayern: "Er spielt wie Lewandowski. Viel Technik, Schnelligkeit, kopfballstark – und ein ganz junger Bursche."

Gehandelt werden darüber hinaus bundesligaerfahrene Akteure wie Sandro Wagner und Mario Gomez. Auch Sanchez kann im Sturmzentrum auflaufen.

Welche Transfers letzten Endes getätigt werden, hängt wohl nur noch marginal vom restlichen Saisonverlauf ab. Doch gerade Streichkandidaten wie Costa stehen jetzt unter genauer Beobachtung.

Die Mannschaft ist am Zug und muss nach vier schwachen Spielen wieder den Weg in die Erfolgsspur finden – am besten mit einem Sieg gegen Erzrivale Borussia Dortmund.

Sebastian Rotter

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