15.05.2017 12:00 Uhr

Hagi Boys erstmals rumänischer Meister

Georghe Hagi kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken
Georghe Hagi kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken

Karpaten-Maradona Hagi hat das Titelduell gegen Polit-Clown Gigi gewonnen. Die Hagi Boys sind acht Jahre nach ihrer Taufe erstmals rumänischer Meister. FC Viitorul Constanța hat gegen Steaua die Nase vorn, wenn der internationale Sportgerichtshof den Hagi Boys nicht überraschend die lange Nase zeigt.

Er ist Rumäniens Rekordtorschütze (ex aquo mit Adrian Mutu), war mit den "Tricolorii" bei drei WM-Endrunden und drei EM-Turnieren. Er dirigierte Real und Barça, stemmte mit 35 mit Galatasaray den UEFA-Cup und wurde nun als Gründer, Vereinsboss, Trainer und Nachwuchschef von FC Viitorul Constanța erstmals seit 27 Jahren (damals als Steaua-Spielmacher) wieder rumänischer Meister: Gheorghe Hagi.

2009 gründete Hagi Viitorul, kaufte sich die Drittliga-Lizenz von CSO Ovidio und errichtete um kolportierte elf Millionen Euro die "Academia de fotbal Gheorghe Hagi", deren Talente bald die "Puștii lui Hagi" also "Hagi Boys" genannt wurden. Ovidio hat rund 12.000 Einwohner, liegt ein paar Kilometer nördlich von Constanța (circa 285.000 Einwohner), wo Hagi als Jugendlicher bei Farul seine fußballerische Ausbildung genoss und als 17-Jähriger in der Liga 1 debütierte.

Als Trainer von Steaua zerkrachte sich Hagi - als Spieler oft "Karpaten-Maradona" genannt 2007 mit dem damaligen Hauptsponsor und nunmehrigen Klubeigentümer George "Gigi" Becali. Der rumänische Geschäftsmann und Politiker bezeichnet sich selbst gern als "reichsten Rumänen".

Der "Spiegel" nannte Becali 2010 "Polit-Clown" und "faulsten EU-Abgeordneten", weil er nur an rund 25 Prozent der Plenarsitzungen teilnahm. Allerdings saß er oft in U-Haft. Einmal wegen Misshandlung von Auto-Dieben. Clownesk ist auch, wie Becali seinen Maybach nach einem Blechschaden repariert.

Als nächstes möchte Becali den Meistertitel von Hagi mit Hilfe des Internationalen Sportgerichtshofs von Lausanne geradebügeln. Ob die seine Argumente erhören?

"Wir sind Erster. Wir sind in den direkten Duellen vorne." Beide Teams schlossen die Saison punktegleich ab. Steaua hat das bessere Torverhältnis und führt in allen vier direkten Saison-Duellen mit zwei Siegen und einer Niederlage bei einem Remis. Allerdings holten die "Hagi Boys" im "Championship" der besten sechs Vereine gegen Steaua diesen einen Sieg und das Remis. Und das zählt eben bei Punktegleichheit!

500 Euro Salär

"Die Großen sollten sich auch einmal wie große Männer benehmen. Sie sollten einmal kennenlernen, wie es ist, zu verlieren", konterte Hagi, "nun hat diese Stadt ihren Platz in der rumänischen Geschichte. Ich bin so stolz auf den jüngsten Meister und so glücklich, das Richtige getan zu haben, nämlich in junge Menschen investiert zu haben."

Hagi zahlt sich monatlich 500 Euro, was selbst für rumänische Verhältnisse nicht viel ist. Im Grunddurchgang setzte er mit Alex Nimely-Tchuimeni einen Liberianer mit englischem Pass und mit Pablo Brandán einen Argentinier ein. Im Championship ausschließlich Hagi Boys

Liga 1 schwächer als Bundesliga

Zuschauermagnet ist Viitorul (noch) keiner. Das Stadionul Central - im Volksmund Stadionul Hagi genannt - fasst gerade einmal 4.500 Besucher. Im Grunddurchgang kamen keine 1.500, im Championship zu den vier Heimspielen durchschnittlich 3.750. Allerdings liegt der Fußball dort generell am Boden.

In der UEFA-Fünfjahreswertung sind die Rumänen hinter Österreich auf Platz 17 zurück gefallen, obwohl Astra Giurgiu der Aufstieg aus der EL-Gruppe der Wiener Austria gelang. Einige Vereine, darunter auch das zugkräftige Rapid Bucureşti, gingen in Konkurs. CFR Cluj erfängt sich gerade. Und die Nummer1 Steaua darf eigentlich nur mehr FCSB genannt werden, weil die Namensrechte beim Verteidigungsministerium liegen.

Das erste Europacupspiel der Hagi Boys zum Saisonauftakt war allerdings auch sowas in die Hose gegangen. In der 3. Runde der Europa-League-Qualifaktion gingen sie bei KAA Gent 0:5 unter und schieden dann nach einer Nullnummer daheim aus. In der Youth League kamen die jungen Hagi Boys übrigens schon bis ins Achtelfinale, in dem sie dem FC Porto unterlagen. Kommenden Juli dürfen die großen Hagi Boys ihren zweiten Europacup-Anlauf in der Champions-League-Quali versuchen. Es sei denn Gigi gewinnt überraschend gegen Hagi beim Sportgerichtshof.

Mehr dazu:
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Thomas Schöpf

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