08.05.2017 12:50 Uhr

Trauer um Ex-ÖFB-Boss Beppo Mauhart

Mauhart ist längstdienender ÖFB-Präsident
Mauhart ist längstdienender ÖFB-Präsident

Der langjährige ÖFB-Präsident Beppo Mauhart ist am Sonntag mit 83 Jahren verstorben. Mauhart ist mit mehr als 17 Jahren Amtszeit der nach 1945 bisher längstdienende Präsident des Österreichischen Fußball Bundes, dessen Ehrenpräsident er nach dem Ende seiner Ära im Jahr 2002 auch wurde.

Mauhart hat während seiner ÖFB-Regentschaft einiges bewegt, reformiert und umstrukturiert. Vier Jahre nach seiner Wahl an die Verbandsspitze erlebte er als Generaldirektor der Austria Tabak AG (1988 bis 1995) sein berufliches Highlight.

Josef "Beppo" Mauhart 1933 bis 2017

Josef "Beppo" Mauhart wurde am 14. September 1933 in Enns geboren. Der Oberösterreicher war nach der Matura im Stiftsgymnasium Wilhering und dem Studium ab 1963 Chefredakteur der Zeitung des Freien Wirtschaftsverbands und ab 1970 im Finanzministerium als Sekretär von Hannes Androsch tätig.

1972 wurde er in den Aufsichtsrat der Austria Tabak berufen, seit 1976 war er dort stellvertretender Vorsitzender. Danach wurde Austria Tabak Namenssponsor des FK Austria Wien, der in diesen Jahren nach der Zigarettenmarke als FK Austria Memphis firmierte. Von 1988 bis 1995 war der "Tschick-Beppo" (so sein liebevoller Spitzname) zudem Vorsitzender des Vorstands von Austria Tabak.

Von 1984 bis 2002 war Mauhart dann Präsident des Österreichischen Fußballbundes - damit der längstdienende der Verbandsgeschichte in der Nachkriegszeit.

Unter der Führung von Beppo Mauhart wurde 2005 WINK (Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus) im Einvernehmen mit der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs auf Initiative des damaligen Präsidenten Manfred Nehrer ins Leben gerufen. Der Verein wurde gegründet, um das Wiener Künstlerhaus bei der Aufbringung zusätzlicher Finanzmittel aus dem Bereich der Privatwirtschaft und Industrie für die Sanierung des Gebäudes zu unterstützen. Unter anderem wurde auch das legendäre Künstlerhaus-Gschnas 2011 und 2012 als Wohltätigkeitsveranstaltung wiederbelebt.

Mauhart war zudem auch Vizepräsident des Vereines "Bildungsinitiative für die Zukunft", der im November 2011 das Volksbegehren Bildungsinitiative betrieb.

"Charisma bleibt unvergessen"

"Beppo Mauhart hat seine Zeit wie kaum ein anderer geprägt. Neben seinen großen Verdiensten um den österreichischen Fußball wird vor allem sein markantes Charisma unvergessen bleiben. Im ÖFB wird Beppo Mauhart als längstdienender Präsident immer einen Ehrenplatz einnehmen", würdigt ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner seinen Vor-Vorgänger.

Als Mauharts größten Coup wertet der ÖFB in einer Aussendung "die erfolgreiche Kandidatur für die Europameisterschaft 2008".

"Zu meiner Zeit ist der modernste Sportverband des Landes entstanden"

"Zu meiner Zeit ist der modernste Sportverband des Landes entstanden", betonte Mauhart anlässlich seines 75. Geburtstags stolz über seine Zeit an der Spitze des ÖFB. 17 Jahren, neun Monate und zehn Tagen war der einstige Germanistik- und Zeitungswissenschafts-Student der Boss der österreichischen Fußball Bundes.

Unter seiner Führung von Juni 1984 bis April 2002 erfolgte im ÖFB die Schaffung eines finanziell gesunden Fundaments durch bessere Vermarktung. Außerdem wurde das Prater-Stadion mit einer Voll-Überdachung versehen und im Oktober 1986 mit dem triumphalen 4:1-Sieg im Länderspiel gegen Deutschland neu eröffnet. Auf sportlicher Ebene fielen die zwei WM-Teilnahmen 1990 in Italien und 1998 in Frankreich in seine Amtszeit.

Bekanntheitsgrad, Auftreten und Hartnäckigkeit prädestinieren den stets perfekt gekleideten "Manager der alten Schule" zum Proponenten für Großprojekte. Mauhart ist der eigentliche Macher der EM 2008, ein Projekt, das er trotz Rückschlägen hartnäckig weiterverfolgte und letztlich auch sein Nachfolger Friedrich Stickler mit dem Zuschlag im Dezember 2002 als Erfolg verbuchen durfte.

"Die EM in Österreich war für mich die Krönung, nachdem es zuvor mit Ungarn als Partner für 2004 nicht geklappt hatte", sagte Mauhart, der in seinem Nebenjob als ÖFB-Chef Verträge mit insgesamt acht Teamchefs abgeschlossen hatte und sich bei seinen Entscheidungen laut Mitarbeitern ungern dreinreden ließ. So soll Mauhart auch als Hauptgeldgeber der Wiener Austria ab 1977 (bis Juni 2004) viele Entscheidungen im Alleingang getroffen haben.

Finanz-Debakel mit Head-Tyrolia Mares

Kritiker warfen dem Vater eines Sohnes gelegentlich Arroganz vor. Beim Debakel um die schwer verschuldete Sportartikelgruppe Head-Tyrolia-Mares (HTM) ging sein Konzept nicht auf. Kurz nach dem Ankauf durch die damals staatliche Austria Tabak erwies sich HTM als Sanierungsfall, der die Bilanzen der Austria Tabak in Milliardenhöhe belastete. Der Vorstand mit Mauhart trat zurück. In Summe kostete das HTM-Engagement die Republik 3,6 Milliarden Schilling - umgerechnet 262 Millionen Euro.

Mauhart begann seine Berufslaufbahn als Angestellter in der oberösterreichischen Viehverwertungsgenossenschaft. Parallel dazu besuchte er die Arbeitermittelschule, maturierte und ging nach Wien. 1970 wurde er Pressesekretär von Finanzminister Androsch, mit dem er seit Studententagen befreundet war. Der Startschuss für einen steilen Aufstieg: 1972 wurde der eng mit der Sozialdemokratien verbundene Mauhart in den Aufsichtsrat der Austria Tabak berufen, 1979 wechselte er in den Vorstand. Eine Tätigkeit als Ministersekretär sei generell eine "gute Schule", sagte der "Tabak-Zar" später.

Als ÖFB-Boss trat er nach fünf Wiederwahlen nicht mehr an. Mauhart räumte nicht ganz freiwillig den Posten. Frank Stronach strebte das Amt an, nach einer Unterredung mit dem Austro-Kanadier verzichteten beide. Stickler wurde neuer Chef des Verbandes.

Kettenraucher, Buchautor, Adabei

Auch in der Pension wurde es um Mauhart nicht still. Der Kettenraucher hatte einen Stammplatz in Seitenblicke-Sendungen und Adabei-Kolumnen, war medial weiter präsent.

Im Auftreten stets elegant, eloquent, belesen und kunstinteressiert - so zeigte sich der in Wien-Favoriten lebende Mauhart stets. Seiner Ausbildung blieb er mit der Veröffentlichung einer Reihe von Büchern, darunter "Das Winterpalais des Prinzen Eugen" oder "Staat, Steuern, Gesellschaft", treu.

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red

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