27.04.2017 12:10 Uhr

Rapid mit dreiäugigem Fußballgott ins Finale

Rapid dank Joelinton-Tor in Minute 93 glücklicher Sieger
Rapid dank Joelinton-Tor in Minute 93 glücklicher Sieger

Die spielerische Klasse lässt bei Rapid weiterhin auf sich warten, doch immerhin ist das Spielglück zum richtigen Zeitpunkt zurückgekehrt. Beim 2:1-Heimsieg der Hütteldorfer am Mittwochabend im Semifinale des ÖFB-Cups gegen den LASK hatte Fortuna ihre Finger im Spiel - oder wie es Rapid-Trainer Goran Djuricin formulierte: "Der Fußballgott hat heute mit drei Augen auf uns runtergeschaut."

Die Gäste aus Oberösterreich hatten die deutlich besseren Chancen und wähnten sich nach dem Ausgleich in der 91. Minute durch Ex-Rapidler René Gartler schon in der Verlängerung, ehe eine lange Fehlerkette der Linzer in der 93. Minute das 2:1 für Rapid durch Joelinton ermöglichte. Dank des ersten Pokal-Finaleinzugs seit 2005 lebt nun die Chance der Grün-Weißen, eine verkorkste Saison noch halbwegs zu retten.

Allerdings wartet im Endspiel am 1. Juni in Klagenfurt Doublegewinner RB Salzburg, der sich im zweiten Semifinale beim 5:0-Schützenfest auswärts gegen Admira Wacker in Bestform präsentierte. Nur mit einem Sieg über den Titelverteidiger und dem ersten Cup-Triumph seit 1995 wäre Rapid in der kommenden Saison international vertreten.

Über die Rollenverteilung im Finale machte sich Djuricin noch keine Gedanken - es überwog die Freude über einen immens wichtigen Sieg, der dem Rekordmeister nach den öffentlichen Schlammschlachten wieder etwas Ruhe beschert. "Beim 1:1 habe ich mein Leben nicht gepackt, ich habe gedacht, ich kann nicht glauben, dass wir schon wieder so viel Pech haben. Und beim 2:1 weiß ich gar nicht mehr genau, was ich gemacht habe, so glücklich war ich."

Glück wird mit Pech aufgerechnet

Dass die Leistung wieder einmal zu wünschen übrig ließ, gab Djuricin unumwunden zu. "Es war ein glücklicher Sieg, aber wir nehmen ihn trotzdem an." Der 43-Jährige ortete in diesem Zusammenhang so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit für die Tiefschläge der vergangenen Monate. "Da haben wir viele Partien verloren oder unentschieden gespielt, die wir hätten gewinnen können."

Die Folgen dieser Misserfolgsserie waren gegen den LASK vor allem in der ersten Hälfte spürbar. "Wir haben in der Pause einige Sachen angesprochen, die Mannschaft hat sich zusammengerissen und ist noch näher zusammengerückt. In der zweiten Hälfte hat man dann den Teamgeist gespürt." Dennoch sei die Verunsicherung nach wie vor spürbar. "Ich weiß auch nicht, warum. Die Jungs vergessen immer wieder ihre hohe individuelle Qualität", sagte Djuricin.

Seine Spieler machten sich über die gezeigte Leistung ebenfalls keine Illusionen. "Unsere erste Hälfte war grottenschlecht, da haben uns der LASK und Keeper Tobias Knoflach am Leben gehalten. Am Schluss haben wir den 'Lucky Punch' geschafft - wie und warum, das weiß keiner", meinte Stefan Schwab, der Assistgeber des Joelinton-Treffers. Ähnlich äußerte sich Thomas Murg. "Es war sicher ein glücklicher Sieg, aber wir können nichts dafür, wenn der LASK seine Chancen nicht verwertet", erklärte der Schütze des zwischenzeitlichen 1:0.

LASK belohnt sich nicht

Bei den von zahlreichen Fans nach Wien begleiteten Gästen war die Enttäuschung unmittelbar nach dem Schlusspfiff groß. "Es geht ihnen nicht gut, teilweise haben sie noch auf dem Platz geweint", berichtete LASK-Trainer Oliver Glasner. Vorwürfe gab es aber keine. "Ich verspüre einen unheimlichen Stolz auf meine Mannschaft und ziehe den Hut davor, was sie hier geboten hat."

Vor der Mittwoch-Partie hatte der LASK 17 Pflichtspiele ohne Niederlage überstanden und den Aufstieg in die Bundesliga in souveräner Manier fixiert. "Ich freue mich auf die kommende Saison, und ganz Österreich kann sich auf einen starken LASK in der Bundesliga freuen. Man hat gesehen, dass wir absolut konkurrenzfähig sind, aber das war für mich auch keine Überraschung", betonte Glasner.

Nicht ohne Stolz wies der Oberösterreicher darauf hin, wie sehr man die Hütteldorfer in Bedrängnis gebracht hatte. "Rapid hat in der zweiten Hälfte den Spielaufbau eingestellt und nur noch hohe Bälle nach vorne gespielt. Das ist das größte Kompliment, das man bekommen kann, dass sich Rapid daheim vor mehr als 18.000 Zuschauern nach einem Zweitligisten richtet."

Wohl auch deshalb gab es von Glasner für seine Kicker einen Marschbefehl. "Ich habe ihnen gesagt: 'Burschen feiert's heute, dass sich die Balken biegen.'" In Partylaune befanden sich auch die Rapid-Kicker - in der Kabine betätigte sich Tobias Knoflach als "Master of Ceremonies", wie ein vom Verein veröffentlichtes Video zeigte.

Salzburg greift nach dem nächsten Double

Im Lager von RB Salzburg befand man sich nach dem 5:0-Kantersieg in der Südstadt ebenfalls in Hochstimmung. "Das war eines der besten Spiele, seit ich in Salzburg bin", jubelte Trainer Oscar Garcia an seinem 44. Geburtstag.

"Das schönste Geschenk war die Leistung. Die war vom Anfang bis zum Schluss richtig gut, mehr kann man nicht erwarten", sagte der Coach, dessen Team schon am Samstag als Meister feststehen könnte und das vierte Double in Folge anstrebt.

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apa/red

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